Hier wird in Solingen an den Weihnachtstagen gearbeitet „Viele Mitarbeiter melden sich freiwillig“

Solingen · An den Feiertagen müssen hunderte Solinger arbeiten – für die Sicherheit oder das Vergnügen der anderen.

O du fröhliche: Ab heute gibt es fünf (oder mehr) freie Tage am Stück – zum Innehalten oder Verreisen. Der Kalender beschert den Arbeitnehmern zum Jahresende zwei Brückentage. Aber nicht alle Beschäftigten können an Heiligabend und Silvester zu Hause bleiben. Und auch am ersten und zweiten Weihnachtstag sind Ärzte, Pflegekräfte, Busfahrer, Feuerwehrleute, Köche und manch anderer im Einsatz.

„Unsere Mitarbeiter versuchen, es den Bewohnern so schön wie möglich zu machen, damit Weihnachten für sie etwas Besonderes bleibt – so, wie es die meisten von uns von Kindesbeinen an gewohnt sind“, sagt Gabriele Heller von der Bereichsleitung der Kplus-Senioreneinrichtungen. Im St. Lukas Pflegeheim werden 20 Beschäftigte im Dienst sein, im St. Joseph Altenheim 21. Dazu kommen an Heiligabend jeweils zwei Betreuungskräfte, die zum gemeinsamen Feiern einladen.

In der St. Lukas Klinik werden Stationen zusammengefasst. „Erfahrungsgemäß sind über Weihnachten weniger Patienten im Haus“, erläutert Pressesprecherin Cerstin Tschirner. „Durch die Zusammenlegung können wir mehr Mitarbeitern den Wunsch erfüllen, frei zu nehmen“, ergänzt die stellvertretende Pflegedirektorin Melanie Mehlhorn. Die „hohen Feste“ würden aufgeteilt: Wer Weihnachten arbeite, habe im Regelfall an Silvester frei. Die Notfallversorgung, so Tschirner, bleibe natürlich im normalen Umfang bestehen – „mit der normalen täglichen Besetzung“. Das gilt auch für das Städtische Klinikum.

Auf Notfälle aller Art ist man auch an anderen Stellen vorbereitet: Bei der Berufsfeuerwehr sind rund um die Uhr 38 Feuerwehrleute im Einsatz, in der gemeinsamen Leitstelle für Solingen und Wuppertal sind es neun. Außerdem haben sechs Mitarbeiter des Roten Kreuzes und zwei des Arbeiter-Samariter-Bundes Dienst. Dazu kommen tagsüber noch 15 bis 18 weitere Kräfte, die meisten von DRK und ASB.

Auch bei den Stadtwerken dürfen nicht alle Beschäftigten zu Hause bleiben. Zwar ist das Kundencenter am 24. und 31. sowie zwischen den Tagen geschlossen. „Die telefonische Erreichbarkeit besteht aber selbstverständlich“, bekräftigt Lisa Nohl, die Pressesprecherin für den Bereich Versorgung – an Heiligabend und Silvester von 8 bis 12 Uhr, vom 27. bis zum 29. Dezember von 8 bis 20 Uhr. Nohl: „Wie üblich ist der Entstördienst aber durchgängig erreichbar. Wichtig ist uns in erster Linie die Versorgungssicherheit, die über unser Leitsystem und den Entstördienst auch über die Feiertage und zwischen den Tagen gewährleistet ist.“

Damit die Busse der Stadtwerke auch in der Weihnachtswoche rollen, treten jeden Tag bis zu 100 Männer und Frauen ihre Schicht an. „An regulären Tagen sind es bis zu 130“, sagt Stefan Menzel, der Leiter des SWS-Fahrbetriebs. „Dazu kommen rund 80 Fahrer privater Busunternehmen, die für uns tätig sind.“ Zu den zirka 90 Fahrern an Samstagen (70 und 20) sowie den etwa 70 an Sonn- und Feiertagen (60 und 10) muss man noch die Kräfte der Bereitschaftsdienste zählen. Menzel: „Davon haben wir jede Menge.“ Am Lenkrad statt unter dem Weihnachtsbaum zu sitzen, das ist für manche Fahrer sogar eine Freude. Menzel: „Die Schichten werden gut bezahlt. Deshalb melden sich viele freiwillig.“

Oder die Familie packt selbst mit an – wie in der Gaststätte Rüdenstein, die am ersten sowie zweiten Feiertag einen Mittagstisch anbietet und auch an Silvester (abends) und Neujahr öffnet, dafür aber vorher einige Tage geschlossen hatte. Wer jetzt noch einen Tisch in Solingen ordern will, muss aber Glück haben. Beim „Kaffeehaus“ in Gräfrath etwa, das an den Weihnachtstagen über Mittag öffnet, gibt es bereits viele Vorbestellungen – und fürs Silvestermenü keine freien Plätze mehr.

In der Industrie herrscht längst nicht über allen Schloten Ruh. „14 Tage Betriebsferien haben sich früher sehr bewährt und wären auch zu diesem Jahreswechsel gut. Wir hatten so viel Hektik in der letzten Zeit. Ich musste den Mitarbeitern viel zumuten“, erklärt Horst Gabriel, Chef der Stanztechnik-Firma Emde und Vorsitzender des Arbeitgeberverbands. Heute sei aber vieles anders: „Manche Betriebe, die sonst erst am 7. Januar wieder produziert hätten, beginnen bereits eine Woche früher. Auch wir haben eigentlich in der ersten Januarwoche zu, wissen aber nicht, ob wir doch fertigen müssen.“ Schuld sei die Lage in der Autobranche: Firmen, die ihr Lager herunterfuhren, schickten jetzt spontan Aufträge. Gabriel: „Statt 200.000 Stück pro Monat müssen es dann auf einmal 500.000 Stück möglichst noch vor Weihnachten sein.“

Der Kunde ist König, auch bei größeren Unternehmen wie Wilkinson mit rund 500 Mitarbeitern. „Wir machen partielle Betriebsferien“, sagt Personalchef Jürgen Dost. In Bereichen, wo die Nachfrage groß ist, wird durchgearbeitet – mit Ausnahme der Feiertage. Bei Kronprinz und Zwilling herrscht zwar Weihnachtsruhe. Die Zeit nach dem zweiten Weihnachtstag wird aber bei vielen Unternehmen für die Instandhaltung der Maschinen genutzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort