Solingen Glanzvolle Perspektive
Solingen · Der Kunststoff- und Galvanotechniker BIA im Industriegebiet Scheuren hat in zehn Jahren hunderte Arbeitsplätze geschaffen. Jetzt wird eine weitere Kunststoff-Galvanikanlage gebaut. Investition: 6,5 Millionen Euro.
Leicht, federleicht ist der schnittig-glänzende Chrom-Kühlergrill für den neuen „R 32“, der höchstmotorisierten Version des VW Golf. Gut so, weniger Gewicht spart Benzin. Jörg Püttbach nimmt das galvanisch veredelte Kunststoff-Bauteil prüfend in die Hand. Kunststoff sei viel widerstandsfähiger, gegen Korrosion zum Beispiel, erklärt der Geschäftsführer. 45 Arbeitsschritte stecken in dem Kühlergrill. Sieben unterschiedliche Schichten werden aufgetragen, als letztes der Chrom. Für all das ist viel High-Tech notwendig. „Wir können nur konkurrieren, wenn wir bei Innovation und Technik die Nase vorn haben“, heißt es bei BIA Kunststoff- und Galvanotechnik.
Das Familienunternehmen kommt ursprünglich aus der reinen Metallgalvanik, startete vor zehn Jahren zusätzlich mit dem Spritzen und Veredeln von Kunststoffen und kann ein beachtliches Wachstum vorweisen. Die Zahl der Mitarbeiter im Industriegebiet Scheuren stieg seit 1996 von 65 auf über 450 Kollegen. Tendenz weiter steigend. „Hier werden händeringend Fachleute gesucht“, unterstreicht Jörg Püttbach. Der 41-Jährige ist Inhaber der Firma an der Untengönrather Straße. Sein Bruder Frank Püttbach führt die Geschäfte der benachbarten Biacchessi Metallgalvanik. Vater und Großvater hatten das Unternehmen 1967 einst als Schleiferei gegründet.
Nun investiert Jörg Püttbach mit der BIA Kunststoff- und Galvanotechnik 6,5 Millionen Euro in eine dritte Galvanikanlage für Kunststoffe. Derzeit werden die Wände im Erdgeschoss des Neubaus errichtet. Ziel ist, im Herbst nächsten Jahres hier mit der Produktion zu starten. Auch dies dürfte neue Arbeitsplätze bringen. 13 junge Leute lernen in der Firma, die bei Neueinstellungen gerne auf den selbst ausgebildeten Nachwuchs zurückgreift. „Der Bau der neuen Anlage ist auch eine bewusste Entscheidung für den Standort Solingen“, betont der Geschäftsführer. BIA bedient hauptsächlich die Automobilindustrie. Dort werden Kunststoffe mit edlen Metalloberflächen immer mehr zu einem Gestaltungselement. Ein Wachstumsmarkt. Im Industriegebiet Scheuren produzierte Teile findet man an und in Fahrzeugen von Daimler-Chrysler, Audi, VW, Opel, BMW, Rolls Royce, Maybach und anderen. Allein 100 Teile liefert BIA für jede Mercedes S-Klasse. Das „Nachtdesign“ hat BIA patentiert. Dieses Spezialverfahren ermöglicht hochwertige Chrom-Oberflächen im Fahrzeug-Cockpit zu hinterleuchten. Weitere Spezialität sind unter anderem die Herstellung von teilgalvanisierten Mehr-Komponententeilen. Auch dies eröffnet neue Gestaltungsmöglichkeiten bei Pkw-Bauteilen, weil ein Kunststoff galvanisiert wird und der andere nicht.
Pia Franzen gehört zum Team des Galvano-Spezialisten für Kunststoffe: „Man spürt hier richtig den Aktionsgeist unter den Mitarbeitern. Alle wollen nach vorne.“