Solingen Irrwege der Finanzmärkte

Solingen · Superintendent Klaus Riesenbeck hat die Kirchengemeinden in Solingen zu einer intensiveren Beschäftigung mit der Situation der Armen aufgerufen. „Das Thema der Armen ist kein Randthema, das die Kirche Jesu nur beiläufig zu interessieren hätte“, betont der evangelische Pfarrer in seinem Jahresbericht für die Herbstsynode des Solinger Kirchenkreises. Wer mit offenen Augen durch die Stadt gehe, müsse erkennen, dass „die Zahl der Menschen, die erkennbar in prekären Verhältnissen leben“ deutlich zugenommen habe. Von der Herbstsynode erhoffe er sich daher einen Impuls an die Gemeinden des Kirchenkreises zu prüfen, ob und wie sie das Problem der Armut verstärkt zum Thema machen könnten.

Selbstkritisch geht Riesenbeck angesichts der globalen Finanzkrise mit dem kirchlichen Verhalten in der Vergangenheit um. Zwar habe die Kirche „nicht mitgezockt und also auch nichts verloren“, zwar gäbe es zahlreiche kritische Stellungnahmen zum „Spiel der Weltfinanzmärkte“ und zu Irrwegen der Globalisierung unter anderem auch von der Solinger Kreissynode, aber trotzdem bliebe die Frage, „ob wir uns nicht unter der Hand doch von den Erfolgen der neoliberalen Art des globalen Wirtschaftens haben kleinmütig und stumm machen lassen“.

Von der Gier angetrieben

Dabei habe die Finanzindustrie in ihrem von der Gier angetriebenen „wirbelnden Tanz um das goldene Kalb“ längst abgehoben vom Boden der realen Wirtschaft. Angesichts einer boomenden Wirtschaft habe man aber möglicherweise nicht „dauernd den Bedenkenträger herauskehren und darauf hinweisen wollen, dass eine am Aktienkurs orientierte Quartalsperspektive kein ausreichender Bezugsrahmen für ein nachhaltiges Wirtschaften“ sei.

In seinem Rückblick auf die kirchlichen Ereignisse des zurückliegenden Jahres betont Riesenbeck noch einmal, dass in dem seit Monaten mit dem Verein „Hoffnung für den Mangenberg“ schwelenden Konflikt in der Kirchengemeinde Wald eine Loslösung des Gemeindebezirks Mangenberg von Presbyterium, Kirchenkreis und Landeskirche ausgeschlossen wird. Die Mitglieder des Vereins seien eingeladen, bei der Gestaltung des Mangenberger Gemeindelebens konstruktiv mitzuwirken.

Im Hinblick auf den erstmals veranstalteten Solinger Kreiskirchentag zieht der Superintendent ein positives Fazit: „Ich bin froh, dass wir das gewagt haben.“

(RP)
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