Solingen Investor kauft das Birkerbad

Solingen · Gestern Nachmittag bot sich vor dem Birkerbad am südlichen Rand der Solinger City das gewohnte Bild. Zur Rushhour schob sich wie immer eine scheinbar endlose Blechlawine von Autos an dem denkmalgeschützten Gebäude vorbei.

Denn nachdem der Erftstadter Projektentwickler Eduard Meßmer bereits zu Jahresbeginn angekündigt hatte, das alte Hallenbad Solingen zu einem modernen Bio-Supermarkt umbauen zu wollen, steht nun fest, dass in nicht allzu ferner Zukunft noch weit mehr Lkw als heute rund um das Birkerbad unterwegs sein werden. Der Grund: Inzwischen hat die markante Immobilie aus der Frühzeit des 20. Jahrhunderts, die seit rund sechs Jahren leer steht, endgültig ihren Besitzer gewechselt.

"Ich habe das Birkerbad von der Stadt erworben", bestätigte Eduard Meßmer jetzt den Kauf, derweil das Rathaus ebenfalls Vollzug meldete. Zwar müsse der Kaufpreis, über dessen Höhe beide Seiten Stillschweigen vereinbart haben, zunächst noch überwiesen werden, schränkte Andre Beckmann als Leiter des städtischen Liegenschaftsmanagements auf Anfrage unserer Redaktion ein. Und zudem stünden weitere Formalitäten aus. Gleichwohl, so Beckmann, habe der Notartermin zwischen der Stadt sowie dem Investor mittlerweile stattgefunden.

Im Solinger Rathaus herrscht dementsprechend große Erleichterung darüber, dass das Birkerbad nun endlich von der städtischen Immobilienliste gestrichen werden kann. Denn seit der Schließung des alten Hallenbades im Sommer 2011 waren immer wieder Versuche gescheitert, das Gebäude mit der auffälligen Backsteinfassade neu zu nutzen.

So lösten sich beispielsweise Vorhaben, in dem historischen Bau Wohnungen einzurichten, sprichwörtlich in Luft auf. Und auch Überlegungen für eine innerstädtische Jugendherberge sowie für eine Moschee erwiesen sich als unrealistisch, so dass das Birkerbad mehr und mehr zu einer wohl schönen, gleichzeitig jedoch scheinbar unverkäuflichen Investitionsruine wurde - bis mit Eduard Meßmer im Jahr 2015 schlussendlich ein Investor auf den Plan trat, der es sich zum Ziel machte, gleich eine Reihe von Nutzungen in dem Baudenkmal zu kombinieren.

Zwar musste auch Meßmer im Lauf der vergangenen Monate von seiner ursprünglichen Idee Abstand nehmen, in der unmittelbaren Nachbarschaft zum Bad zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Parallel nahmen aber die Konzeptionen zur Errichtung eines Bio-Supermarktes immer konkretere Züge an - was nunmehr zur Folge hatte, dass der Projektentwickler zuletzt die Option zum Kauf des geschichtsträchtigen Gebäudekomplexes zog.

Bei der Stadt Solingen rechnen die Verantwortlichen damit, dass die Umbauarbeiten innerhalb der kommenden zwölf Monate beginnen können. "Bevor es so weit ist, müssen allerdings noch einige offene Fragen, die die genaue Ausgestaltung der Änderungen betreffen, geklärt werden", sagte Liegenschafts-chef Beckmann, der in diesem Zusammenhang unterstrich, die Arbeiten zur Revitalisierung des Birkerbades erfolgten in sehr enger Abstimmung aller damit befassten Stellen, etwa der Denkmalschutzbehörde.

Tatsächlich dürfte die Umwandlung des alten Hallenbades, Baujahr 1903, in einen modernen Bio-Supermarkt mit erheblichen Anstrengungen verbunden sein - gilt es doch, den Innenraum des Gebäudes, in dem Generationen von Solinger Schwimmern früher ihre Bahnen zogen, als neue Verkaufsfläche zu gestalten. Und weiter ist ebenfalls schon heute klar, dass auch Teile der Umgebung ihr Aussehen dauerhaft verändern werden. Beispielsweise wird es notwendig sein, für die Umbauphase und darüber hinaus für die Zeit nach der Eröffnung des Supermarktes einige Wege auf der Grünfläche hinter dem Gebäude zu verlegen.

Wann genau die ersten Kunden Bio-Lebensmittel in der einstigen Schwimmhalle einkaufen können, steht demzufolge augenblicklich noch genausowenig fest, wie es einstweilen weiter offen bleibt, inwieweit zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten bestehen. So hatte Investor Meßmer im Zuge der Erarbeitung seines Konzeptes neben dem Supermarkt zudem einige Angebote aus dem Bereich Gastronomie, etwa einen Kiosk beziehungsweise ein Bistro, ins Auge gefasst.

Sollten solche Betriebe kommen, böten sich dafür der Haupteingang des Birkerbades (Kiosk) sowie das ehemalige Römerbad (Bistro) an. Der Bio-Supermarkt selbst wird auf einer Fläche von ungefähr 800 Quadratmetern realisiert werden - wobei sämtliche Umbauten den eigentlichen Charakter des historischen Ensembles nicht verändern und somit die durch den Denkmalschutz vorgegebenen Auflagen erfüllen werden. Denn von Beginn an war ausgemacht gewesen, dass die markante Fassade des einstigen Bades auf jeden Fall erhalten bleibt.

(or)
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