Solingen Gedenken am Wenzelnberg

Solingen · Am 13. April 1945 brachte die Gestapo 71 Gefangene durch Genickschüsse um.

 Hunderte gedachten gestern am Langenfelder Wenzelnberg der 71 dort in den letzten Kriegstagen von der Gestapo erschossenen Gefangenen.

Hunderte gedachten gestern am Langenfelder Wenzelnberg der 71 dort in den letzten Kriegstagen von der Gestapo erschossenen Gefangenen.

Foto: Matzerath

Zum Schluss der gestrigen Gedenkfeier am Wenzelnberg erklang das Lied von den "Moorsoldaten". "Flucht wird nur das Leben kosten", heißt es darin und "Heimwärts, heimwärts jeder sehnet, zu den Eltern Weib und Kind." Diesem am Ende des Zweiten Weltkriegs auch von 71 Gefangenen gehegten Wunsch nach Heimkehr hatte die Geheime Staatspolizei (Gestapo) vor 69 Jahren am Wenzelnberg auf mörderische Weise ein jähes Ende gesetzt. In den letzten Kriegstagen brachte sie die Gefangenen am 13. April 1945 um.

Gräueltaten wie diese dürften sich "niemals wiederholen", mahnte die Wuppertaler Bürgermeisterin Ursula Schulz am Sonntagvormittag in ihrer Ansprache am Mahnmal. Versammelt hatten sich am Rande Wiescheids Offizielle der Städte Solingen, Leverkusen, Langenfeld, Remscheid und Wuppertal, dazu NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann, Mitglieder antifaschistischer Gruppierungen, Schüler und Musiker.

Die mörderische Tat am Ende der nationalsozialistischen Diktatur habe Menschen und deren Würde vernichtet, sagte Schulz. Die 71 aus den Zuchthäusern Remscheid-Lüttringhausen und Wuppertal in die Schlucht am Wenzelnberg gebrachten Gefangenen waren dort durch Genickschüsse getötet und verscharrt worden. Die Gestapo-Mitglieder, die für das Massaker verantwortlich waren, wurden aufgrund des "Straffreiheitsgesetzes" von 1954 nie bestraft.

Die Stadt Wuppertal hatte diesmal die im Wechsel zwischen den genannten Städten aufgeteilte Organisation der Gedenkfeier übernommen. "Der Mensch hat sich nicht geändert. Deswegen müssen Humanität und Demokratie zur Verhinderung der Wiederholung solcher Taten weiter gefördert werden", sagte die Wuppertaler Bürgermeisterin. Ministerin Sylvia Löhrmann richtete ebenfalls einige Worte ins Mikrofon. "Nur Entschlossenheit im Eintreten für die Demokratie kann solche Taten verhindern." Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) habe mit dem Töten unschuldiger Menschen belegt, wie notwendig diese Entschlossenheit sei.

Blechbläser der Bergischen Musikschule begleiteten das Gedenken. Dazu trugen Wuppertaler Abiturienten den Text "Nur vier Tage dabei" vor. "Es ist unbegreifbar, was die Opfer in ihren letzten Tagen erlebt haben müssen", merkten die Schüler an. "Und das Ganze mit dem Wissen: Die Freiheit steht kurz bevor!" Als weiterer Redner mahnte der Vorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), Jochen Vogler, dass sich besonders junge Leute solcher schrecklichen Taten bewusst sein müssten. Vogler forderte, dass Rechtsextremen der Einzug in die Parlamente verwehrt werden müsse und sprach sich deutlich für ein NPD-Verbot aus. Zudem warf Vogler staatlichen Behörden eine gezielte Verschleppung bei der Aufklärung der Taten des NSU und einer faschistischen Bedrohung des Rechtsstaats vor.

(RP)
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