Heimat in Hückeswagen Kaffee trinken mit Blick aufs "Weiße Gold"

Hückeswagen · Im "Hotel zur Post" in Hückeswagen bekommen Café-Besucher neben Torten und Pralinen aus eigener Herstellung auch einen Museumsbesuch geboten: Bernd und Christiane Koppelberg zeigen eine tolle Sammlung Meißner Porzellans.

 Nur für den BM-Fotografen wurde das gute Meissner Porzellan ins rechte Licht gerückt. Das Porzellan wurde von Prof. Heinz Werner bemalt. Von ihm stammen zahlreiche der Services und Wandteller. Christiane Koppelberg aus Hückeswagen ist stolz auf die edle Ausstattung in ihrem Haus.

Nur für den BM-Fotografen wurde das gute Meissner Porzellan ins rechte Licht gerückt. Das Porzellan wurde von Prof. Heinz Werner bemalt. Von ihm stammen zahlreiche der Services und Wandteller. Christiane Koppelberg aus Hückeswagen ist stolz auf die edle Ausstattung in ihrem Haus.

Foto: jürgen moll

Das "Hotel zur Post" ist in Hückeswagen ein beliebtes Ausflugsziel für Besucher der Schloss-Stadt. Genauso gerne aber kommen die Stadtbewohner selbst zum gemütlichen Kaffeeklatsch zur Familie Koppelberg, die nicht nur mit einer heimeligen Einrichtung und köstlichen selbst gebackenen Kuchen und anderen süßen Leckereien zu locken wissen, sondern auch über eine eindrucksvolle Sammlung von Porzellan aus Mitteldeutschland verfügen, die der 2008 im Alter von 88 Jahren gestorbene Herbert Koppelberg über die Jahre hinweg gesammelt hat.

Trinken kann man daraus zwar seinen Kaffee oder Tee nicht, aber zu betrachten sind die wertvollen Stücke "weißen Goldes" zwischen zwei Gabeln des köstlichen - und übrigens weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten - Baumkuchens oder eines Stücks Erdbeertorte natürlich schon. "Wir haben unsere wertvollen Stücke Meißner und Dresdener Porzellan in ständiger Ausstellung im Café stehen", sagt Christiane Koppelberg, die gemeinsam mit ihrem Mann Bernd, Konditormeister und Hotelier in einer Person, das "Hotel zur Post" in zweiter Generation leitet.

Nach Hückeswagen kann man, der ausgebauten Bahntrasse sei Dank, seit einigen Jahren wunderbar und gemütlich mit dem Fahrrad kommen. Wer von der Trasse über den Etapler Platz auf die Peterstraße fährt, dem fällt an der Kreuzung, direkt neben der Sparkassenfiliale und gegenüber dem Wilhelmplatz, gleich das "Hotel zur Post" ins Auge. Die Wurzeln des Hotels reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück, denn seit 1778 gibt es das Hotel in der Schloss-Stadt nachweislich bereits. Von der Familie Koppelberg übernommen wurde es dann im Jahr 1951, damals noch von Bernd Koppelbergs Eltern Herbert und Paula, die nicht nur die Konditorei und damit den heute noch bekannten und beliebten Café-Betrieb etablierten, sondern auch die in die Jahre gekommene Bausubstanz renovierten und liebevoll restaurierten.

Mit seinem gediegenen Ambiente und der typisch bergischen Einrichtung ist das "Hotel zur Post" nicht nur zum Ruhepol in unserer schnellen und hektischen Zeit geworden, sondern zudem auch weit über Hückeswagens Stadtgrenzen hinaus bekannt. Das liegt natürlich auch an den köstlichen Leckereien, die Konditormeister Bernd Koppelberg an sechs Tagen in der Woche produziert: Gleich beim Betreten des Cafés sieht der Kunde an der Kuchentheke eine bunte Vielzahl von selbst hergestellten Pralinen, den beliebten Nougatringen und natürlich den verschiedensten Torten. "Und auch unser Baumkuchen erfreut sich großer Beliebtheit, das sogar bis Solingen und Düsseldorf", erzählt Christiane Koppelberg. So kommt es etwa regelmäßig zu Weihnachten zu Großbestellungen von Banken aus der Landeshauptstadt, die mit dem köstlichen Gebäck ihren Kunden eine kleine Freude bereiten wollen.

Aber natürlich ist es der größte Genuss, wenn man sich nach einer Fahrradtour auf der Trasse oder einem Spaziergang um die Wupper-Vorsperre im Gastraum an einen der liebevoll eingedeckten Tische setzt, die Seele baumeln und vor allem auch den Blick schweifen lassen kann. Denn neben Kaffee und Kuchen ist es die große, und vor allem großartige, Sammlung von Meißner, Dresdner, Rudolstadt-Volkstedter und Sitzendorfer Porzellan, die in zahlreichen Vitrinen, auf den Fensterbänken und in vielen Ecken und Nischen ausgestellt ist. "Sie ist das Ergebnis der langjährigen Sammelleidenschaft meines Schwiegervaters", sagt Christiane Koppelberg. Der hatte als kleiner Junge eine Porzellantasse geschenkt bekommen - für Schwiegertochter Christiane ganz klar der Auslöser für Herbert Koppelbergs Sammlung.

Darunter befinden sich Rokoko-Gruppen genauso wie einzelne Figuren, kleine Figurinen ebenso wie große Kuppelvasen. Herbert Koppelberg war zudem gut befreundet mit einer Ikone der Meißner-Porzellan-Kunst, Professor Heinz Werner. Von ihm stammen zahlreiche der Services und Wandteller. Durch die Vielzahl der Stücke, die zudem so arrangiert und ausgestellt sind, wird das Verweilen im Café so beinahe zum Museumsbesuch.

Ganz nebenbei sind die wertvollen und edlen Stücke, die übrigens zweimal im Jahr vom Ehepaar Koppelberg unter einem sanften Brausebad gesäubert werden, auch ein Stück deutsch-deutscher Verständigungsgeschichte, wie Bernd Koppelberg erzählt: "Mein Vater bekam aus der damaligen DDR immer wieder Päckchen mit kleinen Kostbarkeiten geschickt." Im Gegenzug gingen dann vor allem Textilwaren per Post nach "drüben". Kaffee und Kuchen gibt es allerdings von ganz normalem Geschirr. Schließlich soll das "weiße Gold" auch noch künftige Generationen von Café-Besuchern in Hückeswagen erfreuen.

(RP)
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