Solingen Jeder dritte Arbeitslose in Solingen ist Ausländer

Solingen · Agentur berichtet von robustem Arbeitsmarkt. Integration der Flüchtlinge bleibe aber "ein dickes Brett".

 In Heimen und im Sozialwesen waren 404 Menschen mehr sozialversicherungspflichtig als noch im Vorjahr. An dem Bedarf an Personal wird sich auch 2017 nichts ändern.

In Heimen und im Sozialwesen waren 404 Menschen mehr sozialversicherungspflichtig als noch im Vorjahr. An dem Bedarf an Personal wird sich auch 2017 nichts ändern.

Foto: Stephan Köhlen

Neues Jahr, alte Aufgaben - aber mehr Geld, um sie zu bewältigen: Der Arbeitsagentur Solingen-Wuppertal stehen 2017 gut 29 Millionen Euro zur Verfügung. 2016 waren es knapp 25 Millionen (jeweils ohne Reha-Maßnahmen). Zwei Beispiele: Für "Arbeitsmarktdienstleitungen" wie Aus- und Weiterbildung kann Agenturleiter Martin Klebe 14,3 Millionen Euro ausgeben (2016: 12,5 Mio.). Das Budget für die Integration von Flüchtlingen verdoppelt sich auf 2,2 Millionen Euro.

"Jeder vierte Arbeitslose im Städtedreieck hatte 2016 einen ausländischen Pass", erläutert Klebe. Das sind 13,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor (Solingen: 2561 von 7343, plus 10,5 Prozent, gut ein Drittel). Für den Zuwachs sorgten vor allem syrische Flüchtlinge. Die Neuankömmlinge für den Arbeitsmarkt fit zu machen, werde "ein dickes Brett", kommentiert der Agenturchef, betont aber im selben Atemzug: "Es kommt niemand zu kurz, weil wir uns um geflüchtete Menschen kümmern müssen."

Der Einsatz ist nicht uneigennützig. "Das größte Risiko für den Arbeitsmarkt ist die demografische Entwicklung", sagt Klebe. Die meisten Beschäftigten im Agenturbezirk sind um die 50 Jahre, haben zum Teil nur noch zehn Jahre bis zur Rente. Gleichzeitig sind in Solingen 780 Jugendliche bis 24 Jahren auf Jobsuche. 35 Prozent der jungen Arbeitslosen haben keinen Schul-, 82 Prozent keinen Berufsabschluss. 32 Prozent sind Ausländer.

Freie Stellen gibt es, die nötige Qualifikation vorausgesetzt. "Vor allem bei den Gesundheitsberufen tun wir uns extrem schwer", erklärt Martin Klebe. In Solingen werden aber nicht nur Krankenpfleger und Altenpflegehelfer gesucht, sondern auch Fachkräfte oder Helfer in der Metallbearbeitung Bei den Pflegeberufen wird die Nachfrage groß bleiben: Schon 2016 waren in Heimen und im Sozialwesen 404 Menschen mehr sozialversicherungspflichtig beschäftigt als 2015. Bei der Metall- und Elektroindustrie sowie in der Stahlindustrie gingen dagegen die Stellen um 215 zurück. Klebe: "Es gab die eine oder andere Betriebsschließung in der Region."

Trotzdem ist der Agenturleiter mit 2016 zufrieden: "Der robuste Arbeitsmarkt hat den verstärkten Zuzug geflüchteter Menschen aufgefangen". In Solingen und Remscheid stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf 50.899, der höchste Stand seit 2006. Die Arbeitslosenquote stagnierte im Dezember bei 8,6 Prozent. Für 2017 ist Martin Klebe optimistisch - auch weil man die Angebote ständig weiterentwickele. Ganztägige Deutschkurse für Flüchtlinge etwa hätten sich als "nicht so produktiv" erwiesen. Deshalb sollen nachmittags jetzt andere Weiterbildungen angesetzt werden.

Dass oft ein dickes Brett gebohrt werde, liege gelegentlich auch an der Mentalität der Neuankömmlinge. "Da muss man zusammenfinden." Im arabischen Raum habe Pünktlichkeit beispielsweise einen anderen Stellenwert.

(flm)
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