Interview mit Bio-Studentin Liza Helfen Gefährliche Signalkrebse in der Wupper

Solingen · Die 22-jährige Biologie-Studentin aus Aufderhöhe untersucht für ihre Bachelor-Arbeit das Vorkommen der Signalkrebse in den Seitenbächen der Wupper. Problem: Die aus Amerika importierten agilen Tierchen sind Überlebenskünstler.

 s Agil und aggressiv: Der aus Amerika importierte Signalkrebs (t Biologie-Studentin Liza Helfen (Foto unten) an der Wupper in Müngsten mit zwei Signalkrebsen: Die Tierchen sind Überlebenskünstler.

s Agil und aggressiv: Der aus Amerika importierte Signalkrebs (t Biologie-Studentin Liza Helfen (Foto unten) an der Wupper in Müngsten mit zwei Signalkrebsen: Die Tierchen sind Überlebenskünstler.

Foto: Martin Kempner t Biologie-Studentin Liza Helfen (Foto unten) an der Wupper in Müngsten mit zwei Signalkrebsen: Die Tierchen sind Überlebenskünstler.

Rot bis braun schimmern die Signalkrebse. Könnten das auch kleine Hummer sein?

Helfen (greift im Transportaquarium geschickt eines der Tierchen am Rücken, das ihr sogleich drohend die geöffneten Scheren entgegenstreckt). Die können zwicken. Signalkrebse sind sehr aggressiv. Tatsächlich lassen sie sich als kleine Hummer beschreiben; und sie sollen ebenfalls sehr schmackhaft sein. Die Krebse roter bis brauner Färbung werden bis zu 18 Zentimeter lang. Typisch ist auf der Oberseite des Scherengelenks der meist weiße Signalfleck. Sie haben zwei lange und zwei kurze Antennen; die Knopfaugen ziehen sie bei Gefahr in die Augenhöhle zurück.

Die agilen Wupper-Tierchen sind also richtige Überlebenskünstler?

Helfen Das ist das Problem. Signalkrebse stammen eigentlich aus Amerika. Vor 50 Jahren wurden sie zunächst in Skandinavien, später auch in Deutschland als vermeintlich gleichwertigen Ersatz der rückgängigen heimischen Edelkrebs-Bestände in den Flüssen eingeführt — denn denen ähneln sie auf den ersten Blick sehr. Dennoch sind die Signalkrebse viel agiler, verdrängen die Tiere, die sie im Fluss überwältigen können, und vermehren sich viel zu stark.

Wie schaffen die Signalkrebse das?

Helfen Einmal durch ihre Aggressivität. Sie graben tiefere Höhlen und sind dadurch vor Feinden geschützt. Hauptproblem ist aber das Übertragen der Krebspest, an der die Edelkrebse binnen weniger Tage sterben. Deshalb ist der heimische Edelkrebs inzwischen vom Aussterben bedroht, auch in der Wupper.

Dies erinnert an Riesenbärenklau!

Helfen Das ist durchaus vergleichbar. Die Pflanze wurde ebenfalls eingeführt, verdrängt heimische Arten und kann sogar Menschen gefährden. Würde der Riesenbärenklau nicht bekämpft, würde er sich überall durchsetzen.

Wie ist das bei Signalkrebsen zu verhindern?

Helfen Am besten sind Reusen, die ins Wasser gelegt werden. So werden auch in der Wupper regelmäßig einige 1000 dieser Krebse pro Jahr gefangen. Würde das nicht geschehen, würden sich die Signalkrebse immer weiter ausbreiten und nahezu alle Seitenbäche der Wupper besiedeln.

Sind sie dort denn nicht schon längst zu finden? Dies ist doch Thema Ihrer Bachelor-Arbeit.

Helfen Im Steinbach auf Wuppertaler Stadtgebiet entdeckte ich einmal auf einer Strecke von nur 50 Metern 38 kleinere Signalkrebse, die aus Teichen im oberen Bachverlauf stammen. Das war im Juni. In dem Monat werden sie richtig aktiv. In den zehn Bächen, die ich untersuche, sind sonst noch im Bertramsmühler Bach in Glüder und im Schildsiepen in Müngsten jeweils im Mündungsbereich zur Wupper Signalkrebse zu finden, in den anderen sieben Bächen gibt es erfreulicherweise keine Nachweise.

Wie entdecken Sie die Tiere im Wasser eigentlich?

Helfen Während der Dämmerung lassen sie sich finden, indem ich mit der Taschenlampe ins Wasser leuchte. Signalkrebse sind nachtaktiv und kommen dann aus ihren Verstecken heraus — ebenso wie die Feuersalamander-Larven. Doch denen, das zeigt meine Studie, können die Krebse an den Seitenbächen der Wupper kaum gefährlich werden. Einzelne Feuersalamander-Larven dienen den Krebsen als Futter. Doch da die Larven der Feuersalamander im Frühjahr ins Wasser abgelegt werden, gehen die jungen Salamander schon an Land, wenn die Signalkrebse erst richtig aktiv werden, so dass ihre Populationsgröße konstant bleibt.

GÜNTER TEWES FÜHRTE DAS GESPRÄCH. FRAGE DES TAGES

(RP)
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