Wichtige Jahrestage in Solingen Ein Blick in die Vergangenheit – und zurück ins Heute

Meinung | Solingen · Die Müngstener Brücke feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Jubiläum. Sie wurde 1897 nach vier Jahren Bauzeit eröffnet. Zum Glück wurde sie damals gebaut – heute würde es sicher länger dauern.

Die Müngstener Brücke wurde vor 125 Jahren eröffnet – nach nur vier Jahren Bauzeit.

Die Müngstener Brücke wurde vor 125 Jahren eröffnet – nach nur vier Jahren Bauzeit.

Foto: Peter Meuter

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Und kein Zweifel, der 125. Geburtstag der Müngstener Brücke, der in diese Woche fiel und der im August mit einer Party standesgemäß begangen werden soll, ist wahrlich ein Grund, in den Feier-Modus zu schalten. Denn immerhin ist der 107 Meter hohe Bau bis heute ein bemerkenswertes Monument der Ingenieurkunst.

Gleichzeitig gebietet es der Blick in die Vergangenheit aber auch, einige Worte über die Gegenwart zu verlieren. Was im Fall der Brücke im Übrigen nicht schwer fällt, stechen doch nicht allein ihre Technik und die Ausmaße ins Auge, sondern gleichsam die Bauzeit. Nur vier Jahre benötigte man seinerzeit, um den Brückenschlag zu bewerkstelligen. Wobei an dieser Stelle noch anzumerken ist, dass wir bei der Müngstener Brücke über die Jahre 1893 bis 1897 sprechen, in denen die Hilfsmittel überschaubar waren.

Wie lange würde es wohl heute dauern, bis ein Bauwerk dieser Größe fertiggestellt sein würde? Man träte gewiss niemandem zu nahe, wenn die Antwort lauten würde: länger. Denn tatsächlich wären zunächst etliche Hürden zu überwinden. Um nicht missverstanden zu werden – dies ist kein ein Plädoyer für Hauruck-Verfahren. Es geht nicht darum, Interessen von Betroffenen oder Belange des Naturschutzes zur Seite zu schieben. Wohl aber ist es nötig, bürokratische Prozesse zu optimieren, damit – wenn es darauf ankommt – keine Zeit verloren wird. Ein Schwarzer-Peter-Spiel, bei dem die Verantwortung nur hin und her geschoben wird, ist jedenfalls inakzeptabel.

Was uns zu einem anderen Jahrestag führt, der ebenfalls in dieser Woche anstand. Vor einem Jahr wurde Solingen von dem katastrophalen Hochwasser heimgesucht, das in NRW und Rheinland-Pfalz Schäden von ungeahntem Ausmaß anrichtete. Zwar kam Solingen im Vergleich mit anderen Gegenden noch einigermaßen glimpflich davon. Doch auch hier starb ein Mann. Und viele Menschen verloren ihrer Existenz.

Nach allem, was man weiß, hat die Reaktion vor Ort damals funktioniert und dazu beigetragen, dass die Katastrophe nicht noch schlimmer wurde. Indes sind sich die Verantwortlichen im Klaren, dass weiter an Verbesserungen gearbeitet werden muss.

Dies weiß auch NRW-Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU), die jetzt anregte, „dass die politisch Verantwortlichen in den Kommunen künftig Schulungen absolvieren, die sie in die Lage versetzten, im Krisenfall angemessen agieren zu können“. Und zudem schwebt der Ministerin vor, beim Land „Stand-By-Teams zu schaffen, die im Krisenfall bei der Bewältigung besonderer Einsatzlagen mitarbeiten“. Es müssten allerdings im Dienstrecht noch Punkte eines finanziellen Ausgleichs für die Bediensteten geklärt werden.

Da stellt sich natürlich gerade bei Letztgenanntem die Frage, warum das nicht längst in die Wege geleitet wurde. Und man ist doch ganz froh, dass die Müngstener Brücke schon vor 125 Jahren errichtet wurde. Immerhin ist Ina Scharrenbach ja auch Bauministerin.

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