Solingen Karriere nach der Lehre

Solingen · Das Aufderhöher Familienunternehmen Karl Hammacher sucht für das neue Lehrjahr noch zwei Azubis. Arbeitsagentur-Chefin Ute Ackerschott sieht das Familienunternehmen beispielhaft für eine gute Ausbildung.

Nach der Lehre hat Orazio Di Fede eine handfeste Perspektive; und zwar in seinem Ausbildungsbetrieb. Der 21-jährige Azubi zum Metallschleifer der Firma Karl Hammacher GmbH wird übernommen. Das hat Seniorchef Rolf Hammacher ihm bereits mit einem Schulterklopfen angeboten. In der Regel werden die Lehrlinge hier übernommen. Wer ausbilde, habe den jungen Leuten gegenüber eine Verantwortung, ist Hammacher überzeugt.

Die Firma ist Spezialist für zahnärztliche Instrumente sowie Labor- beziehungsweise kieferorthopädische Instrumente. Stets wird ausgebildet, um den Nachwuchs bei den Fachkräften zu sichern und um ihnen das notwendige Know-how selbst beizubringen. Maurizio Borzellino und Olaf Ronge haben ebenfalls bei Hammacher gelernt und Karriere gemacht. Der 28-Jährige beziehungsweise der 40-Jährige sind heute Betriebsleiter an der Steinendorfer Straße.

Hammacher ist mit über 40 Mitarbeitern ein klassisches Familienunternehmen. 1922 wurde es von Karl Hammacher gegründet, anfangs noch als Lohnschleiferei. Seniorchef Rolf Hammacher steht für die dritte Generation und hat die Nachfolge bereits eingeleitet und die Leitung der Firma seinen beiden Kindern übertragen.

Der Spezialist für Dentalinstrument exportiert weltweit, auch nach Japan. Es bleibe abzuwarten, wie sich die Katastrophe auswirkt, sagt der Seniorchef. Auch damit ist Hammacher kein Einzelfall. Zahlreiche hiesige Firmen dürften wegen ihrer Geschäftsbeziehungen nun in einer ähnlichen Situation sein. Zwei Lehrlinge zum Metallschleifer werden von dem Aufderhöher Familienunternehmen noch gesucht. Die jungen Leute könnten zum September anfangen.

Eigene Fachkräfte ausbilden

Für Ute Ackerschott, Leiterin der Arbeitsagentur, steht Hammacher beispielhaft für kräftige Solinger Familienunternehmen, die sich sehr gut um ihre Auszubildenden kümmern. Dort werde Hand in Hand gearbeitet, betont sie mit Blick auf den Ausbildungsmarkt. Sie appelliert an Unternehmen, angesichts der guten Konjunkturdaten verstärkt Lehrlinge auszubilden. "Die Unternehmen müssen sich ihre eigenen Fachkräfte über Ausbildung schaffen." In einigen Jahren werden diese Fachleute nach der Überzeugung der Arbeitsagentur-Chefin auf dem Jobmarkt so nicht mehr zur Verfügung stehen.

Roland Westphal, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, spricht sogar von einer dramatischen Entwicklung wegen des demografischen Wandels. "Das ist im Handwerk noch nicht überall angekommen. Wir haben sehr viele ältere Mitarbeiter in den Betrieben." Westphal befürchtet symbolkräftig schon "in absehbarer Zeit eine Situation, in der sich ein Bäcker, der uns die Brötchen backt, nicht mehr finden lässt".

(RP)
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