Müngstener Brücke Huckepack zum Welterbe

Solingen · Der Brücken-Kongress war ein voller Erfolg. In Porto gibt es Pläne, alle fünf Bauwerke, die als UNESCO-Welterbe infrage kommen, auf die portugiesische Bewerberliste zu setzen. Auch für die Müngstener Brücke wäre dies ein Meilenstein.

Müngstener Brücke: Huckepack zum Welterbe
Foto: Köhlen, Stephan

Der neue Anlauf, die Müngstener Brücke doch noch in die UNESCO-Liste der Weltkulturerben aufnehmen zu lassen, nimmt immer mehr an Fahrt auf - und zudem macht sich die Strategie der Stadt Solingen, es nach einem ersten Versuch 2011 diesmal mit einer europäischen Bewerbung zu versuchen, zunehmend bezahlt. Rund sechs Wochen nach dem großen Kongress internationaler Fachleute in Müngsten zur Architektur sowie Geschichte der sogenannten Stahlbogenbrücken verdichten sich jetzt nämlich die Anzeichen, wonach der Anerkennungsmarathon bereits in den nächsten zwei bis drei Jahren in eine heiße Phase gehen könnte.

So gibt es in der Stadt Porto, die Ende Oktober neben dem italienischen Paderno d'Adda und dem französischen Ruynes en Margeride zu den Gastkommunen bei der Tagung in Müngsten gehört hat, mittlerweile konkrete Überlegungen, beim formalen Akt der Bewerbung die Federführung zu übernehmen. Die Portugiesen planen, sich mit ihren beiden Brücken Dom Luís I. sowie Maria Pia möglichst zügig auf die Vorschlagsliste ihres Landes setzen zu lassen - was wiederum den Vorteil bieten würde, dass die anderen europäischen Bauwerke, die Teil einer europäischen Bewerbung werden sollen, gleichsam in einem Huckepack-Verfahren mitgezogen würden.

Der Hintergrund: Portugal besitzt - im Gegensatz zu Deutschland, Italien und Frankreich - bislang nur wenige Weltkulturerbestätten. Was zur Folge hat, dass einer portugiesischen Bewerbung in Fachkreisen allgemein bessere Chancen eingeräumt werden, als diese im Fall von neuen Anläufen aus den anderen Staaten bestehen würden.

Tatsächlich sollen in Kürze Gespräche zwischen der Stadtspitze von Porto sowie der Nachbarkommune Villa Nova de Gaia am gegenüberliegenden Ufer des Flusses Douro beginnen. Beide Gemeinden sind durch die Stahlbrücken, die wie die Müngstener Brücke aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen, verbunden. Wobei ein gemeinsames Vorgehen der Nachbarstädte eine Voraussetzung dafür ist, auf der portugiesischen Vorschlagsliste Eingang zu finden.

Parallel laufen in Porto, der Hafenstadt am Atlantik, aber auch die Vorbereitungen für einen weiteren Kongress, der 2018 über die Bühne gehen und an die Ergebnisse des Treffens unter der Müngstener Brücke anknüpfen wird. "Die Tagung im Oktober sowie das gesamte Programm beim Brückenfest sind von allen Teilnehmern mit Begeisterung aufgenommen worden", zog der bei der Stadt Solingen verantwortliche Projektleiter Carsten Zimmermann gestern noch einmal ein ausgesprochen positives Fazit. Im Rahmen der Zusammenkunft hatten Wissenschaftler sowie Vertreter der Gemeinden und der Brücken-Eigentümer an insgesamt zwei Tagen unter anderem Historie und Perspektiven der fünf Teilnehmer-Bauwerke diskutiert.

Die vor allem dann Aussicht auf eine Berücksichtigung als UNESCO-Kulturerbe haben werden, wenn der eingeschlagene Weg einer seriellen, also europäischen Bewerbung weiter verfolgt wird. Eine Idee, die in Solingen 2012, nach dem Scheitern des ersten Anlaufs für die Müngstener Brücke, geboren wurde. Und die von hier aus sowie in Kooperation mit Remscheid und Wuppertal auch in Zukunft zentral fortgeführt wird.

Dementsprechend berichtete Carsten Zimmermann am Freitag von weiteren Schritten, die seit dem Kongress auf den Weg gebracht wurden. Beispielsweise wird momentan ein Papier erarbeitet, das die Aufgaben aller Beteiligten, also der Städte wie Eigentümer, definiert. Und ferner ist anvisiert, einen "allerersten Zeitplan" zum künftigen Vorgehen zu erstellen. Auf dieser Basis wäre es dann möglich, Vorlagen zu formulieren, die in die Räte der bergischen Großstädte kämen, sagte Planer Zimmermann, der sich überdies von den nun bekannt gewordenen Aktivitäten in Porto angetan zeigte. Zimmermann: "Die Aufnahme auf der portugiesischen Liste wäre Gold wert".

(or)
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