Stadtentwicklung in Solingen Jongens wollen mehr Flair in Ohligser City

Solingen · Seit dieser Woche steht an der Lennestraße eine Sitzgruppe, die schon mal einen Eindruck vermittelt, wie die Straße nach einer Umgestaltung aussehen könnte. Der Versuch, der mit weniger Verkehr einhergeht, läuft bis September.

 Eine kleine grüne Oase mitten in der Großstadt. Die Ohligser Jongens haben jetzt diese Sitzgelegenheit an der Lennestraße aufgestellt.

Eine kleine grüne Oase mitten in der Großstadt. Die Ohligser Jongens haben jetzt diese Sitzgelegenheit an der Lennestraße aufgestellt.

Foto: Peter Meuter

Geht es nach den Ohligser Jongens, wird die Lennestraße am Rand der Ohligser Innenstadt in den nächsten drei Monaten eine kleine Metamorphose durchmachen. Denn nachdem sich der Verein schon seit längerer Zeit dafür stark gemacht hat, die Gegend um die Lennestraße zu einem Ausgehviertel im Solinger Westen zu entwickeln, ist jetzt ein erster Versuch gestartet worden, die Idee mit Leben zu füllen.

So haben die Jongens eine Außen-Sitzgarnitur angemietet, die seit dieser Woche unweit des Bayerischen Wirtshauses an der Lennestraße steht, um bis Ende September ein sommerliches Flair zu vermitteln. Und das ist noch nicht alles. Um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen, sind zuletzt nämlich auch die meisten Busse aus der Lennestraße verbannt worden.

„Das betrifft zunächst vier Linien, wobei es sich oftmals um solche Busse handelt, die besonders groß sind“, sagte der Präsident der Ohligser Jongens, Dr. Jörg Wacker, bei der Eröffnung der kleinen Straßen-Lounge am Mittwochabend, zu der die Jongens eingeladen hatten. Rund 60 Gäste waren erschienen, um auf dem aus hochwertigem Holz gezimmerten Straßen-Möbelstück einmal Probe zu sitzen sowie bei einem kühlen Bier den Feierabend in entspannter Atmosphäre zu genießen.

Ein Ambiente, das nach dem Willen der Jongens ab sofort möglichst viele Gäste zum Verweilen animieren soll. So kündigte Jörg Wacker an, dass es fortan jeden Mittwochabend bis September kleinere Veranstaltungen geben werde. „Dann könnte beispielsweise Livemusik gespielt werden“, sagte Wacker – wohl wissend, dass die nun aufgestellte Lounge zunächst einmal ein Provisorium darstellt.

Gleichzeitig sind sich die Ohligser Jongens aber schon jetzt relativ sicher, dass das kleine Experiment von Erfolg gekrönt sein wird. „Im Vergleich zu früheren Zeiten ist rund um den Marktplatz heutzutage richtig viel los. An schönen Abenden zieht es zahlreiche Menschen auf den Platz“, betonte Jörg Wacker, dessen Ziel es ist, die Gegend dauerhaft zu einem attraktiven Anlaufpunkt zu entwickeln.

So hatten die Jongens bereits vor Beginn der Corona-Krise angefangen, unter dem Titel „West4tel“ ein Konzept auszuarbeiten. Dieses sieht vor, dass die Lennestraße begrünt wird und möglichst frei sein soll von Auto- und Busverkehr. Denn auf diese Weise, so die Überlegung, wäre es denkbar, die Straße verstärkt für Außengastronomie zu nutzen und in Zukunft auch den Platz des „Doppelkreisels“ an der Kreuzung Lennestraße / Weststraße / Lippestraße / Emscherstraße / Emdenstraße umzugestalten.

„Das ist weiter das Herzstück des Konzeptes, ist die Kreuzung heute doch vor allem ein ungenutzter Raum“, unterstrich Jörg Wacker, der die Ohligser ferner dazu ermutigen will, „sich die Straße zurückzuerobern“. Denn immerhin hätten zahlreiche Gespräche mit den ansässigen Gastronomen, aber auch eine von den Jongens vor kurzem durchgeführte Umfrage unter Passanten am Markt ergeben, dass allgemein ein Bedarf an Veränderungen und mehr Lebensqualität in Ohligs bestehe.

Tatsächlich hatte bei der Befragung an einem Samstag Mitte Juni auf die Frage „Was erwarten Sie von einem lebenswerten Stadtteil Ohligs“ eine große Mehrheit unter den 54 Teilnehmern geantwortet, ihr komme es vor allem auf Gastronomie (91 Prozent), Stadtteilfeste (81 Prozent), Einkaufen / Shoppen (81 Prozent), verkehrsberuhigte Zonen (80 Prozent) sowie Grünflächen (78 Prozent) an. Seltener genannt wurden hingegen Familienangebote und Nahverkehrsausbau (je 41 Prozent), Verkehrsanbindung (39 Prozent) sowie Kita / Schule (22 Prozent). Darüber hinaus plädierten ebenfalls „nur“ 50 Prozent für öffentlichen Parkraum – was allerdings von einigen Händlern in Ohligs etwas anders gesehen wird. So gab es zuletzt unter Gewerbetreibenden auch kritische Stimmen zu einer Umgestaltung der Lennestraße, würden doch einige Parkplätze wegfallen.

Ein Argument, das Gundhild Hübel (SPD), Bezirksbürgermeisterin von Ohligs / Aufderhöhe / Merscheid, durchaus nachvollziehen kann. Gleichwohl zeigte sich auch die Bezirksbürgermeisterin angetan von der Idee der Jongens. „Das sieht sehr schön aus“, sagte Hübel, die am Donnerstag auf Nachfrage betonte, in Ohligs gebe es insgesamt genug Parkmöglichkeiten. Nun komme es aber erst einmal darauf an, den Versuch an der Lennestraße abzuwarten. Hübel: „Wenn die Idee angenommen wird, muss die Verwaltung ein Konzept erarbeiten, wie auch der ,Doppelkreisel‘ umgestaltet werden kann“.

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