Interview mit "Johanniter" Heino Müller Helm nach Unfall immer abnehmen

Solingen · Die Johanniter geben Tipps für Helfer bei Motorradunfällen. 50 Prozent werden von Autofahrern verursacht.

Zum Start in die Motorradsaison sind die Gefahren besonders groß. Heino Müller, der Leiter des Fach- und Einsatzdienstes im Johanniter-Regionalverband Bergisch Land gibt Tipps zum Umgang mit Unfallopfern und sagt, wie sich Autofahrer und Biker verhalten müssen, wenn sie Unfälle vermeiden wollen.

Die Hälfte der Motorradunfälle werden von Autofahrern verursacht. Welches sind die häufigsten Fehler, die Autofahrer machen?

Müller: Pkw-Fahrer müssen sich nach den Wintermonaten erst wieder an die leicht zu übersehenden Motorräder gewöhnen. Schon ein Schulterblick beim Spurwechsel trägt dazu bei, dass viele Unfälle vermieden werden. Besonders wichtig ist es, dass Autofahrer vor dem Abbiegen und beim Spurwechsel rechtzeitig blinken.

Welche Verhaltensregeln gibt es noch für Autofahrer?

Müller: Sie sollten auf kurvigen Straßen unbedingt auf der eigenen Spur bleiben. Diese Regel gilt für Autofahrer wie auch für Motorradfahrer gleichermaßen.

Wie können die Motorradfahrer sich vor Verletzungen schützen?

Müller: Typische Verletzungen bei Motorradunfällen sind Knochenbrüche, schwere Hautabschürfungen und Verletzungen an den Nerven, die zu Lähmungen führen können. Deswegen sollte jeder Motorradfahrer stets geeignete Schutzkleindung tragen. Eine normale Jeans bietet bei einem Unfall nicht mehr Schutz als die nackte Haut. Wichtig ist, dass die Schutzkleidung richtig und fest sitzt, die Schuhe sollten auch die Knöchel absichern.

Wenn es trotz aller Vorsicht doch zu einem Motorradunfall kommt, was müssen Ersthelfer am Unfallort beachten?

Müller: Zunächst muss als erstes die Unfallstelle gut abgesichert und der Rettungsdienst verständigt werden. Nach Möglichkeit sollten dafür weitere Helfer beauftragt werden.

Was muss der Ersthelfer im Umgang mit dem Verletzten besonders beachten?

Müller: Zwingend notwendig ist es, dass der Helfer einem bewusstlosen Motorradfahrer den Helm abnimmt, nur so kann gewährleistet werden, dass der Verletzte nicht an Erbrochenem oder seinem eigenen Blut erstickt.

Wie nimmt man den Helm ab?

Müller: Der Helfer greift in den geöffneten Helm, spreizt ihn seitlich und zieht ihn dann vorsichtig über Nase und Ohren vom Kopf. Ist eine weitere Person am Unfallort, sollte sie assistieren, indem sie Hals und Kopf waagerecht hält.

Und der nächste Schritt?

Müller: Anschließend muss der bewusstlose Verunglückte in stabile Seitenlage gebracht werden, auch wenn er an der Wirbelsäule verletzt sein könnte. Kommt das Unfallopfer zu Bewusstsein, so kann es zunächst in der Position bleiben, sollte aber nicht alleine gelassen werden.

Die Johanniter arbeiten auch mit der Polizei, wie sieht das aus?

Müller: Die Bergischen Johanniter sind Partner bei den Verkehrssicherheitstagen der Polizei Wuppertal/Remscheid/Solingen, die auch geführte Motorradtouren mit erfahrenen Polizeimotorradfahrern anbietet. In den Pausen geben die Johanniter Tipps zur Ersten Hilfe.

Viele Menschen haben Angst, im Notfall etwas falsch zu machen?

Müller: Wer die vorgenannten Tipps beherzigt, handelt richtig. Dennoch empfehlen die Johanniter eine regelmäßige Auffrischung der Kenntnisse in erster Hilfe.

ANNEMARIE KISTER-PREUSS STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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