Solingen Herrenloses Grundstück unterm Hammer

Solingen · Sogar schon als Film-Kulisse diente das Gelände, doch seit Jahren liegt die rund fünf Hektar große Fläche in der Kohlfurth größtenteils brach. Rasspe Systemtechnik ist im Sommer 2009 nach Wermelskirchen umgezogen, damit endete nach 182 Jahren auch ein Kapitel Solinger Industriegeschichte.

Geblieben ist in Stöcken die Industriefläche, ebenerdig gelegen und nahe der L 74 mit Autobahnanschluss zur A 46. Und was Ende vergangenen Jahres schon einmal angedacht war, soll nun konkret umgesetzt werden: die Zwangsversteigerung. "Das Grundstück ist aus dem Insolvenzbereich herausgenommen worden, die Eigentümer gaben es jedoch auf, von daher ist es jetzt herrenlos", sagt Dr. Rainer Maus.

Der Rechtsanwalt bearbeitet seit 1999 den Insolvenzantrag des Unternehmens, das Landmaschinen- und Maschinenmesser herstellte und zum 1. Januar 2000 von der Schumacher-Gruppe aus der Insolvenz heraus übernommen worden war. Während das Insolvenzverfahren sich nun dem Ende neigt — "wir sind bei den Abschlussarbeiten", sagt Maus — geht die bislang erfolglose Verwertung der Industriefläche mit der angekündigten Zwangsversteigerung in eine neue Runde.

Weil es keinen Grundstückseigentümer mehr gibt, ist der Solinger Rechtsanwalt Karl-Heinz Knecht als sogenannter Zustellungsvertreter eingesetzt worden. Vonseiten des Amtsgerichtes heißt es: "Einen Termin für die Zwangsversteigerung gibt es derzeit noch nicht, frühestens Ende dieses oder aber Anfang nächsten Jahres."

Betreiber dieses Verfahrens sind die Gläubiger Stadt-Sparkasse Solingen und die Deutsche Bank. "Die Immobilie hat bisher hohe Kosten verschlungen, Erträge kamen aber nicht mehr herein", erklärt Detlef Wagner, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Stadt-Sparkasse. Ein Käufer, der bereit gewesen sei, einen angemessenen Preis zu zahlen, habe sich nicht gefunden.

Wohl auch aus Denkmalschutzgründen und Altlasten, die im Boden vorhanden sein dürften — und die erhebliche Investitionen bedingen. "Der große Sanierungsstau drückt wie ein Mühlstein", sagt Wagner, der aber aufgrund von Gutachten keine gravierende Belastungen in der Erde sieht.

Mit öffentlichen Mitteln könnte diese Industriegebietsfläche aber sinnvoll und zukunftsweisend entwickelt werden. "Das ist ein Filetstück für Industrieansiedlungen und mit guter Verkehrsanbindung", sagt Detlef Wagner.

Von daher trifft es sich gut, dass NRW-Wirtschaftsminister Duin nun die Weichen gestellt hat für die Förderung von Gewerbebrachen unter fünf Hektar. Ab dem nächsten Jahr könnte somit auch das Bergische Städtedreieck Fördermittel beantragen, wenn entsprechende Brachen von überregionaler Bedeutung vorhanden sind.

Das würde auf das Rasspe-Gelände zutreffen. Ohnehin hatte die Wirtschaftsförderung seit geraumer Zeit den Auftrag, zu prüfen, wie dieses Gelände entwickelt werden kann. "Ohne Fördermittel ist das aber nicht darstellbar", sagt Geschäftsführer Frank Balkenhol. Erste Gespräche über Landesgelder sollen noch in diesem Herbst aufgenommen werden.

Zunächst muss im Zuge der Zwangsversteigerung aber erst einmal ein Wertgutachten für das Grundstück in der Kohlfurth ermittelt werden. Liegt das vor, kann das Gelände unter den Hammer kommen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort