Solingen Initiative sagt Rauchverbot den Kampf an

Solingen · Mithilfe einer offenen Verfassungsbeschwerde soll das Rauchverbot in NRW gelockert werden. Unterstützung gib es von der Bergischen Bürger Initiative. Auch ein Solinger Gastwirt ist unter den vier Beschwerdeführern.

Es ist 10.30 Uhr. Vier Männer sitzen in der Solinger Traditionsgaststätte "Mumms" beisammen und pusten genüsslich Qualm in die Luft. Eine halbe Stunde später ist der Rauch bereits verflogen und Pfeife, Drehtabak und Blättchen sind in Sekundenschnelle vom Tisch verschwunden. "Wir müssen jetzt aufhören", sagt Ingo Hutz. Schließlich sei es 11 Uhr und die Gaststätte habe jetzt offiziell geöffnet. Seit seinem 16. Lebensjahr besucht der 44-Jährige die Gaststätte an der Mummstraße. Jahrzehntelang gehörte der Zigarettenqualm zu seiner Stammkneipe wie der Dartautomat an der Wand oder die Hocker vor dem Tresen. Zeiten, an die sich Ingo Hutz gerne zurückerinnert, denn sie gehören der Vergangenheit an.

Seit dem Inkrafttreten des absoluten Rauchverbotes zum 1. Mai vergangenen Jahres ist die Luft zwar reiner im "Mumms", jedoch ist es gleichzeitig leerer und stiller geworden. Eine Entwicklung, deren Konsequenzen für Inhaber Franz Schwarz knallhart zu spüren sind. "Von einem Tag auf den anderen waren knapp 30 Prozent weniger Umsatz in der Kasse", erinnert sich der 76-Jährige, der sich selbst als "Protestraucher" bezeichnet. Aus Solidarität mit den Rauchern habe er im vergangenen Jahr wieder angefangen. "Erwachsenen Menschen die Wahlfreiheit zu nehmen, ist unerträglich", sagt Schwarz, der die Entwicklung als existenzgefährdend für seine Branche bezeichnet. Eine Schließung der 1967 eröffneten Kneipe sei nicht ausgeschlossen.

Doch es gibt einen Funken Hoffnung, der nicht nur im "Mumms" die Rauchware wieder entzünden könnte. Denn Franz Schwarz hat sich einer Verfassungsbeschwerde gegen das Nichtraucherschutzgesetz in NRW angeschlossen. Unterstützung erhalten die insgesamt vier Beschwerdeführer - drei von ihnen sind Nichtraucher - von der Bergischen Bürger Initiative (BBI). Ronald Blumberg ist zweiter Vorsitzender der BBI und hat im vergangenen Jahr die größte Raucher- und Nichtrauchergruppe im Web "Raucher in Deutschland" gegründet. Alle Beschwerdeführer gehören diesem Netzwerk an. Blumberg findet deutliche Worte für die aktuelle Situation der Kneipenkultur in NRW. "Das Kneipensterben war vorher schon im Gange, aber mit dem Rauchverbot ist es noch schlimmer geworden. Viele Freunde und Bekannte bleiben zunehmend von früheren Treffen fern und ziehen sich ins Private zurück. Teilweise brechen so unsere Sozialkontakte regelrecht weg", sagt Blumberg. Viel mehr wolle man selber entscheiden, wann, wo und wie das eigene Leben gestalte wird. "Das möchten wir uns nicht von einer temporären Landesregierung aufdrücken lassen", sagt der 52-Jährige, der seit seinem 14. Lebensjahr raucht. Der Konsum sei zudem nicht zurückgegangen, er habe sich lediglich verlagert. Dieses Problem habe die Politik schlichtweg unterschätzt.

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All zu viele Hoffnungen auf einen Erfolg möchten sich die Mitglieder der Bergischen Bürger Initiative jedoch nicht machen. "Wir wissen nicht, was dabei rauskommt", sagt Ingo Hutz, Schriftführer der BBI. Zurzeit warten Ronald Blumberg und Co. auf eine Empfangs- und Annahmebestätigung. Sollte diese nicht erfolgen, werden weitere Schritte unternommen. "Zur Not gehen bis zur letzten Instanz", versichert Ronald Blumberg.

(RP)
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