Dr. Anke Kottsieper Und Frank Sonnenburg Kanu-Führerschein erst im nächsten Jahr
Solingen · Kanuten sollen die Wupper nur noch mit einem "Führerschein" befahren. Der kommt aber frühestens 2014. Auch die Art der Kontrolle ist noch offen, sagen Dr. Anke Kottsieper und Frank Sonnenburg von der Biologischen Station Mittlere Wupper.
Wie viele Kanuten sind auf dem Solinger Teil der Wupper unterwegs?
Kottsieper Wir haben von 2010 bis 2012 Zählungen durchgeführt. Pro Tag befuhren dabei im Schnitt 40 bis 50 Boote die Wupper, bei gutem Wetter waren es an Wochenendetagen bis zu 100 Boote. Das ist noch verkraftbar. Es sollten aber auch nicht deutlich mehr werden.
Sonnenburg Das Problem ist, dass die Pausen für das Ökosystem fehlen. Diese benötigen aber störungsempfindliche Vögel wie der Eisvogel, der im Zeitraum zwischen April und September brütet.
Hat sich durch die Kanuten etwas am Bestand der Eisvögel verändert?
Sonnenburg Das lässt sich nicht sagen. Grundsätzlich schwankt die Population auch in Abhängigkeit von Witterungseinflüssen von Jahr zu Jahr.
Welche zusätzlichen Probleme bringt der Kanuverkehr mit sich?
Sonnenburg Vor allem, wenn die Pegelstände zu niedrig sind, besteht die Gefahr, dass Wasserpflanzen zerstört werden. Wenn wenig erfahrene Kanuten mit dem Paddel im Kies herumstochern, um sich aus einer Kiesbank zu befreien, können auch die Laichplätze der Fische betroffen sein.
Kottsieper Deshalb gilt seit dem vergangenen Jahr eine Mindestpegelstandsregelung: Jeden Abend gibt der Wupperverband den durchschnittlichen Tagespegel im Internet bekannt. Wenn der ausreichend hoch ist, kann die Wupper befahren werden.
Künftig soll es also eine Art "Führerschein" geben. Wie ist der Stand?
Kottsieper Leverkusen, Solingen und der Rheinisch-Bergische Kreis überarbeiten derzeit ihre Landschaftspläne. Die Wupper liegt in einem FFH-Gebiet (Fauna, Flora Habitate, die Red.). Wenn die neuen Pläne fertig sind, darf man nur noch mit einem Schein oder in Begleitung einer Person mit dem Zertifikat über den Fluss fahren. Die Regelung wird allerdings frühestens im nächsten Jahr in Kraft treten.
Sie bieten Kanuten-Schulungen an. Wie ist die Resonanz?
Kottsieper Die geplanten Kurse in diesem Jahr konnten wegen der niedrigen Pegelstände noch gar nicht stattfinden. Wir sind dabei, neue Termine zu organisieren. Sobald diese Termine feststehen, werden wir die Teilnehmer der ausgefallenen Kurse darüber informieren. Dabei sind wir mit Anmeldungen förmlich überrannt worden. Zwei Kurse hätten wir mit jeweils 20 Teilnehmern voll gekriegt. Wir wollen den Leuten das Kanufahren ja nicht verbieten, sondern sie nur für die Lebensräume sensibilisieren. Die meisten Kanuten nehmen das sehr positiv auf, weil es auch in ihrem Interesse ist.
Wer würde kontrollieren, ob sich in Zukunft alle an die Regeln halten?
Sonnenburg Dazu gibt es derzeit noch keine Aussage. Das liegt wahrscheinlich in den Händen der betroffenen Städte.
ALEXANDER RIEDEL STELLTE DIE FRAGEN.
