Solingen In der Klingenstadt ein Zuhause gefunden

Solingen · 248 Menschen absolvieren 2014 den Einbürgerungstest und erwerben damit die deutsche Staatsbürgerschaft. Bei einem feierlichen Empfang im Theater wurden sie jetzt von Oberbürgermeister Norbert Feith geehrt.

Ihr ganzes Leben lang stand Vesna Bartsch zwischen zwei Kulturen, zwei Ländern, zwei Identitäten: Als Tochter kroatischer Eltern wurde sie in Remscheid geboren, zweisprachig erzogen, absolvierte hier Schule und Ausbildung, arbeitet heute als Assistentin bei einem großen Automobilzulieferer. Und doch: "Das war für mich immer so ein Identitätsding: Ich habe mich nie als Deutsche gefühlt, aber auch nicht als Kroatin. Ich habe mich lange selbst einfach als Mitteleuropäerin gesehen", sagt Bartsch, die seit 2007 in Solingen lebt.

Sie habe sich komplett fühlen wollen, sagt die 40-Jährige - und entschied sich aus diesem Grund im vergangenen Jahr, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen. Beim feierlichen Einbürgerungsempfang des Oberbürgermeisters wurden sie und zwei weitere Bürger, stellvertretend für die 248 Menschen, die sich 2014 haben einbürgern lassen, nun besonders geehrt.

"Dadurch, dass die Mehrstaatigkeit jetzt anerkannt ist, musste ich auch meine kroatische Staatsbürgerschaft nicht aufgeben. Das war mir wichtig, da ich mit ihr aufgrund meiner Familiengeschichte natürlich auch viel verbinde", sagt Vesna Bartsch.

Der Empfang, zu dem sie mit Ehemann Hubert kam, habe für sie eine große Bedeutung. "Das zeigt, dass es nicht nur einem selbst, sondern auch der Stadt wichtig ist."

Auch für Giancarlo Gatti ist es eine Ehre, in diesem Rahmen seine Einbürgerungsurkunde zu erhalten. Am 18. November hat Gatti, der in Italien geboren wurde, den Einbürgerungstest mit seinen 33 Fragen erfolgreich absolviert. "Der Test war kein Problem." 2001 ist der 47-Jährige, der als Kaufmann für ein Chemieunternehmen arbeitet, aus beruflichen Gründen nach Deutschland gekommen, ist mit einer Deutschen verheiratet, Tochter Emilia ist 15 Monate alt. Die ganze Familie nebst Schwägerin, Schwager und Schwiegermutter ist mit ihm zum Empfang gekommen. "Die Familie war für mich der Hauptgrund, die deutsche Staatsangehörigkeit anzunehmen", sagt Gatti, "aber es ist mir auch wichtig, hier wählen zu dürfen."

Frans Coninx kommt aus Holland, lebt jedoch bereits seit 1996 in der Stadt. Hier, sagt Coninx, Professor für Audiopädagogik, Leiter des Instituts für Audiopädagogik, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Audiologie, sei sein Zuhause, hier sei er beruflich und sozial eingebunden. "Als ich vor eineinhalb Jahren in Frührente gegangen bin, haben mich so viele gefragt, ob ich jetzt zurück in die Niederlande gehe. Und ich habe mich nur gefragt, wie die auf die Idee kommen."

Er wolle einfach Deutscher sein, sagt der 64-Jährige, zugleich seine niederländischen Wurzeln behalten, "ich will beispielsweise hier wählen können." Wie bei allem in seinem Leben habe er sich gut auf den Einbürgerungstest vorbereitet. Seine Ehefrau Karin habe ihm sogar ein Buch mit Übungsfragen geschenkt.

"Sie haben sich für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung entschieden, sagen damit Ja zur Demokratie und zur Meinungsfreiheit", sagte Oberbürgermeister Feith in seiner Rede. "Sie können nun an Wahlen teilnehmen und sich wählen lassen. Beteiligen Sie sich aktiv", so Feith weiter.

In Anbetracht des "großen, bunten Reichtums" an Nationalitäten in der Stadt erinnerte er auch daran, dass es Kraft verlange, Verständigung und Zusammengehörigkeit zu entwickeln. "Aber es ist auch eine Bereicherung. Jeder bringt sich ein, bringt seine Lebensgeschichte mit. Das ist wertvoll."

(RP)
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