Solingen Hammerstein-Betriebsrat: Es geht um den Standort

Solingen · Die Hammerstein-Mannschaft an der Merscheider Straße kämpft um die 117 Arbeitsplätze, die in der Abteilung für Musterbau und den dazugehörigen Praxistests bei den neu entwickelten Pkw-Sitzen in Gefahr sind. "Qualität begräbt man nicht", steht auf dem schwarzen Sarg, den Mitarbeiter gestern während der Mittagspause symbolkräftig durchs Werkstor des Merscheider Entwicklungsstandortes trugen.

Betriebsratsvorsitzender Salvatore Di Gaetano spricht von annähernd 400 Leuten und damit fast der kompletten Belegschaft, die sich dem Protest angeschlossen hätten. Bereits seit Dienstag hat die Mitarbeitervertretung zur mittäglichen Mahnwache aufgerufen. Auch in der nächsten Woche soll die Aktion fortgesetzt werden.

Dann will sich die Geschäftsleitung von Johnson-Controls, die den Solinger Automobil-Zulieferer 2010 gekauft hat, über die Zukunft der Musterbau-Abteilung/Testing äußern: Zur Disposition steht derzeit laut Geschäftsleitung bei dieser Abteilung Kurzarbeit oder die Reduzierung der Stellen und im ungünstigsten Fall sogar die Schließung der kompletten Abteilung. Begründet wird dies mit einer zu schlechten Auftragslage beim Musterbau. Oberbürgermeister Norbert Feith zeigt Solidarität mit der Hammerstein-Belegschaft. Auf Einladung des Betriebsrates war er gestern Mittag im Unternehmen, und er führte auch ein Gespräch mit der Geschäftsleitung. Es werde Veränderungen im Unternehmen geben, erfuhr Feith. Doch der Standort insgesamt stehe ausdrücklich nicht zu Disposition, erklärt der OB während der Mahnwache. Feith forderte, die hoch qualifizierten Arbeitsplätze bei Hammerstein in Solingen zu erhalten.

Die Mitarbeiter sind jedenfalls höchst besorgt. "Die Stimmung ist an einem Tiefpunkt angelangt", sagte Anna Di Maria.

Vitantonio Rosato ist seit fast 20 Jahren bei Hammerstein. "Wir waren nie ohne Arbeit." Sonderschichten am Samstag seien üblich gewesen.

Hammerstein ist Entwickler und Produzent von Premium-Produkten bei Autositzen, die sich in der Mercedes-S-Klasse, im Porsche, BMW und im Ferrari finden. Betriebsratsvorsitzender Salvatore Di Gaetano warnt mit Entschiedenheit vor einem Personalabbau beim Prototypenbau und dem Testing in Merscheid oder gar einer Schließung der Abteilung.

Mit dieser würden die Konstrukteure doch eng zusammenarbeiten. Gerade dieses Zusammenspiel sichert aus seiner Sicht die Innovationskraft bei Hammerstein, um auf dem hart umkämpften Automobilmarkt die Nase vorn zu haben.

Di Gaetano ist besorgt: "Wenn bei uns Musterbau und Testing tatsächlich geschlossen werden, bange ich um die Zukunft des ganzen Standortes."

Nach seinen Worten ist es für den gesamten Konzern wichtig, diese Abteilungen und den gesamten Standort zu erhalten. "Denn schließlich sind wir erfahrende Premium-Markenbediener, die daran mitarbeiten, den gesamten Konzern nach vorne zu bringen."

(RP)
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