Solingen In den Clemens-Galerien drohen weitere Leerstände

Solingen · Vor allem fehlende Laufkundschaft beklagen die Einzelhändler am Mühlenplatz. Sie hoffen auf ein stimmiges Konzept des neuen Eigentümers.

Besonders die Außenfassade zur Hauptstraße mutet inzwischen gespenstisch an: Wo einst Scharen von Kunden die Büchertische und Postkartenständer bei Thalia durchstöberten oder beim Anblick edler Pralinen bei Hussel schwach wurden, herrscht gähnende Leere. Und es droht noch einsamer zu werden: Nachdem der Buchhandel, das Süßwarengeschäft, die Schuhhäuser Deichmann und Roland sowie das Reisebüro Dahmen ihre Standorte in den nahe gelegenen Hofgarten verlagert haben, wird auch Nanu-Nana bald nur noch in dem im Herbst 2013 eröffneten Einkaufszentrum vertreten sein. Seit der Eröffnung der Galerien im Jahr 2000 betreibt der Geschenkartikelhändler das Ladenlokal in der ersten Etage. Im Verlauf dieses Jahres ist damit Schluss.

"Zwei Center sind einfach zu viel", kommentiert Wolfgang Hutz, Betreiber der am Verbindungsweg zwischen Kölner Straße und Hauptstraße gelegenen Lotto-Annahmestelle die Situation und kritisiert: "Die Stadt wurde einfach kaputt geplant." Der 66-Jährige ist in seinem zehnten Jahr Mieter der Clemens-Galerien. Im April 2016 soll eventuell Schluss sein. "Ich überlege, das Geschäft abzugeben", sagt Hutz und betont: "Wäre alles so geblieben, wie es war, hätte ich in jedem Fall weiter gemacht." Doch vor allem die fehlende Laufkundschaft verhagelte dem Einzelhändler in jüngerer Vergangenheit das Geschäft - genau wie dem Teehaus Geschwendner in der Passage: "Die Verschlechterung ist sehr deutlich", berichtet Verkäuferin Ursula Werr. Mieten und Nebenkosten seien nicht mehr zu erwirtschaften. Ende Juni wird das kleine Fachgeschäft daher komplett dichtmachen. Offen ist dagegen, wie es mit den Filialen der Modeketten Engbers und Bonita weitergeht, die ebenfalls bereits im Hofgarten ansässig sind.

"Das große Problem ist, dass es im zweiten Center ja doch letztlich die selben Sachen gibt", sagt Linh Nguyen, deren Eltern das Restaurant "Wok Express" am Mühlenplatz betreiben. "Viele Einzelhändler fühlen sich hier vernachlässigt", sagt sie. Eine Abwanderung kommt für den Familienbetrieb, der seit 2001 in den Clemens-Galerien niedergelassen ist, jedoch nicht in Frage: "Wir sind eben keine große Kette, die einfach gehen kann. Außerdem haben wir Stammkunden, die die offenen Läden hier schätzen und im Sommer gerne im Freien sitzen." Deswegen wehrt sich Linh Nguyen auch dagegen, die Galerien abzuschreiben: "Sie müssen lediglich neu belebt werden" Vor allem für gastronomische Angebote seien die Clemens-Galerien mit ihrem großen runden Platz besonders gut geeignet.

Und auch Existenzgründerin Ewa Hillig verbindet positive Erfahrungen mit dem Einkaufszentrum: Mit ihrer Kinderboutique "jonico" bezog sie im vergangenen August ein Ladenlokal in den Galerien: Schlecht sei der Umsatz nicht gewesen, betont sie. "Ich habe sogar schon Kunden aus Wuppertal gehabt, die vergleichbare Waren für Kinder nicht gefunden hatten." Hoffnung setzt Hillig zudem in den neuen Eigentümer: "Ich glaube daran, dass sich hier etwas tut".

Die englische Sunrise-Gruppe wird die Clemens-Galerien voraussichtlich im Sommer vom Insolvenzverwalter übernehmen. Letzter Eigentümer war die niederländische Gesellschaft DDT. Noch im Laufe dieses Jahres wollen die künftigen Betreiber ein Konzept zur Neuaufstellung der Clemens-Galerien vorlegen.

(ied)
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