Solingen Handel fordert guten Wurf für die Galerien

Solingen · Eine Gastromeile mit Bowlingbahn und geringere Mieten: Für W.I.R.-Chef Ammann brauchen die Clemens-Galerien einen Neustart. Das leere Center ist für die Händler im Ist-Zustand eine Katastrophe.

Diese Woche wollen sich Vertreter der Stadt um Oberbürgermeister Tim Kurzbach erstmals mit den neuen Eigentümern der Clemens-Galerien treffen. Einziger Tagesordnungspunkt wird dann die Frage sein, wie es mit dem nahezu leerstehenden Einkaufszentrum am Mühlenplatz weitergehen soll. Unter anderem gilt es zu sondieren, ob das Konzept eines Outlet-Centers noch eine Chance hat.

Doch geht es nach vielen Einzelhändlern in der Innenstadt, kann es nach dem in der vergangenen Woche bekannt gewordenen Besitzerwechsel kein einfaches "Weiter so" mehr geben. So fordert der Vorsitzende des Werbe- und Interessenrings Solinger Innenstadt (W.I.R.), Detlef Ammann, beispielsweise einen grundlegenden Neuanfang.

"Ich könnte mir vorstellen, dass die Clemens-Galerien zu einer Gastronomie-Meile mit mehreren unterschiedlichen Angeboten aus- und umgebaut werden", sagt Ammann im Gespräch mit unserer Redaktion. Und darüber hinaus sei zu überlegen, wie die anderen, noch bestehenden Einrichtungen sinnvoll ergänzt werden könnten. "Eine Bowlingbahn wäre möglicherweise eine Option für das Center", schlug der W.I.R.-Chef vor.

Gleichzeitig übt Detlef Ammann heftige Kritik an dem alten Eigentümer der Galerien, der Immobiliengesellschaft CR Investment. "Es war ein riesiger Fehler, fast allen alten Mietern in den Clemens-Galerien zu kündigen, bevor ein Ankermieter für das innerstädtische Outletcenter gefunden wurde - und das gleich in doppelter Hinsicht", sagt der Geschäftsmann, der am Alten Markt ein Modegeschäft betreibt.

Denn auf diese Weise sei zum einen ein funktionierendes Einkaufszentrum zerstört worden und der ohnehin bestehende Leerstand in der City noch einmal deutlich nach oben geschnellt. Und zum zweiten habe der Handelsstandort Solingen durch diese Form der Entmietung darüber hinaus wichtige Angebote verloren. "Unter den Auszügen befand sich zum Beispiel ein sehr gut laufendes Spielegeschäft und darüber hinaus auch ein Apple-Store. Ein solches Angebot wird nie wieder nach Solingen zurückkehren", so Ammann.

Dabei sind dies alles negative Entwicklungen, deren Ende aus Sicht des Werbe- und Interessenrings noch gar nicht abzusehen sind. "Zu dem unbestreitbar großen Imageschaden für den gesamten Einkaufsstandort Solingen kommt nämlich noch dazu, dass Interessenten, die sich mit ihren Geschäften neu in der Innenstadt ansiedeln wollen, abgeschreckt werden", gibt Detlef Ammann zu bedenken. Denn welcher Händler wolle schon in Reichweite eines fast in Gänze leerstehenden Einkaufszentrums einen Laden eröffnen ?

Eine Frage, mit deren Beantwortung sich für den W.I.R. jetzt vor allem die Stadt sowie die neuen Galerien-Eigentümer aus der Schweiz auseinanderzusetzen haben. Dass auf die Real Estate Portfolio Consulting AG mit Sitz in St. Gallen in Solingen eine Herkulesaufgabe wartet, daran besteht für den W.I.R.-Vorsitzenden Ammann jedenfalls kein Zweifel.

"In die Clemens-Galerien muss so schnell wie irgendmöglich Leben zurückkehren", fordert der Einzelhändler. Das werde indes nur gelingen, wenn die Mietpreise zunächst einmal deutlich nach unten korrigiert würden. Weiter sei es aber auch notwendig, die Mietverträge zeitlich nicht zu lang zu bemessen. "Statt der sonst üblichen fünf Jahre sollte man zunächst einmal über zweijährige Kontrakte nachdenken", regt Detlef Ammann an, der in diesem Zusammenhang überdies Optionen auf Vertragsverlängerungen zu einem späteren Zeitpunkt ins Spiel bringt.

Dennoch wird es aus Sicht der City-Händler viele Monate brauchen, ehe der entstandene Schaden wenigstens halbwegs wieder behoben sein wird. Wobei der W.I.R. durchaus Entwicklungspotenzial für die Clemens-Galerien sieht. Und das ist eine Einschätzung, mit der die Händler-Organisation nicht alleine steht.

"Die Galerien haben sehr wohl ihre speziellen Vorzüge", betonte jetzt noch einmal Meinolf Thies, der als Geschäftsführer des Kinos Lumen für einen der verbliebenen Ankermieter verantwortlich zeichnet. So bietet aus Thies' Blickwinkel vor allem der große Platz als Zentrum der Galerien gute Möglichkeiten. Und auch in der Politik glaubt man an eine gute Zukunft. "Gerade im Sommer entwickeln die Clemens-Galerien einen besonderen Charme", betonte beispielsweise der CDU-Ratsherr und Landtagsabgeordnete Arne Moritz auf Nachfrage.

(or)
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