Solingen Großes Wettputzen im Walder Stadion

Solingen · So sauber dürfte die Jahnkampfbahn lange nicht gewesen sein. Beim Landeswettbewerb der Gebäudereiniger hatte Schmutz keine Chance.

Während die Zuschauer auf der Tribüne der Jahnkampfbahn den jugendlichen Football-Spielern der Solingen Steelers zujubeln, erbringt Florian Ann abseits der öffentlichen Beobachtung in der Kurve des Stadions in einem anderen Wettkampf Höchstleistungen: In luftiger Höhe auf einer Arbeitsbühne stehend putzt er erst die Lampen eines Flutlichtmastes und dann — als kleine Zugabe — den Lautsprecher. "So etwas ist für mich eigentlich eine vollkommen normale Aufgabe", erklärt er gelassen, als er wieder festen Grund unter den Füßen hat.

Florian Ann ist Gebäudereiniger. Der 22-Jährige schloss kürzlich seine dreijährige Ausbildung als Bester im Bezirk der Handwerkskammer Düsseldorf ab. Die Belohnung: Mit den fünf notenbesten Absolventen der übrigen Kammern in Nordrhein-Westfalen misst er sich im Landesleistungswettbewerb. Dessen Gastgeber ist zum zweiten Mal die Innung Remscheid/Solingen, Schauplatz des Wettstreits ist erstmalig die Klingenstadt.

Dass passenderweise mit Florian Ann ein gebürtiger Solinger mit Arbeitsstelle bei der Remscheider Firma Paul Schulten an den Start geht, ist dabei keine Selbstverständlichkeit. Denn als Sieger der Bergischen Innung musste er sich erst gegenüber der Konkurrenz im Bezirk Düsseldorf durchsetzen. Für Ann kein Problem, schließlich liegt ihm der Job im Blut: Schon sein Großvater und sein Vater waren Gebäudereiniger. Als Kind half er während der Schulferien im Familienbetrieb aus. "Der Beruf ist für mich absolut perfekt", schwärmt der junge Mann. "Das hat viel mit Physik und Chemie zu tun, man muss sich auch mit den Maschinen auskennen", erklärt er. Umfassende Kompetenz muss er auch im Wettbewerb beweisen. Nachdem er vom Hubsteiger herab geklettert ist, muss er eine der altehrwürdigen Mauern, die das weite Rund des Walder Stadions begrenzen, vom Dreck befreien. Mit einer Mischung aus Luft- und Wasserdruck bearbeitet er das Gestein — unter den Argusaugen der strengen Jury aus Lehrlingswarten. 30 Punkte können die Gebäudereiniger maximal erreichen, Abzüge gibt es etwa für unzureichende Schutzmaßnahmen, unangemessene Arbeitskleidung oder eine falsche Auswahl von Reinigungsmitteln.

Nicht nur im Freien stellen sich die Wettkämpfer den Herausforderungen: In der WMTV-Halle rücken die Prüflinge den schmutzigen Polsterstühlen mit einer groben Bürste zu Leibe und spülen die aufgebrachte Lauge wieder aus dem Material heraus. Auch die Bleiverglasung der Halle unterziehen die Wettkämpfer einer gründlichen Reinigung. Die Säuberung von Sanitäranlagen steht übrigens nicht auf dem Programm: "Dafür bräuchte man keine dreijährige Ausbildung", sagt Anke Kuhn, stellvertretende Obermeisterin der Innung Solingen/Remscheid. Sie wünscht sich mehr öffentliches Interesse an ihrem Beruf und mehr Zulauf an Auszubildenden.

Dem Stadion als Wettkampfstätte bleiben die Prüflinge treu: Die Landessieger müssen es im nächsten Monat mit Verschmutzungen aller Art in der Münchner Allianz Arena aufnehmen.

(RP)
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