Solingen Hilfen bei Inkontinenz

Solingen · Über viele Erkrankungen spricht man heute ganz offen, doch eine gehört nicht dazu: Inkontinenz. Die verbreitetste Form bei Frauen ist die Stress-Harninkontinenz, bei der die Blase unkontrolliert Urin verliert, sobald eine besondere Belastung eintritt: Lachen, Husten, Niesen.

 Prof. Dr. Klaus Meinen ist Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe der St. Lukas Klinik.

Prof. Dr. Klaus Meinen ist Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe der St. Lukas Klinik.

Foto: St. Lukas Klinik

Den Urin nicht halten zu können, die Kontrolle über den eigenen Körper zu verlieren, ist unangenehm und kann zur Isolation führen. Viele Patienten schränken sich in ihrem Alltag aus Angst vor Bloßstellung in der Öffentlichkeit stark ein. Sie trinken kaum noch oder bekommen Panik, wenn keine Toilette in der Nähe ist. Und die Betroffenen schweigen aus falscher Scham, denn leider ist immer noch nicht bekannt genug, dass in den meisten Fällen Inkontinenz sehr gut behandelbar ist.

Inkontinenz ist weit verbreitet: Allein 40 Prozent der Frauen nach den Wechseljahren sind betroffen, aber auch jüngere Frauen erkranken vermehrt. Ursachen dafür sind hormonelle Defizite in den Wechseljahren, eine allgemeine Muskel- und Gewebeschwäche im Alter oder eine durch Schwangerschaft und Geburten verursachte Schließmuskelschwäche.

Man nennt sie "schwache Blase", doch in der Regel ist nicht sie, sondern der Beckenboden schwach, der die Organe wie eine Hängematte stützt. Diesen Muskel kann man trainieren und so wieder stärken. Reicht ein Beckenbodentraining, wie es von vielen Elternschulen oder beispielsweise auch der VHS angeboten wird, nicht mehr aus, können Operationen helfen. Über kleine Einschnitte wird ein Kunststoffnetz eingebracht, dass die stützende Funktion der Beckenbodenmuskeln und -bänder übernimmt.

Eine andere in letzter Zeit immer häufiger auftretende Form der Inkontinenz ist die Reizblase mit plötzlichem Harndrang durch Verkrampfung der Blasenmuskulatur. Hier hilft keine Operation, sondern spezifische Blasenentkrampfungsmittel. Wichtig: Im Vorfeld jeder erfolgreichen Inkontinenztherapie steht eine gute Diagnostik, um die Ursachen angehen zu können.

(RP/rl)
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