Solingen Hundehalter gehen auf die Straße

Solingen · Laura Koper wehrt sich gegen die Bezeichnung Kampfhund für ihren American Staffordshire Terrier. "Kampfhunde werden nicht geboren, sie werden erzogen", sagt die junge Frau, die am Donnerstag zur Demonstration gegen die geplante Hundesteuererhöhung auf den Rathausvorplatz gekommen war.

Für ihren Hund Motte soll sie künftig 1000 Euro Steuern zahlen, wenn die Politik die Steuerpläne von Kämmerer Ralf Weeke mitträgt. Motte ist seit eineinhalb Jahren an ihrer Seite, Laura Koper hat ihn aus dem Tierheim geholt und seither keinerlei Probleme mit ihrem Hund gehabt. Manche Passanten würden die Straßenseite wechseln, und auch so manche dumme Bemerkung musste sie sich anhören. Das gute Verhältnis zu ihrem Hund, auf dessen Halsband das Wort "Medienopfer" steht, hat das nicht getrübt.

"Die Hundesteuer ist für uns ein Ungeheuer, warum immer bei uns abkassieren", steht auf einem Schild, das die rund 80 Demonstranten mitgebracht haben. Gut 1000 Unterschriften kamen gegen die Steuerpläne schon zusammen, schätzt Heinz-Peter Petzak, die meisten wurden bereits vor der Demo online abgegeben. Die Hundesteuer stammt aus dem Mittelalter, steht auf einem Flugblatt zu lesen, mit dem die Gruppe "gegen die allgemeine Tiersteuer" auf sich aufmerksam macht und viele Unterstützer findet. Viele waren am Donnerstag nicht mit ihren Hunden gekommen, sondern mit Stofftieren. "Es ist einfach zu heiß für die Tiere", sagt Renate Richter, die ihren zwölf Jahre alten Mischling lieber zu Hause gelassen hat.

Unter die Protestler hat sich auch Heike Umminger gemischt. Sie hat keinen Hund, betreut aber Hunde in den Ferien und wird bald einen Hund aus Spanien bei sich aufnehmen, einen Kampfhund-Mischling. Nicht nur über die Steuerpläne sind die Hundebesitzer verärgert. Auch die Tatsache, dass kein Geld da sei für Abfallbehälter und Hundekottüten, sehen sie als typisches Solinger Problem. Auch bei der Hundesteuer sei die Stadt führend in der Umgebung. Chantal Dorten ist mit ihren Hunden Rose und Bina zum Rathausplatz gekommen, auch sie schließt sich der Protestbewegung an. Doch selbst wenn die Steuererhöhungen durchkämen, einen ihrer Hunde deswegen abzuschaffen, auf diese Idee käme sie niemals. "Eher gehe ich zugrunde", erklärt die junge Frau und berichtet von einer Bekannten, die sich das teure Futter für ihren unter einer Allergie leidenden Hund kaum noch erlauben könne. "Ich kann verstehen, wenn die Leute ihre Hunde in einer anderen Stadt anmelden, wo es billiger ist", sagt die Hundefreundin. Die mitgebrachten Hunde ahnen derweil nichts von den Steuerplänen des Solinger Kämmerers und scheinen sich über das unerwartete Zusammentreffen mit so vielen Artgenossen zu freuen.

Herrchen und Frauchen aber machen weiter ihrem Ärger Luft und sind enttäuscht, dass sich niemand von der Stadt blicken lässt. Von offizieller Seite ist nur die Polizei auf dem Rathausvorplatz dabei, die diese Demo wie jede andere schützt.

(RP)
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