Solingen Heilsame Kräuter

Solingen · Muskatellersalbei und Urkohl wachsen unter anderem im Heilpflanzenbeet des Botanischen Gartens, angelegt nach den Vorgaben von Karl dem Großen. Besucher erlebten jetzt eine interessante Führung.

Um beim Wandern keine heißen Füße zu bekommen, legt man sich einfach ein Kohlblatt in jeden Schuh. Diesen und noch viele andere Tipps und Anregungen erhielte die Besucher der Führung durch das Heilpflanzenbeet nach dem „Capitulare de Villis“ im Botanischen Garten. Dagmar Schmidt von der Stiftung Botanischer Garten betreut das 40 Quadratmeter große Heilpflanzenbeet und erläuterte fundiert die einzelnen Kräuter. Ihre Liebe zu Heilpflanzen hat sie vor zehn Jahren auf einer Landesgartenschau entdeckt. „Ich fand das so faszinierend und seitdem beschäftige ich mich damit“, erinnert sie sich.

Gerne gibt sie ihr Wissen weiter. So erfuhren die Besucher, dass aus der Wurzel des Färberkrapp die Farbe „Türkisch Rot“ hergestellt wurde, dass die Weinraute bei der Herstellung von Grappa verwendet wird und die Knollen der Weberkarde früher zum Kämmen der Wolle benutzt wurden. „Eibisch gab es schon vor 30 000 Jahren“, erzählt Dagmar Schmidt. Archäologen hätten Pollen ausgegraben, die dies bewiesen. „Die Wurzel kann man zu Hustensaft verarbeiten.“ Aufmerksam verfolgen die Besucher die Erklärungen. „Das ist wohl der erste tiefere Einstieg in die Kräuterkunde“, sagt Norbert Eichhorn. Er habe bereits in Büchern geblättert, aber sich noch nicht systematisch mit dem Thema beschäftigt. „Ich möchte gerne Heilkräuter in der Küche verwenden.“ Auch im eigenen Garten will er Heilpflanzen ziehen.

Während des Gangs durch das Kräuterbeet wurden Zweige verschiedener Pflanzen geerntet. Im Gewächshaus wurden die gesammelten Heilkräuter noch einmal genau unter die Lupe genommen. „Thymian begleitet uns seit Jahrtausenden“, weiß Dagmar Schmidt. „Die alten Ägypter verwandten ihn zum Einbalsamieren.“

Pfefferminze, Muskatellersalbei

Wermut, Pfefferminze und Muskatellersalbei verbreiteten ihre unverwechselbaren Düfte. „Jedes Pflänzlein, das in dem Beet steht, wird auch benutzt.“ Und im Mittelalter wurden zum Beispiel die Krankenräume mit Kräutern ausgeräuchert, da man kein Desinfektionsmittel hatte. Interessiert ist Norbert Eichhorn aber vor allem an den Heilwirkungen: „Wenn die Haut spannt, dass ich sie dann mit einer Salbe einreiben kann, die ich hier herstellen lerne.“ Dies konnte er dann nach dem kostenlosen Imbiss im nahen Klinikum. Denn da zeigte Dorothea Graetz-Patzer, Leiterin der Apotheke im Klinikum, anhand der Herstellung von Salben, Tees und Aufgüssen die praktische Anwendung der Heilkräuter.

„Die Kombination von Führung und praktischer Anwendung findet zum ersten Mal statt“, so Dagmar Schmidt. Im nächsten Frühjahr sollen diese Veranstaltungen weiter ausgebaut werden.

(RP)
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