Solingen Handwerk weiter auf der Sonnenseite

Solingen · Die Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer Düsseldorf, zu der auch die Kreishandwerkerschaft Solingen-Wuppertal zählt, sieht für die Betriebe im achten Jahr in Folge eine gute Geschäftslage und eine entsprechend gute Auslastung.

 Die Baufirmen sind aktuell sehr gut ausgelastet. Ihre Aufträge reichen bis zum Jahresende. Großes Problem ist aber, Fachkräfte zu finden.

Die Baufirmen sind aktuell sehr gut ausgelastet. Ihre Aufträge reichen bis zum Jahresende. Großes Problem ist aber, Fachkräfte zu finden.

Foto: IG Bau

Das Handwerk hat sprichwörtlich goldenen Boden. Im achten Jahr in Folge. "Fast alle Gewerke haben derzeit eine gute Auftragslage", sagt Kai Buschhaus. Der stellvertretende Kreishandwerksmeister von Solingen und Wuppertal sieht in diesem Frühjahr auch ein "leicht verbessertes Preisniveau" für die Betriebe in der Region. Gemessen an den Zahlen des Frühjahrsgutachtens der Handwerkskammer Düsseldorf bricht das Handwerk jedenfalls "weiter alle Rekorde".

Der Geschäftsklimaindex kletterte auf 136 Punkte. Gegenüber der Umfrage im Herbst 2017 sind das acht Prozentpunkte mehr und gegenüber dem Frühjahr 2017 sogar zehn Prozentpunkte. "Mehr als die Hälfte aller Unternehmen berichtet von einer weiteren Belebung der Geschäftslage. Jedes dritte Unternehmen rechnet sogar mit einer weiteren Verbesserung über das Frühjahr und den Sommer hinaus", teilt die Handwerkskammer Düsseldorf zu ihrer Frühjahrsumfrage mit.

Daran hatten sich knapp 1000 Betriebe in der Region beteiligt. Mit 59.000 Unternehmen und 320.000 Beschäftigten ist die Handwerkskammer Düsseldorf die größte Kammer des Landes. Im Bergischen sieht Kai Buschhaus zwar viel Positives und eine gegenüber dem Herbst gestiegenen Geschäftslageindex von 131 auf 134 Punkte, aber die Hochkonjunktur hat auch ihre Schattenseiten. "Wir haben einen absoluten Facharbeitermangel und darüber hinaus viele unbesetzte Ausbildungsstellen", sagt der Bauunternehmer. Das zeigt sich auch in der Frühjahrsumfrage: "Der handwerkliche Arbeitsmarkt ist leer gefegt", berichtet die Handwerkskammer Düsseldorf. "Der Engpass ist jetzt dramatisch".

Dabei seien die Zukunftsperspektiven im Handwerk sehr gut. Doch leider, so der stellvertretende Kreishandwerksmeister Solingen-Wuppertal, würden viele junge Leute lieber ein Studium beginnen, statt alternativ eine Ausbildung in einem Handwerksberuf. "Das Handwerk bietet viele Möglichkeiten", sagt Buschhaus. "Wenn die aber nicht von jungen Menschen genutzt werden, wird schon bald sehr viel Know how verlorengehen. Insbesondere dann, wenn Betriebe schließen müssen, weil sie keinen Nachfolger gefunden haben", befürchtet der Bauunternehmer.

Gerade in seiner Branche ist Vollauslastung bis zum Jahresende derzeit die Regel. "Auch bei Kollegen ist das so", ergänzt Kai Buschhaus mit Blick auf das Bergische Land. 52 Prozent der Befragten sehen aktuell eine gute Geschäftslage, 36 Prozent berichten von einer gleichbleibend guten Geschäftslage. Jeder vierte Betrieb hat offene Stellen.

Die Auftragsweite liegt über alle Gewerke hinweg mittlerweile bei fast neun Wochen. Deutlich mehr, als noch im Herbst 2017, als die Auftragsweite bei gut sieben Wochen lag. "Das Lebensmittelhandwerk oder beispielsweise das Friseurhandwerk fallen natürlich nicht darunter. Das sind Branchen, die konjunkturfrei sind", weiß der Bau-Experte. Und für die Bauunternehmen reichen die Aufträge derzeit ohnehin noch viel länger.

Das liegt nach Angaben von Kai Buschhaus auch daran, dass in den vergangenen zehn Jahren viele Baufirmen vom Markt verschwunden sind. "Zwei Drittel sind weg", meint Kai Buschhaus bezogen auf die Städte Solingen und Wuppertal. In der Klingenstadt sei der Aderlass noch größer gewesen. Er kann sich noch gut an Versammlungen der Bau-Innung erinnern, an denen 40 Betriebe teilgenommen haben. "Heute sind es vielleicht noch fünf", erklärt der stellvertretende Kreishandwerksmeister.

(RP)
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