Solingen Kein Geld für kleine Bahnhöfe

Solingen · Bei der "Modernisierungsoffensive 2" der Bahn gehen die kleinen Solinger Stationen leer aus. Doch gerade an Bahnhöfen wie Vogelpark und Mitte liegt vieles im Argen. VRR und Fahrgastverband haben kein Mitspracherecht.

Nächsten Monat verschenkt die Bahn Freikarten. Dann können Bahnnutzer bei einer kostenfreien Fahrt Strecken testen. So will das Unternehmen erfahren, wo Pendler Verbesserungspotenzial sehen. Doch Solingen wird davon nicht profitieren. Weder für die Züge der S 1 noch für die des Müngsteners gibt es Gratistickets.

"Wir haben Strecken ausgesucht, die besonders stark frequentiert sind", sagte gestern eine Bahnsprecherin. Die S 1 Richtung Düsseldorf gehört aber offensichtlich trotz tausender Pendler täglich und des um 11,5 Prozent gesteigerten Fahrgastaufkommens seit 2008 nicht dazu. Und auf Sanierungen an den besonders maroden kleinen Bahnhöfen müssen die Solinger ebenfalls weiter warten.

Sanierung nur am Hauptbahnhof

Zwar sagte die Bahnsprecherin, in der Klingenstadt werde "jede Menge gemacht". Doch im Rahmen der jetzt begonnenen "Modernisierungsoffensive 2" von Bahn, Bund und Land fließen lediglich Mittel zum Hauptbahnhof. Dort werden für neun Millionen Euro drei Bahnsteige verlängert und ein neuer Aufzug gebaut.

Der Rest der Solinger Stationen, darunter auch die Problem-Bahnhöfe Vogelpark sowie Mitte, geht hingegen leer aus. Zum Vergleich: Nach Düsseldorf fließen in den kommenden Jahren 34 Millionen Euro, die auf zehn Bahnhöfe verteilt werden.

Dabei hatte zuletzt im Frühjahr der Stationsbericht des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) ergeben, dass es um Haltepunkte wie Vogelpark und Mitte schlecht bestellt ist. "Gerade am Vogelpark ergab sich eine dunkelrote Bewertung", sagte gestern noch einmal ein Sprecher des VRR. Unter anderem hatten die VRR-Tester bemängelt, dass die Station nur schlecht für Rollstuhlfahrer nutzbar ist.

Weitere Minuspunkte: Verdreckte Aufgänge, schmuddelige Wartehäuschen und Graffiti-Schmierereien. In Mitte wiederum stießen Taubendreck, der immer wieder defekte Aufzug und mangelhafte Beschilderungen auf Kritik. "Es ist natürlich nicht in unserem Sinn, wenn die Kunden unzufrieden sind", sagte der VRR-Sprecher.

Gleichzeitig nahm er die Bahn-Tochter Bahn Station & Services, die für Sanierungen zuständig ist, in Schutz. Inzwischen werde im Bereich des Verkehrsverbundes viel investiert, so der VRR-Sprecher. Wo und in welcher Reihenfolge Modernisierungen erfolgen, liegt aber nicht im Ermessen des VRR. "Die Bahn als Eigentümerin der Haltepunkte und Bahnhöfe entscheidet, welche Maßnahmen ergriffen werden", hieß es beim VRR.

Das Problem dabei ist jedoch, dass sich die Bahn in Solingen auf den Hauptbahnhof konzentriert. Ein Vorgehen, das der Fahrgastverband Pro Bahn in anderen Städten ebenfalls beobachtet. "In große Bahnhöfe steckt die Bahn mehr Geld", heißt es bei Pro Bahn. Der Verband fordert seit längerem Modernisierungen auch an den kleineren Solinger Stationen. "Am Haltepunkt Vogelpark ist zum Beispiel eine größere Überdachung notwendig", sagte gestern Axel Sindram, stellvertretender Vorsitzender von Pro Bahn im Bergischen Land. Zudem sei die Station Vogelpark allgemein sehr schlicht ausgestattet, so Sindram.

Allerdings: Eine Änderung wird auf sich warten lassen. Die "Modernisierungsoffensive 2", die die kleinen Solinger Bahnhöfe links liegen lässt, wird bis in die zweite Hälfte des Jahrzehnts laufen.

(RP/rl)
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