Solingen Kanuten machen den Wupperführerschein

Solingen · Die Biologische Station Mittlere Wupper bietet Lehrgänge für Bootssportler an. Die Teilnahme daran soll in Zukunft verpflichtend für alle sein, die den Fluss auf der Strecke von Wuppertal nach Leverkusen durchfahren wollen.

Statt des Paddels nahmen die Wassersportler gestern erst einmal Stift und Notizblock in die Hand: Denn beim naturschutzbezogenen Qualifizierungslehrgang zum Bootsführer gaben die Mitarbeiter der Biologischen Station Mittlere Wupper zunächst Einblicke in die sensible Tier- und Pflanzenwelt des "Bergischen Amazonas". Im Heiler Kotten, dem Vereinshaus des Paddelclubs Wasserwanderer Solingen, stellte Ökologe Frank Sonnenburg bedeutende Fisch- und Vogelarten der Umgebung vor und erinnerte an die Risiken des Bootsverkehrs für deren Lebensräume: Vor allem unkoordinierte Bewegungen mit dem Paddel im flachen Wasser könnten Laichplätze gefährden, erklärte er: "Zudem scheucht man beim Paddeln auch Vögel auf, was für die Tiere mit erheblichem Stress verbunden ist und für sie sogar lebensbedrohliche Folgen haben kann."

Natürlich könnten die Bewegungen der Boote vor allem bei ungeübten Fahrern auch Pflanzen zerstören, sagte Sonnenburg, stellte aber klar: "Der Bootsverkehr allein erklärt nicht, warum in den letzten Jahren so viele Wasserpflanzen im Solinger Gebiet der Wupper verschwunden sind."

Um die ökologischen Folgen der Ausflüge auf den Fluss so gering wie möglich zu halten, seien besonders Erfahrung und Geschick der Bootsführer wichtig, betonte Sonnenburg. Die Lehrgänge der Biologischen Station sollen Freizeitpaddlern und gewerblichen Bootsführern das nötige Rüstzeug auf den Weg geben und sie für die Umwelt sensibilisieren: Denn die Wupper liegt in einem sogenannten FFH-Gebiet. Diese Abkürzung steht für Fauna, Flora, Habitate und weist auf das besondere Schutzbedürfnis einer Landschaft und deren Bewohner hin. Wenn die bergischen Städte ihre Landschaftspläne überarbeitet haben, soll eine Fahrt über die Wupper nur noch jenen Bootsführern gestattet sein, die eine Teilnahmebescheinigung am Lehrgang vorlegen können oder in Begleitung eines Absolventen über den Fluss paddeln.

Auch wenn niemand weiß, wann die Regel genau in Kraft tritt: Die Nachfrage nach den Lehrgängen ist schon jetzt groß. "Unsere nächsten Termine sind alle ausgebucht", sagt Sonnenburg, der sich auch über das Verständnis der Wassersportler freut: "Die Kurse verlaufen sehr harmonisch, schließlich haben ja auch die Paddler eine enge Verbundenheit mit der Natur."

"Ich wollte einfach noch mehr über Tiere und Pflanzen der Umgebung wissen", bestätigte Teilnehmer Hubertus Dittmer diese Einschätzung und lobte die "interessanten Vorträge." Der 63-Jährige erkundet seit über 40 Jahren mit dem Kanu die Wasserwege der Region.

Nach dem theoretischen Teil des Lehrgangs ging es für die Teilnehmer dann endlich auf die Wupper: In 2er- und 3er-Kanadiern, die die Kölner Sporthochschule stellte, fuhren sie vom Anlegeplatz am Wupperhof bis zum Wipperkotten. Unter den Teilnehmern waren dabei längst nicht nur langjährige Bootssportler.

Ein Freund habe ihn erst in diesem Jahr zu Kanutouren mitgenommen, verriet zum Beispiel Thomas Schwerter (45): "Es ist faszinierend, die Gegend aus dieser anderen Perspektive zu sehen, da ist man wie in einer anderen Welt."

(ied)
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