Solingen Kein Pardon für saufende Teenies

Solingen · Nach den Erfahrungen vom Burger Karnevalszug 2009 war die Polizei vergangenen Sonntag mit deutlich mehr Einsatzkräften an die Wupper angerückt. Oberbürgermeister Feith will mit vereinten Kräften – auch der Polizei – gegen den Alkoholmissbrauch von Jugendlichen vorgehen.

Nach den Erfahrungen vom Burger Karnevalszug 2009 war die Polizei vergangenen Sonntag mit deutlich mehr Einsatzkräften an die Wupper angerückt. Oberbürgermeister Feith will mit vereinten Kräften — auch der Polizei — gegen den Alkoholmissbrauch von Jugendlichen vorgehen.

Eine friedliche Familienfeier sieht anders aus. Weil aber die Polizei vom Verlauf des Burger Karnevalszuges im vorigen Jahr gewarnt war, war sie mit Kräften der Bereitschaftspolizei am Sonntagmittag an der Wupper angerückt. Bereits 2009 waren angetrunkene Jugendliche gleich dutzendweise auffällig geworden.

Grölende und pöbelnde Teenies

Und dieses Bild hatte sich den Besuchern eine Stunde nach Beginn des Zuges geboten: Das ansonsten beschauliche Unterburg gleicht einem Schlachtfeld. Leere Bierflaschen auf dem Asphalt, achtlos weggeworfen, die Scherben liegengelassen, den Müll auch. An der Hasencleverstraße sammeln sich dutzende Jugendliche, die den Fußweg nach Burg zum Trinken genutzt haben, grölen, kreischen, pöbeln. Am Rand des Zuges klammert sich ein Mädchen an seinem Freund, allein stehen kann sie nicht mehr.

Stadtwerke-Mitarbeiter sollen eigentlich den Verkehr für die Wendemanöver der Linienbusse auf der Solinger Straße absichern — dabei sind sie die meiste Zeit damit beschäftigt, torkelnde Jugendliche von der Straße zu holen. Als ein wankendes Mädchen mit ihren hohen Absätzen ausrutscht, gerät sie dennoch beinahe unter den Bus. Auf der Wupperinsel kann man zwischen den Flaschen auf dem Boden kaum noch treten.

Und so war das Aufgebot der Ordnungskräfte in Burg völlig angemessen, kann Rainer Ditt, Leiter der Solinger Polizeiinspektion, einige Tage später mit Fug und Recht behaupten. 23 Platzverweise, drei in Gewahrsamnahmen sowie 24 Fälle, in denen die Polizei hochprozentigen Alkohol bei Jugendlichen beschlagnahmte, sprechen eine deutliche Sprache. Aber nicht nur die Menge an betrunkenen Jugendlichen bereitet Ditt und seinen Kollegen Sorgen, sondern auch das gestiegene "Aggressionspotenzial". So leistete einer der jungen Leute, die die Polizei zur Ausnüchterung mitnahm, erheblichen Widerstand. Der Solinger Polizeichef ist der festen Überzeugung, dass nur die starke Polizeipräsenz mehrere Schlägereien verhindert habe.

Schwerpunkt sind Alkohol-Kids

Deshalb will man von Polizeiseite 2011 die Einsatzkräfte mindestens stabil halten. Das ist ganz im Sinn von Oberbürgermeister Norbert Feith, der gestern seinen Stadtdienst Ordnung und Jugend beauftragte, sich für die nächste Session Gedanken zu machen, wie die Sicherheit des Zuges, auch die der Zugwagen, erhöht werden kann, damit der Zug nicht an Beliebtheit verliert. Da läuft er bei Rainer Ditt offene Türen ein, der das gemeinsame Auftreten von Polizei und städtischen Ordnungskräften am Burger Zug lobte: "Wir hatten zusammen elf Kräfte vor Ort, die sich nur um Jugendliche gekümmert haben."

Über das gesamte Party-Jahr will die Polizei nun schwerpunktmäßig ein Augenmerk auf trinkende Jugendliche werfen, sei es auf dem Ohligser Dürpelfest oder dem Zöppkesmarkt, kündigte Ditt an, der das Vorgehen der Stadt lobte, Jugendliche als Alkohol-Testkäufer einzusetzen. Aber, so sicherte er im Gespräch mit unserer Zeitung zu, im kommenden Jahr werde die Polizei auch die mitziehenden Karnevalswagen genauer unter die Lupe nehmen. Am Sonntag war das Geländer eines Wagens zerbrochen, zwei Jugendliche hatten sich verletzt. Unklar ist derzeit noch, wie man dem wachsenden Scherbenhaufen Herr werden könnte.

(RP)
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