Solingen Hoffnung für Frühchen Linus

Solingen · Das durch eine falsche Dosierung von Augentropfen in der Wuppertaler Klinik St. Anna schwer verletzte Baby soll durch eine Spezialbehandlung vor Erblindung gerettet werden. Staatsanwälte durchsuchten eine Kölner Apotheke.

Mehr als drei Wochen, nachdem der nur wenige Tage alte Linus bei einer Routineuntersuchung im Wuppertaler Klinikum St. Anna durch 1000-fach zu hoch dosierte Augentropfen schwer verätzt wurde, kehrt in den Kreis der Solinger Familie Ordowski die Hoffnung zurück. "Der Junge ist stabil", sagte Großvater Eugen Ordowski, der in Solingen ein Produktionsunternehmen für Roboter betreibt. "Vorsichtiger Optimismus" habe sich inzwischen in der Familie breit gemacht. "Meiner Tochter geht es besser", sagte Ordowski.

Die urspüngliche "Schockstarre", in der sie sich nach dem grauenvollen Vorfall befand, habe sich gelöst. Doch werde sie weiter von Psychologen der Klinik betreut. "Wir können nun nur eines tun: hoffen, hoffen, hoffen", sagte der Großvater. Er habe Vertrauen, dass das von den Ärzten der Wuppertaler Helios-Klinik, gewählte Behandlungsverfahren das richtige sei. In diese Klinik war das Kind verlegt worden.

Ein für gestern vorgesehener zweiter Eingriff an den verätzten Augen des Kindes wurde auf die kommenden Tagen verschoben. Bei dem "prozesshaften Verfahren" handelt es sich nach Angaben von Martin Mackenberg-Hübner, Sprecher der Klinik St. Anna, um eine Amnion-Membran-Transplantation. Dabei werde unter Vollnarkose Eihaut aus der Fruchtblase einer Frau in mehreren Eingriffen auf die verletzte Hornhaut aufgelegt, allerdings ohne Schnitte und Nähte.

Die Hoffnung ist da

Prognosen, ob mit Hilfe des Verfahrens Linus' Augenlicht gerettet oder zumindest wieder weitgehend hergestellt werden kann, wollte der Kliniksprecher nicht machen. Eugen Ordowski äußerte sich aber zuversichtlich. Die Ärzte hätten die Familie in ihren Hoffnungen bestärkt. "Ich habe mich bei vielen medizinischen Kapazitäten erkundigt, es ist der richtige Weg", sagte der Großvater.

Unterdessen nehmen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Fahrt auf. Gestern ließ die Wuppertaler Behörde die Zulieferapotheke der Klinik St. Anna in Köln durchsuchen. Die Apotheke sei kooperativ gewesen, berichtete Presse-Staatsanwalt Wolf-Tilmann Baumert der Morgenpost. Nach Angaben der Klinik St. Anna könnten falsche Angaben unter den Ärzten sowie mangelnde Kontrolle der Apotheke die Falschdosierung verursacht haben.

(RP)
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