Solingen Im Klinikum rumort es noch immer

Solingen · In der Aufsichtsratssitzung des Klinikums am Montag müssen sich die Mitglieder mit einem Beschwerdebrief an den OB und dem Rauswurf des Gebäudemanagers befassen. Er zieht vor das Arbeitsgericht und will seinen selbst unterschriebenen Aufhebungsvertrag für nichtig erklären lassen.

Neun Wochen sind vergangen, seit sich die Mitarbeiter des Klinikums in einer Betriebsversammlung Luft gemacht haben und sich über den immensen Arbeitsdruck und die schlechte Stimmung im Haus beklagten. Sogar von Aufbruchstimmung war im Anschluss die Rede gewesen. Aber nun mehren sich die Stimmen, dass manches inzwischen wieder erloschene Strohfeuer waren. Eine dieser Stimmen hat nun ein Gesicht bekommen.

Unterschriebener Brief an den OB

Am 3. April hat ein (der Redaktion bekannter) Mitarbeiter des Klinikums, der inzwischen das Haus verlassen musste, Oberbürgermeister Norbert Feith einen langen und ausführlichen Brief geschrieben, in dem er detailliert beschrieb, was aus seiner Sicht im städtischen Krankenhaus alles schief läuft. Jetzt gelangte der Brief in die Hände der Redaktion.

Der Ex-Mitarbeiter unterstrich, dass es ihm wichtig gewesen sei, dass der Inhalt nicht an die Öffentlichkeit gelange. Es sei ihm nicht um eine bloße Effekthascherei gegangen. Denn es geht auch um Vorwürfe, die dem Klinikum Schaden zufügen könnten. So stellt der Briefschreiber die These auf, dass der wirtschaftliche Erfolg des Klinikums nur ein scheinbarer sei und schon jetzt die Substanz gefährde.

Von Oberbürgermeister Feith habe er einen kurzen Zwischenbericht bekommen, hieß es weiter. Dieser ist aber noch bis heute im Osterurlaub und kann deswegen nicht auf die Frage antworten, ob er die Vorhaltungen in der nächsten turnusmäßigen Sitzung des Aufsichtsrates am Montag ansprechen wird.

Nachrichtlich war das Schreiben auch an die Ratsfraktionen, aber allen voran an die Mitglieder des Aufsichtsrates gegangen. Auch diese könnten offene Fragen am 2. Mai aufs Tapet bringen. Unter anderem, ob mit der Rückkehr des am Tag der Betriebsversammlung erkrankten Geschäftsführers Hans-Joachim Fietz-Mahlow die Stimmung wieder umgeschlagen sei, wie in dem Brief behauptet wird — wie aber auch Beschäftigte des Klinikums unserer Zeitung berichten.

Zur Sprache soll am Montag ebenso kommen, welche Unregelmäßigkeiten der städtische Revisionsdienst im Gebäudemanagement festgestellt hat. Mit dem Chef dieser Abteilung hatte sich das Klinikum auf einen Aufhebungsvertrag verständigt. Diesem war in anonymen Briefen vorgeworfen worden, die Abteilung wie einen Selbstbedienungsladen zu führen. Unter anderem hat er auf Kosten des Hauses in der Kantine gegessen.

Doch mit dem Abschlussbericht des Revisonsdienstes findet diese Personalie noch keinen Abschluss. Kommende Woche kommt es vor dem Arbeitsgericht zu einem Gütetermin, bei dem der frühere Klinik-Mitarbeiter den Aufhebungsvertrag für nichtig erklärt haben will. Nach Informationen unserer Zeitung will er sich darauf berufen, dass er beim Unterschreiben des Vertrages Medikamente genommen habe und damit nicht zurechnungsfähig gewesen sei.

Aber es gibt auch Positives aus dem Klinikum zu berichten: Als Verstärkung für das Personalmanagement wurde die Stelle des Leiters Personalentwicklung und -betreuung neu geschaffen. Personaldirektor Hermann-Josef Bökmann rechnet mit bis zu 30 Bewerbungen. Am liebsten sei ihm ein Wirtschaftswissenschaftler mit dem Schwerpunkt Personalentwicklung und Berufserfahrung, sagte er unserer Zeitung.

Das Klinikum merke, dass es immer schwieriger werde, geeignete Fachkräfte zu finden. Dieses Thema müsse man offensiv angehen. So verstehe er diese Stellenneuschaffung als Investition in die Zukunft. Derzeit kümmert sich eine Ganztagskraft um die Bereiche Personalentwicklung und innerbetriebliche Fortbildung. Dieser fehle es an der Zeit, wichtige Potenzialanalysen zu machen.

(RP)
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