Solingen Impfen gegen Masern

Solingen · Arzt Thomas Fischbach ist dafür.

Wegen des starken Anstiegs der Masern-Erkrankungen hat Familienministerien Ursula von der Leyen jetzt eine Impfpflicht gefordert. Birgit Krummheuer sprach mit dem Kinder- und Jugendarzt Thomas Fischbach über den Sinn eines solchen Gesetzes und über die Gefahr, die von den Masern ausgeht.

Herr Fischbach, halten Sie eine Impfpflicht gegen Masern für sinnvoll?

Fischbach Unbedingt. Die Masern sind eine sehr gefährliche Krankheit, die leider oft unterschätzt wird. Es stellt sich allerdings die Frage, wie eine solche Pflicht durchgesetzt werden kann. Sicherlich müssten die Gesundheitsämter die Einhaltung des Gesetzes überwachen. Doch in NRW, wo die kinder- und jugendärztlichen Dienste häufig unzureichend personell besetzt sind, wäre das schwierig.

Zu welchen Komplikationen kann eine Masern-Erkrankung führen?

Fischbach Etwa 15 bis 20 Prozent der Patienten, die im Zuge der vergangenen Masern-Welle erkrankten, mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Mögliche Komplikationen sind Austrocknung und Lungenentzündung, aber auch Erkrankungen des Gehirns, die bleibende Schäden hinterlassen können. Die chronische Hirnentzündung etwa führt ähnlich wie BSE zu einer schleichenden Zerstörung des Nervensystems und endet immer tödlich.

Gab es auch in Solingen Fälle von Masern?

Fischbach Ja, aber nur wenige. Die meisten Erkrankungen gab es im Raum Duisburg und Mönchengladbach. Das Bergische Land blieb einigermaßen verschont. Das liegt aber nicht daran, dass hier häufiger geimpft wird. Wir hatten einfach Glück.

Wie viele Kinder werden denn geimpft?

Fischbach Die erste Impfung, die im Alter von elf Monaten erfolgen sollte, erhalten in NRW fast 90 Prozent der Kinder. Bei der zweiten sind es jedoch nur noch etwa 60 Prozent.

(RP)
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