Solingen Hygiene-Ampel ist noch Zukunftsmusik

Solingen · Bei jeder rund siebten Lebensmittel-Kontrolle in Solingen in den vergangenen zwei Jahren hatten die Prüfer des bergischen Überwachungsamtes etwas zu bemängeln. Verbraucher erfahren bislang jedoch kaum von den Ergebnissen.

So funktioniert die Restaurant-Ampel
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Foto: dapd

Wollen Verbraucher in Duisburg oder Bielefeld wissen, wie ihr Lieblingsimbiss bei den regelmäßigen Kontrollen der Lebensmittelüberwachung abgeschnitten hat, brauchen sie nur auf ihr Handy zu schauen. Eine kostenlose App zeigt ihnen an, ob alles in Ordnung war, oder ob es Kritikpunkte gab. Auch der Zeitpunkt der Kontrolle wird genannt. Eine grüne Fahne signalisiert ein gutes Hygiene-Ergebnis und gute Kundeninformationen des kontrollierten Betriebes, gelb ist mittelmäßig, rot bedeutet schlechte Verhältnisse. Die Kriterien für die Wertung in der Hygiene-Ampel werden auch erläutert.

Solingen ist von dieser Transparenz noch weit entfernt. Wie Isabelle Mühleisen von der Verbraucherzentrale Düsseldorf erklärt, bewerten ihre Einrichtung und auch das zuständige Ministerium in Düsseldorf das Modellprojekt in Duisburg und Bielefeld zwar durchweg positiv. Doch bis zu einer landesweiten Einführung sei es noch ein weiter, bürokratischer Weg. Dicke Bretter müssen gebohrt werden, das Thema ist knifflig.

Wer heute in Solingen an die Ergebnisse der immerhin mit Steuergeldern finanzierten Kontrollen kommen will, muss eine komplizierte schriftliche Anfrage an das Bergische Veterinär und Lebensmittelüberwachungsamt mit Sitz in der Klingenstadt stellen. Sechs bis sieben Wochen, so Mühleisen, muss man auf eine Antwort warten.

Dabei gäbe es interessante Dinge zu erfahren, wie jetzt eine Stellungnahme deutlich machte, die im Umweltausschuss in der Nachbarstadt Remscheid auf den Tisch kam. In dieser wurden auch Solinger Zahlen genannt. Bei den insgesamt fast 3000 Kontrollen in Solingen in den vergangenen beiden Jahren gab es bei immerhin rund jeder siebten etwas zu bemängeln.

Hygieneprobleme, nicht ausreichende Schulung der Mitarbeiter, falsche Kennzeichnung der Ware waren dabei häufige Verstöße. Meist blieb es allerdings bei Verwarnungen mit oder ohne Verwarngeld. Nur selten kommt es zu Ordnungsverfügungen, Strafverfahren wurden bislang keine eröffnet. Nachkontrollen zeigten, dass Gastronomen die Mängel abstellen.

Doch genau hier sieht Verbraucherschützerin Isabelle Mühleisen noch Verbesserungspotenzial. Die Erfahrung zeige, dass das Ritual aus Prüfung und Nachprüfung nicht immer die gewünschte Veränderung bringe. Mache man aber die Ergebnisse der Tests - so wie etwa in Duisburg geschehen - für den Verbraucher leicht öffentlich zugänglich, komme mehr Bewegung in die Sache.

Die Gastronomen sehen das allerdings völlig anders. In Duisburg lehnen sie dieses Instrument als unbrauchbar ab und haben beim Verwaltungsgericht Düsseldorf derzeit acht Klagen eingereicht. Sie kritisieren unter anderem fehlenden Datenschutz. Über die App würden illegal interne Informationen weitergeben.

(RP)
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