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Solingen Kein Singen vor Gericht

Solingen · Seit gestern müssen sich sechs Männer wegen Zigarettenschmuggels vor dem Wuppertaler Landgericht verantworten. Sie waren in ihrem Solinger Lager erwischt worden. Die Hintermänner bleiben aber unsichtbar.

Es war wie so oft, wenn sich Delinquenten auf den harten Sitzen einer Anklagebank im Wuppertaler Landgericht zu verteidigen haben. Reingerutscht will man sein in jenes kriminelle Brakwasser, das einen schließlich direkt auf Justitias Waagschale spülte. Und die Wege der Angeklagten dorthin sind gesäumt von vielen falschen Freunden, mittellos dastehenden Familien, schwangeren Verlobten sowie kranken Kindern — wer wollte da so kalt sein und die reuigen Familienväter für längere Zeit von den hilfsbedürftigen Lieben trennen?

Wie es aussieht, wird diese zweifelhafte Ehre nun der 6. großen Strafkammer des Wuppertaler Landgerichts zuteil. Sechs Männer haben sich noch bis zum 17. Juli des Vorwurfs zu erwehren, sie hätten osteuropäische Zigaretten erwerbsmäßig geschmuggelt. Die Angeklagten waren Ende März beim Verladen von 2,9 Millionen Glimmstengeln — Wert: rund 682 000 Euro — in einem Lager im Solinger Dycker Feld auf frischer Tat ertappt worden (wir berichteten). Zuvor waren die Fahnder bereits einem der beiden Haupttäter auf die Schliche gekommen. Der 50-Jährige war Anfang des Monats festgenommen worden, als er ebenfalls geschmuggelte Zigaretten entgegennehmen wollte — und so führte die kriminelle Spur schließlich ins Bergische.

Doch sind dies nur die Enden eines Gestrüpps, das bis nach Russland zu führen scheint. Fest steht, dass um die Jahreswende 2005/2006 der zweite Haupttäter, ein Solinger mit schlesischen Wurzeln, in eine "finanzielle Schieflage" kam, wie er gestern am ersten Verhandlungstag erklärte. Kontakte in die alte Heimat brachten ihn schließlich mit Leuten zusammen, die nicht nur Interesse hatten, Zigaretten zu schmuggeln, sondern mit denen überdies nicht gut Kirschen zu essen sein soll. "Die können auch anders", berichtete der verängstigte Solinger. Und so nimmt es nicht Wunder, dass auf der Anklagebank hauptsächlich kleine Rädchen eines wohl größeren Getriebes sitzen. Arbeitslose Männer, die für wenige hundert Euro bereit sind, im Westen Hilfsarbeiten zu erledigen und denen — mit einer Ausnahme — nicht in den Sinn gekommen sein will, an kriminellen Machenschaften teilzunehmen.

Auf die meist polnischen Angeklagten warten Strafen von bis zu fünf Jahren. Jedenfalls stehen die Chancen schlecht, dass sie bald freikommen. Und so wird wohl auch der Solinger, der die Hintermänner nicht nennen kann, noch eine Weile Gelegenheit haben, wenigstens des Sonntags — beim Gefängnis-Gottesdienst — zu singen. Etwas Gutes habe seine Verhaftung neben dem Umstand, dass er nicht weiter kriminell sei, nämlich gehabt: "Ich habe zum Glauben zurückgefunden.

(RP)
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