Solingen Herzinfarktpatienten sind gut versorgt

Solingen · Nach dem jährlich erscheinenden Herzbericht sind die Chancen, einen Herzinfarkt zu überleben, in Solingen höher als in anderen Städten. Dies liegt an einem engmaschigen Netz der Hilfen, aber auch an guter Aufklärung der Patienten.

Nach einem Herzinfarkt zählt jede Minute. Je eher der Patient behandelt wird, desto höher sind seine Überlebenschancen. In der Regel, so sagt Professor Dr. Hans-Martin Hoffmeister, der Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Allgemeine Innere Medizin im Klinikum, dauert es drei bis vier Stunden, bis ein Patient nach dem Herzinfarkt in der Klinik ist. Mit der zunehmenden Aufklärung der Patienten aber auch der Hausärzte, der Notärzte und der Rettungssanitäter konnten die Überlebenschancen von Herzinfarktpatienten in der Vergangenheit kontinuierlich gesteigert werden. "1980 starben 25 bis 30 Prozent der Infarktpatienten, die in die Klinik eingeliefert wurden, heute liegt die Zahl bei unter zehn Prozent", sagt der Chefarzt. Insgesamt habe sich die Sterblichkeit aller Patienten in den vergangenen Jahren halbiert.

400 bis 500 Patienten mit Herzinfarkt oder Herzinfarktverdacht werden jährlich im Klinikum behandelt. In dem jetzt veröffentlichten Herzbericht 2013 erzielte Solingen im bundesweiten Vergleich zum wiederholten Mal sehr gute Notierungen. "Bei den statistischen Werten für die Sterbezahlen nach akutem Herzinfarkt liegt Solingen etwa ein Drittel unter dem deutschlandweiten Durchschnitt. Unter den umliegenden Großstädten an Rhein und Ruhr ragt Solingen eindeutig heraus", betont Hoffmeister.

Wer mit Verdacht auf Herzinfarkt in die Klinik kommt, wird entweder gleich in die zuständige Fachabteilung verlegt oder wird in der Notaufnahme vorbei an den anderen Patienten zum "Chest Pain Unit" gebracht. "Der Infarkt beginnt, wenn der Patient noch zu Hause ist, dann wird ein Gefäß verstopft, der Herzmuskel ist unterversorgt und stündlich wird mehr Gewebe zerstört", erklärt Hoffmeister. In der Klinik wird mit hochmodernen Herzkathetern diese Verstopfung aufgeweitet. Daher sei man heute auch dazu übergegangen, Patienten mit Verdacht auf Herzinfarkt nicht in die nächstgelegene Klinik zu fahren, sondern in eine Katheterlaborklinik. Für Hans-Martin Hoffmeister ist es auch aus diesem Grund keine Frage, dass der zweite Notarzt am Klinikum stationiert werden musste. Das Klinikum verfügt über zwei modernste Herzkatheter-Messplätze, an denen rund um die Uhr die Herzkranzgefäße untersucht und mittels filigraner Prothesen gestützt werden können. Die Technologie gilt hinsichtlich der Implantate als sehr patientenschonend. Die klassischen Symptome eines Herzinfarktes sind Beklemmungsgefühle, die sich ringförmig um die Brust zu legen scheinen, Angst bis zur Todesangst, Schweißausbrüche, Luftnot und Schmerzen, die in den linken Arm, den Hals und den Kiefer ausstrahlen können. Problematisch ist es für einen Diabetiker, der diese Symptome oft nicht spürt. Anders als bei Männern können die Anzeichen bei Frauen sein, die neben den üblichen Beschwerden auch über allgemeines Unwohlsein und Brustschmerzen klagen, die in den Bauchraum ausstrahlen. Frauen, so die Erfahrungen des Chefarztes, kommen später als Männer und haben dadurch eine schlechtere Prognose. Dafür tritt der Herzinfarkt in der Regel bei Frauen aber auch acht bis zehn Jahre später auf als beim Mann. Vorher, so Hoffmeister, sind Frauen durch die Hormonproduktion geschützt. Eine Ausnahme bilden allerdings Frauen, die rauchen. Bei ihnen sind Herzinfarktfälle im Alter von 30 bis 40 Jahren durchaus keine Seltenheit.

(RP)
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