Schwerpunkt Brandanschlag-Gedenken Jugendliche schweißen Politik zusammen

Solingen · Mitglieder der Theater AG an der Hauptschule Central befestigten gestern Stahl-Ringe mit den Namen des deutschen Außenministers Heiko Maas und seines türkischen Amtskollegen Mevlüt Cavusoglu am Mahnmal zum Brandanschlag.

Als alle Besucher mitsamt Ausrüstung am Ort des Geschehens eingetroffen waren, hieß es erst einmal "Freiwillige vor." Die 17-jährige Sevda und ihre 18-jährige Kollegin Izel fassten sich ein Herz, streiften die blauen Schutzkittel über und machten sich an die Arbeit: Unter der Anleitung von Bernd Grunwald, Werkpädagoge für Metall an der Jugendhilfe-Werkstatt, schweißten die beiden Solingerinnen buchstäblich zwei Männer zusammen, deren Verhältnis zumindest auf politischer Ebene nicht ganz unbelastet ist: Heiko Maas, deutscher Außenminister, und sein türkisches Pendant Mevlüt Cavusoglu, werden zum 25. Jahrestag des Solinger Brandanschlages in knapp zwei Wochen in der Klingenstadt erwartet.

Bereits seit gestern sind ihre Namen auf dem Mahnmal am Mildred-Scheel-Berufskolleg zu lesen. Die beiden Stahl-Ringe mit entsprechender Gravur hatten Winfried Borowski, Leiter der Jugendhilfe-Werkstatt, und seine Schützlinge mitgebracht. Und zum feierlichen Anbringen hatten sie einen besonderen Mitstreiter gefunden: die Theater AG der Hauptschule Central, der bis zu ihrer letzten Aufführung im vergangenen Jahr auch Sevda und Izel angehörten. "Wir haben verschiedene Nationalitäten in der AG und wollten ein gemeinsames Zeichen setzen", betonte SPD-Ratsherr Jürgen Kaiser, der die AG im Jahr 2012 initiiert und stets begleitet hatte.

Auch er ist seit gestern in seiner politischen Funktion auf dem Mahnmal verewigt: Denn als Dankeschön für seinen langjährigen Einsatz hatten ihm die zehn Mitglieder der Schultheatergruppe einen Gutschein für einen Ring geschenkt. "Das haben wir uns gemeinsam überlegt", erklärte Schulsozialpädagogin Nora van Hümmel, die die AG an der in diesem Sommer auslaufenden Hauptschule betreute. Kaiser habe die Gruppe nicht nur durch seinen technischen Einsatz unterstützt und motiviert, sondern stets auch ein offenes Ohr für Sorgen und Probleme der Schüler gehabt. Einmal im Jahr waren die Jugendlichen aufgetreten - und hatten sogar im Jahr 2016 den Preis der Walder Theatertage eingeheimst. "Man bekommt vieles zurück", lobte Jürgen Kaiser über den Einsatz die Schüler, die vielfach von der fünften Klasse bis zu ihrem Abschluss in der AG beisammen blieben.

Einen eigenen Ring am Mahnmal hat die Gruppe ebenfalls. Gestern, bevor sich Sevda und Izel an die Arbeit machten, verlasen die früheren Schul- und Theaterkollegen eine gemeinsame Erklärung für ein friedliches Miteinander: "Wir wünschen uns, dass alle Menschen in Deutschland und der Türkei im stillen Gedenken an die Opfer des Brandanschlages friedlich und dicht beieinanderstehen." Die Mitglieder der Theater AG der Hauptschule Central halten auch nach dem Ende der gemeinsamen Bühnenaktivitäten vielfach engen Kontakt. Zusammenkommen wollen sie auch am 29. Mai - zum offiziellen Gedenkakt für die Opfer des Brandanschlages.

(ied)
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