Interview Hartmut Lemmer „Ritt auf Rasierklinge mit nacktem Po“

Der Vorsitzende des Fördervereins Ittertal sieht größere Investitionen im Freibad Ittertal.

 Hartmut Lemmer ärgert, dass größere Investitionen im Freibad, wie der Beckenneubau, immer wieder hinausgeschoben werden müssen.

Hartmut Lemmer ärgert, dass größere Investitionen im Freibad, wie der Beckenneubau, immer wieder hinausgeschoben werden müssen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Sie waren gefühlt Ewigkeiten Präsident des Solinger Sportbundes. Vor gut einem Jahr haben Sie das Amt an Detlef Wagner abgegeben. Haben Sie damit auch dem Solinger Sport adé gesagt?

Lemmer Nein, auf keinen Fall. Wir haben es im SSB so geändert, dass die beiden Geschäftsführer den Verein vertreten und die drei Präsidenten mit Detlef Wagner an der Spitze quasi den Aufsichtsrat bilden. Ich selbst besuche nach wie vor gerne Sportveranstaltungen in Solingen. Im Landessportbund bin ich noch bis 2020 in den Präsidial-Ausschuss Leistungssport berufen, daneben noch in der AG Sporträume aktiv. Zurzeit vertrete ich auch noch den SSB im Sportausschuss der Stadt.

Offensichtlich können sie ohne ehrenamtliche Arbeit nicht auskommen. Im November 2017 haben Sie den Vorsitz des Fördervereins Industriemuseum übernommen. Im Mai zudem den des Fördervereins Ittertal. Passt das zusammen?

Lemmer Bezüglich des Industriemuseums hat mich Dr. Jochem Putsch schon früh angesprochen. Das Ittertal kam hinzu, um hier nach der guten Arbeit von Bernd Reinzhagen keine Lücke entstehen zu lassen. Beides lässt sich kombinieren.

Als Walder und einstiger Schwimmer des SC Solingen, der früher seine Sommersaison auch mit Wasserballspielen stets im Freibad Ittertal verbrachte, liegt ihnen das Freibad Ittertal sehr am Herzen. Was kann der Förderverein tun, damit Bad und Freiluft-Eisanlage eine Zukunft haben?

Lemmer Hier hat sich in den letzten Jahren – auch durch die engagierten Mitarbeiter – einiges getan. Neben Schwimmen und Eislaufen sind inzwischen Beach-Volleyball und die große Sandanlage für Fußball und Handball tragende Säulen der Freizeitanlage. Daneben können Grillhütten angemietet werden.

Ist es schwer, in Solingen Spendengelder zu akquirieren?

Lemmer Einfach ist anders. Viele förderungswürdige Aktionen bemühen sich um Sponsoren. Etwas Glück gehört auch dazu. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass die Einsicht steigt, dass nicht der Staat allein alles regeln kann.

Im Ittertal ist man bisher mit viel Engagement immer über die Runden gekommen. Finanziell ist die Freizeitanlage aber nach wie vor nicht eben auf Rosen gebettet. Was muss hier vordringlich erledigt werden?

Lemmer Ich vergleiche die Situation als einen Ritt auf einer Rasierklinge mit nacktem Po. Größere Investitionen, wie der Beckenneubau, müssen mit viel Ideenkraft immer wieder hinausgeschoben werden. Vor dieser Saison musste plötzlich wichtiges technisches Gerät erneuert werden. Hier haben zu einem Großteil Spender für Linderung gesorgt.

Glauben Sie, dass die Stadt bereit ist, wie früher einen Betriebskostenzuschuss zu zahlen, damit im Ittertal auch einmal längst überfällige Investitionen erledigt werden können?

Lemmer Ich glaube – und das habe ich Stadtkämmerer Ralf Weeke auch klar zu verstehen gegeben – dass bei richtig großen Reparaturen die Stadt gefordert ist. Solingen mit seinen 162.000 Einwohnern hat nur noch zwei Freibäder und kann es sich meines Erachtens nicht leisten, eins davon vor die Hunde gehenzulassen. Hier sitzen Heidebad und Ittertal in einem Boot.

Im Förderverein Industriemuseum sind Sie bereits lange Mitglied. Was hat Sie gereizt, hier den Vorsitz zu übernehmen?

Lemmer Das Industriemuseum ist seit Jahren mein Lieblingsmuseum. Stark mit unserer Stadtgeschichte verbunden. In meiner früheren beruflichen Tätigkeit bei einer Großbank hatte ich den Betrieb und Frau Hendrichs noch persönlich kennengelernt und war richtig froh, dass dieser Betrieb zu einem Museum wurde. Anfänglich noch mit ehemaligen Mitarbeitern, die die Geschichte aus eigenem Erleben vermitteln konnten.

Was haben Sie sich vorgenommen, um das Industriemuseum weiter voranzubringen?

Lemmer Wir brauchen im Förderverein mehr Mitglieder. Damit können wir dann die wertvolle Arbeit zur Industriekultur unserer Heimatstadt erlebbar machen, die engagierten Museumsmitarbeiter in ihrer sinnvollen Tätigkeit weiter unterstützen. Begeistert bin ich von der aktuelle laufenden Sonderausstellung über die europäische Schneidwarenindustrie.

Sind beide Vorstandsposten eigentlich zeitlich gut überein zu bringen?

Lemmer Zeitlich passen beide Tätigkeiten gut zusammen. Sicherlich aber zulasten meiner Frau, die aber über lange Jahre Kummer gewöhnt ist.

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