Prozess nach Geldtransporter-Überfall in Solingen Handy-Ortung belastet Angeklagte

Solingen / Wuppertal · Im Geldtransporter-Prozess muss sich ein Trio vor dem Landgericht verantworten.

 Am 30. Januar wurden am Fronhof bei einem mutmaßlichen Geldtransporter-Überfall 520.000 Euro erbeutet.

Am 30. Januar wurden am Fronhof bei einem mutmaßlichen Geldtransporter-Überfall 520.000 Euro erbeutet.

Foto: Uwe Vetter

Wegen des Raubüberfalls in einer Sparkassen-Selbstbedienungsfiliale am Fronhof am 30. Januar hat sich der 42-jährige Fahrer eines Werttransporters vor dem Wuppertaler Landgericht zu verantworten. Mit ihm auf der Anklagebank: dessen Schwägerin und deren Lebenspartner.

Die Frau bestreitet allerdings noch immer, an dem Überfall beteiligt gewesen zu sein. Stattdessen bezichtigt sie ihre Schwester der Tat – die wiederum ist mit dem Fahrer des Geldtransporters verheiratet und  kurz nach der Tat in den Libanon ausgereist. Die Angeklagte erzählte dem Gericht nun ihre Version der Geschichte, in die sie angeblich unwissend hineingezogen worden sei. Demnach soll sie von ihrer Schwester gebeten worden sein, am Tattag auf deren Kinder aufzupassen. Sie habe sich dafür bei ihrem Arbeitgeber krankgemeldet, und dann hätten die Kinder ihre Mutter nicht gehen lassen wollen. Man sei zu fünft von Dortmund nach Solingen gefahren. Die Angeklagte, deren Lebensgefährte, die Schwester und deren Kinder – also drei Erwachsene und zwei Kinder in Kindersitzen, allesamt im VW Polo.

Vor der Bank sollen ihr Lebensgefährte und ihre Schwester ausgestiegen sein, sie selbst sei mit den Kindern im Auto geblieben. Irgendwann seien ihr Freund und die Schwester wieder ins Auto gestiegen. Der Freund habe noch irgendwas in den Kofferraum geworfen, dann sei man zurück nach Dortmund gefahren. Sie habe eine Geldzählmaschine im Internet bestellt und bei der Geldüberweisungen in den Libanon geholfen.

Im Gerichtssaal saßen die erwachsenen Kinder der Angeklagten, um lautstark zu verkünden, dass ihre Mutter mit der Sache nichts zu tun habe. Sie sollen beim Prozessauftakt im Gerichtsflur gesagt haben, dass etwas passieren werde, wenn ihre Mutter ins Gefängnis komme. Der Richter fühlte sich nach eigener Aussage wie bei „Richterin Barbara Salesch“ und stellte unmissverständlich klar, dass man sich nicht in einer Fernsehshow befinde.

Schließlich folgte der Paukenschlag an diesem zweiten Verhandlungstag: Hätte man bis dahin noch glauben können, es sitze eine Unschuldige auf der Anklagebank, so sah das nach der Aussage eines Ermittlungsbeamten plötzlich anders aus. Das Handy der Angeklagten sei am Tatort in einer Funkzelle eingeloggt gewesen – im Gegensatz zum Mobiltelefon der von ihr beschuldigten Ehefrau des Geldtransporter-Fahrers. Diese habe zwar den ganzen Tag über mit ihrem Mann telefoniert, sei aber nicht in Solingen gewesen. Auch die Aussage einer Mitarbeiterin der Wach- und Schließgesellschaft, die zum Opfer eines kriminellen Plans ihres eigenen Kollegen geworden war, widerspreche einer Tatbeteiligung von dessen Ehefrau.

Demnach habe das Opfer ausgesagt, dass im Keller der Sparkasse unmöglich eine geschätzt 100 Kilogramm wiegende Frau auf ihr gesessen haben könne. Für den Ermittler ist klar: Es sitzen die drei Täter auf der Anklagebank: der Geldtransporter-Fahrer, dessen Schwägerin und deren Lebensgefährte als diejenigen, die 520.000 Euro erbeutet hätten. Mehr als 300.000 Euro waren später in der Wohnung des Geldtransporterfahrers gefunden worden  – in Blumentöpfen und eingemauert in Badewanne und Zwischendecken. Von den restlichen 200.000 Euro fehlt bislang jede Spur.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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