Solingen Guttempler: Gemeinsam gegen die Sucht

Solingen · Die "Guttempler-Gemeinschaft Klingenstadt" feiert am kommenden Samstag ihr 25-jähriges Bestehen. Die Suchtprävention und die Selbsthilfe für Alkoholabhängige sind die zentralen Anliegen der Organisation.

Eindringlich schildert Volker Maas, wie ihn vor einigen Jahren seine längst überwunden geglaubte Vergangenheit beinahe eingeholt hätte: "Im Urlaub in Südspanien stürzte meine Lebensgefährtin und brach sich den Oberschenkelhals", erinnert sich Maas. Diese Stresssituation habe bei ihm als einem ehemals Alkoholabhängigen nach einer langen Zeit der Abstinenz das starke Verlangen geweckt, sich wieder zu betrinken.

Bewahrt habe ihn davor ein rascher Telefonanruf bei einem seiner Freunde aus der Guttempler-Gemeinschaft, sagt der heute 73-Jährige: "Schon während des Gespräches merkte ich, wie der Drang, Alkohol zu trinken, wieder nachließ", so Maas.

Viele Jahre lang war Volker Maas süchtig gewesen. Familiäre und berufliche Probleme hatten sein Leben immer weiter außer Kontrolle geraten lassen. Nachdem er sich schließlich einer Therapie unterzogen hatte, gelangte er auf der Suche nach einer Selbsthilfegruppe zur Guttempler-Gemeinschaft Klingenstadt, deren Vorsitzender er inzwischen seit fünf Jahren ist.

Der Solinger Ableger des weltweit verbreiteten und überkonfessionell ausgerichteten Ordens feiert am kommenden Samstag sein 25-jähriges Jubiläum. In den Räumen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes erwartet die rund 30 Solinger Mitglieder und ihre Gäste aus anderen Guttempler-Gemeinschaften aus den Solinger Nachbarstädten an diesem Tag ein gemütliches Beisammensein mit alkoholfreien Getränken, Ansprachen der Gäste und Erinnerungen an besondere gemeinsame Erlebnisse aus einem Vierteljahrhundert.

"Wer einmal dazu gestoßen ist, bleibt der Gemeinschaft auch treu und bringt zum Teil sogar Angehörige und andere Interessierte mit, die einfach ohne bestimmten Hintergrund abstinent leben", sagt Klaus Koch (73).

Er gründete die Solinger Guttempler, nachdem auch er wegen langjähriger Alkoholsucht eine Selbsthilfegruppe besuchte. Seine Ehefrau Renate (69) unterstützte ihn dabei tatkräftig und kümmert sich in der Gruppe um die Suchtgefährdeten. "Wir zwingen niemanden zum Nicht-Trinken", stellt sie klar, "aber wer zu uns kommt, muss mit dem Alkohol aufhören".

Es gehe dem Guttempler-Orden darum, Wege zu einem Leben ohne Drogen aufzuzeigen. "Dazu gehören natürlich Freunde", sagt Renate Koch. Dementsprechend bieten die Guttempler neben der Selbsthilfegruppe und den Beratungsmöglichkeiten auch verschiedene Freizeitaktivitäten für die Betroffenen.

Dazu gehören zum Beispiel gemeinsame Ausflüge, Spiel- und Bastelabende oder Grillfeste. "Mein früherer Freundeskreis traf sich immer, um zu trinken", sagt Volker Maas über das Dilemma, in dem er nach dem erfolgreichen Kampf gegen die Sucht zunächst steckte. "Bei den Guttemplern", so betont er aber, "habe ich meine zweite Familie gefunden."

(RP)
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