Karneval in Solingen Nur ein Sturm kann den Rosenmontagszug aufhalten

Solingen · Der kommissarische Zugleiter freut sich über neue Gruppen – und wirft bei der Organisation des Großereignisses seine ganze Erfahrung in die Waagschale. Erneut zur Wahl stellen will er sich aber nicht.

Axel Hawranke ist zum zweiten Mal in seiner karnevalistischen Laufbahn als Leiter des Solinger Rosenmontagszugs eingesprungen.

Axel Hawranke ist zum zweiten Mal in seiner karnevalistischen Laufbahn als Leiter des Solinger Rosenmontagszugs eingesprungen.

Foto: Stephan Köhlen

Der Festausschuss hat kürzlich die Anmeldefrist für den Rosenmontagszug um eine Woche verlängert. Warum ?

Hawranke Viele Gruppen hatten bis zum ursprünglichen Stichtag, dem 3. Februar, noch keinen Antrag gestellt. Womöglich waren einige verunsichert wegen der vielen Berichte darüber, dass der Zug in Gefahr sei. Wir haben alle noch einmal angeschrieben – und die Resonanz war gut.

Wie viele Anmeldungen sind letztlich zustande gekommen?

Hawranke Das bewegt sich im üblichen Rahmen. Wir haben 43 Zugnummern, das beinhaltet Fußgruppen und Wagen. Das Verhältnis hat sich dabei verschoben: Früher gab es deutlich mehr Fußgruppen, inzwischen sind wir fast bei 50:50 angekommen.

Gibt es Neulinge?

Hawranke Das Palliative Hospiz ist zum ersten Mal dabei und bringt gleich eine große Gruppe von über 60 Personen mit. Das freut mich, weil es für so einen Verein sehr wichtig ist, auf seine Arbeit aufmerksam zu machen. Und wo kann man das besser, als bei einem Rosenmontagszug, zu dem bei gutem Wetter bis zu 60.000 Besucher in die Innenstadt strömen? Erstmals mitziehen wird auch das Familienzentrum Lucasstraße, ebenfalls mit einer sehr großen Gruppe von rund 70 Teilnehmern. Ansonsten sind natürlich die klassischen Karnevalsgesellschaften dabei. Die CDU und SPD haben jeweils eigene Wagen, und zum zweiten Mal auch der Oberbürgermeister.

Was gibt es im Vorfeld alles zu erledigen?

Hawranke Die Gespräche mit Polizei, Ordnungsamt, Technischen Betrieben und Verkehrsbetrieben haben bereits stattgefunden und sind sehr gut abgelaufen. Auch mit den Entsorgungsbetrieben habe ich schon über die Aufstellung der Müllcontainer gesprochen. Mit dem Ordnungsamt stehen wir natürlich weiter im engen Kontakt, besonders in den Tagen vor dem Zug. Ab Altweiber sind wir von morgens bis abends für die Vorbereitungen unterwegs. Und wir behalten das Wetter im Auge und hoffen, dass uns kein Sturm einen Strich durch die Rechnung macht.

Mit welchen Schwierigkeiten hat man als Zug-Organisator zu kämpfen – gerade im Hinblick auf diverse Vorschriften ?

Hawranke Die TÜV-Abnahme für die Wagen ist sicherlich schwieriger geworden. Natürlich steht die Sicherheit an erster Stelle. Es gibt allerdings auch ein paar Vorschriften, die man mit Augenmaß handhaben sollte. So müssen zum Beispiel an allen Lkw Nottreppen angebracht werden. Wir reden hier aber über Fahrzeuge, die sechs bis sieben km/h unterwegs und nur 1,10 Meter hoch sind. Letztlich werden die Kosten immer höher, so dass die Gefahr besteht, dass manche Gruppen wie Kitas und Schulen sich die Teilnahme irgendwann nicht mehr leisten können. Andere Zugleiter klagen über dasselbe Problem.

Ändert sich etwas an den Kosten für die Teilnehmer?

Hawranke Nein. Es geht ja nur um die Versicherungsprämie. Und die beträgt 2,50 Euro für Kinder bis 14 Jahre, fünf Euro für Erwachsene, 25 Euro für Fahrzeuge und Wagen ab zwei Quadratmetern Fläche. Jeder soll sich die Teilnahme leisten können.

Wann fiel Entscheidung, dass Sie den Posten kommissarisch übernehmen ?

Hawranke In der letzten Versammlung. Es hatte sich niemand für die Funktion gemeldet. Und damit nichts anbrennt, habe ich mich zur Verfügung gestellt. Ich war schließlich auch zehn Jahre im Vorstand des FSK (Festausschuss Solinger Karneval / die Redaktion), und habe schon einmal den Zugleiter vertreten, als dieser schwer erkrankt war. Daher bin ich mit der Aufgabe vertraut. Für einen Außenstehenden wäre das sicherlich schwieriger geworden.

Würden Sie sich denn noch einmal fest zur Wahl stellen?

Hawranke Nein. Ich bin ja auch Präsident von der KG Rot-Weiß Klingenstädter und werde bald 60 Jahre alt. Ich habe immer gesagt, dass auch mal Jüngere ran sollen. Es geht mir wirklich nur darum, auszuhelfen. Eine weitere Position im FSK brauche ich nicht.

Wie ist eigentlich die Stimmung im Solinger Karneval nach den Misstönen, die es rund um die Wahl Arnd Krügers zum kommissarischen FSK-Vorsitzenden ?

Hawranke Der Umgang ist im Grunde gleich geblieben. Sicherlich hat der Ausstand des bisherigen Vorsitzenden Joachim Junker ein gewisses Vakuum hinterlassen. Aber wenn man den Leuten keine Chance gibt, kann es nicht funktionieren. Arnd Krüger macht seinen Job meines Erachtens gut. Jetzt kommt erst einmal der Zug, und dann wird man sich zusammensetzen. Im Mai wird es ja die Jahresversammlung geben. Und dann wird der Solinger Karneval in ein ruhiges Fahrwasser gelangen.

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