Impulse in der Fastenzeit Lasten der Vergangenheit und das Geschenk der Versöhnung

Solingen · Pfarrgemeinde und Bildungswerk: „Vergeben, vergessen, verzeihen?“ heißt das Thema der diesjährigen „Impulse in der Fastenzeit“ im Clemenszentrum.

Auch wenn manch ein Jeck den Gedanken heute vielleicht noch weit wegschiebt – sie kommt auf jeden Fall, die Fastenzeit. Und mit ihr nicht nur die Überlegung, welchen Genussmitteln man als pflichtbewusster Christ in der Vorbereitung auf Ostern entsagen soll. „Fasten dient nicht der Gewichtsreduktion“, stellt Pfarrer Michael Mohr, Stadtdechant und Leiter der katholischen Pfarrgemeinden St. Clemens und St. Johannes der Täufer, klar. Vielmehr gehe es um Buße und Besinnung – und damit auch um Fragen wie: „Wo stehe ich? Wo steht unsere Gesellschaft? Wo gibt es Schuld und Versagen?“ Antworten und Anregungen dazu liefern die „Impulse in der Fastenzeit“.

Die längst zur alljährlichen Institution gewordene Vortragsreihe im Clemenszentrum widmet sich an drei Abenden aus psychologischer, theologischer und auch politischer Perspektive dem Thema „Vergeben, vergessen, verzeihen? Der Umgang mit Schuld und Wege der Aussöhnung“. „Der Gedanke an Versöhnung statt Vertuschung lag uns am Herzen“, betont Monika Uibel vom fünfköpfigen Vorbereitungsteam aus der Pfarrgemeinde St. Clemens. „Wir freuen uns, dass die Referenten so weite Strecken auf sich nehmen“, ergänzt Mitstreiterin Gabi Görtz.

Zum Auftakt tritt am 2. März um 19 Uhr der Berliner Psychologe Hans-Joachim Görges vor die interessierten Solinger Zuhörer. „Offene Wunden heilen – Was die moderne Traumatheorie zur Verarbeitung belastender Erfahrungen zu sagen hat“, heißt sein Vortrag. Ein heißes Eisen fasst Professor Dr. Eberhard Schockenhoff, der Moraltheologie an der Universität Freiburg lehrt, zwei Wochen später an: In seinem Vortrag „Kirche der Sünder oder sündige Kirche? Theologische Konsequenzen des moralischen Versagens der Kirche“ spricht er über den Missbrauchsskandal und seine Folgen für das Selbstverständnis der Institution. Besondere Brisanz zieht das Thema der Veranstaltung auch aus dem Termin am 16. März: Denn nur vier Tage zuvor stellt die Münchner Anwalts-Kanzlei „Westpfahl Spilker Wastl“ die Ergebnisse ihrer Untersuchung zum Umgang mit sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln den kirchlichen Würdenträgern und zugleich der Öffentlichkeit vor.

Ein aktueller Bezug lässt sich auch zum Thema des dritten Vortrags am 30. März herstellen: Dr. Gerhard Albert, bis 2018 Geschäftsführer des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis, referiert über „Lasten der Vergangenheit und Geschenk der Versöhnung. Wege in Europa seit 1945“. Dabei nimmt er 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges die historischen Prozesse zur Annäherung Deutschlands insbesondere zu den Nachbarn Frankreich und Polen ebenso in den Blick wie Perspektiven für die Zukunft.

Eine Einbahnstraße seien die Abende jedoch nicht, betont Dr. Simon Oelgemöller vom mitveranstaltenden Katholischen Bildungswerk Wuppertal/Solingen/Remscheid: „Sie sind auch eine Gesprächsplattform.“ Die Zuhörer können im Anschluss an die Vorträge Fragen stellen und mitdiskutieren – so wie sie es auch in der Vergangenheit bereits getan haben. „Wir hatten auch in den letzten Jahren eine gute Resonanz“, freut sich Monika Uibel.

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