Solingen Hautnah vor dem Jesuskind

Solingen · Alle katholischen Kirchen Solingens laden am heutigen Samstag zum "5. Krippenweg" ein. Einen Tag nach dem Dreikönigsfest können die Besucher die sehr unterschiedlich gestalteten Krippen der Klingenstadt besichtigen.

Man muss sich ein wenig Zeit nehmen, um alles zu entdecken, was es in der Krippe von St. Clemens zu sehen gibt. Im Gegensatz zu einigen anderen Kirchen ist die Darstellung von Jesu Geburt nicht in einem Seitenschiff oder einer Nische verborgen, sondern ganz zentral angelegt. Der Stall, in dem die Christenheit ihren Anfang nahm, und die umliegenden Bäume und Sträucher schmiegen sich derart harmonisch an den mit Holz verkleideten Altar, als sei dieser ein Teil der Landschaft.

"Im Bergischen Land hat man ja eine gewisse Naturverbundenheit", erklärt Peter Kern, der seit mehreren Jahrzehnten für den Krippenbau in St. Clemens zuständig ist. Pflanzen sind das Steckenpferd des 78-Jährigen, arbeitete er doch früher als Friedhofsgärtner. Am heutigen Samstag können sich die Solinger zwischen 10 und 16 Uhr von der Kreativität und Vielfalt überzeugen, mit der die katholischen Gemeinden der Stadt ihre Krippen hergerichtet haben.

"Die Kirchen haben ja sonst immer zu unterschiedlichen Zeiten geöffnet", erklärt Dr. Ulrike Spengler-Reffgen, Vorsitzende des Dekanatsrats. "Unser Ziel war es, eine Zeit zu finden, an der alle für ihre Besucher offen sind, um ihre Krippen zu zeigen." Außerdem könne man sich bei der Gelegenheit auch die Kirchen selbst anschauen, sagt Spengler-Reffgen.

Die Ausarbeitungen sind sehr unterschiedlich. Die Krippe in St. Joseph in Ohligs, die traditionell zu den größten Solingens gehört, zeichnet sich durch eine detailreich gestaltete Landschaft und einen funkelnden Sternenhimmel aus. Ungewöhnlich ist die Höhlenkrippe von St. Maria Himmelfahrt in Gräfrath. Hier haben die Erbauer auf einer kleinen Fläche eine faszinierende Wüstenlandschaft geschaffen. Auch die Figuren sind in den verschiedenen Gemeinden sehr unterschiedlich gestaltet. Manche sind aus bunt bemaltem Gips, andere aus Holz, einige naturbelassen oder eingekleidet. In St. Clemens fällt neben den in bunte Gewänder gehüllten Puppen ein Hirte aus Olivenholz auf. "Den haben wir von einer Reise nach Bethlehem mitgebracht", berichtet Peter Kern. Mitbringsel verschiedener Reisen sind auch ein Stein aus einer Kreuzfahrerburg bei Jerusalem und Geröll aus einer Erdpyramide bei Bozen. Spannend vor allem für Kinder ist die Möglichkeit, die Landschaft über eine Fliese zu betreten und direkt an die Wiege Jesu heranzutreten. "So hat man eine hautnahe Verbindung zur Weihnachtsgeschichte", sagt Peter Kern.

"Natürlich können die Kinder auch die Schafe an den verschiedenen Solinger Krippen streicheln", ergänzt Spengler-Reffgen. Zwei volle Tage arbeiteten Peter Kern und Küsterin Sabine Schlemminger an ihrer Krippe, die noch bis Mitte Januar in St. Clemens stehenbleiben soll. Als "Arbeit" im eigentlichen Sinne sieht Kern das natürlich nicht: "Man braucht einfach nur Liebe zur Sache." Die Frage, ob er sich ein Konzept für die kreative Gestaltung der Krippe überlegt, beantwortet der 78-Jährige so bescheiden wie trocken: "Am wichtigsten bleiben doch Maria, Josef und das Jesuskind."

(RP)
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