Solingen Karstadt: 2. August ist Schluss

Solingen · In gut drei Wochen schließt das Warenhaus – ein bitterer letzter Tag für die Karstadt-Mitarbeiter. Der Konzern selbst muss derweil in die gerichtliche Verlängerung. Noch immer ist unklar, was aus den Mietern im Turm wird.

In gut drei Wochen schließt das Warenhaus — ein bitterer letzter Tag für die Karstadt-Mitarbeiter. Der Konzern selbst muss derweil in die gerichtliche Verlängerung. Noch immer ist unklar, was aus den Mietern im Turm wird.

Irgendwer hat rechts neben dem Ausgang eine Armee aus Schaufensterpuppen stationiert — und irgendwie wirken die Figuren, für 80 Euro im Angebot, fast wie geschlagene Kämpfer, die nach einem letzten Gefecht in eine ungewisse Zukunft blicken. Für den Verkauf im Karstadt-Warenhaus reicht längst eine mit Flatterband abgesteckte Fläche im Erdgeschoss. Aber was heißt eigentlich Warenhaus? Nur noch wenige Produkte liegen in den Auslagen von Karstadt, das am 2. August für immer schließen wird (siehe Interview) — Schaufensterpuppen braucht hier schon lange keiner mehr.

Rund 50 Meter weiter zapft zur gleichen Zeit Zarko Pedisic ein Pils. Doch der Wirt des Löwenbräu-Kellers im Souterrain des Turms fühlt sich auf ähnlich verlorenem Posten wie die Puppen von nebenan. Und der gebürtige Kroate glaubt sich vom Handelskonzern mit Sitz in Essen ebenso verkauft. Zarko Pedisic ist sauer. "Das ist Betrug", schimpft der Mann und schiebt einem Gast das frische Bier über den Tresen. "Am 22. November 2007 habe ich die Option in meinem Mietvertrag gezogen und fünf Jahre verlängert", erinnert sich der Wirt. Allein, am gleichen Tag berichtete unsere Zeitung bereits, die Verhandlung zwischen Karstadt sowie einem Investor aus dem Münsterland befinde sich in der entscheidenden Phase.

Tatsächlich wurde mit der HLG kurz darauf ein Käufer präsentiert — in den Augen von Zarko Pedisic ein unfaires Spiel. "Karstadt wusste doch sicher, dass hier bald Schluss ist, als ich unterschieb", meint er, der nach der Vertragsverlängerung sowie in der Hoffnung auf die Zukunft noch einmal für 40 000 Euro einen Saal renovierte.

Geld, das der Wirt gern vom Konzern ersetzt hätte. Aber das einzige, das Pedisic aus Essen bekam, war die Kündigung im April. "Ich soll zum 15. August raus, will aber bis November bleiben", gibt sich der Wirt kämpferisch und weiß sich hierin mit Helmut Polmans vom Turmhotel, elf Etagen weiter oben, einig.

Vor kurzem trafen sich Karstadt und Hotel vor Gericht. Der Handelsriese will die Herberge bis Ende August raus haben und verklagte Polmans wegen ausstehender Miete. "Karstadt stimmte einem Vergleichsvorschlag zu, den wir aber ablehnten", erklärt Polmans, dem nun ein weiterer Entwurf des Wuppertaler Landgerichts vorliegt. Dabei soll der Konzern auf alle Mietforderungen verzichten, während das Hotel Ende August räumt.

"Die Richter gehen davon aus, dass der Komplex bis zu diesem Zeitpunkt leer sein muss", mutmaßt Polmans, der dies für unmöglich hält. Denn die Firma ICX, ebenfalls Mieterin im Turm, kann mit ihren rund 65 Mitarbeitern "erst Ende des Jahres" in ihr neues Domizil am Piepersberg umziehen, wie deren Manager Peter Henke berichtet.

Karstadt hat dies nach juristischer Prüfung akzeptiert. Mit den kleineren Partnern im Turm verfährt man aber härter. "Wir wollen bis November drin bleiben", erklärt Polmans, der nach eigener Angabe beim Konzern schon einmal nachfühlte, ob man sich nicht außergerichtlich einigen könne. Polmans: "Ein Gespräch wurde abgelehnt."

(RP)
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