Solingen Gastfamilien helfen Kindern ohne Halt

Solingen · In eine Gastfamilie statt ins Heim - das Projekt "Gastfamilien" der Caritas bietet Jugendlichen diese Alternative.

Mit dem Projekt "Gastfamilien" haben der Caritasverband und das Jugendamt in Solingen eine Alternative zur Heimunterbringung von Jugendlichen geschaffen. Seit 2011 waren es insgesamt 10 Jungen und Mädchen zwischen 15 und 18 Jahren, die so in einem geschützten Familienumfeld wichtige Entwicklungsschritte in die Selbstständigkeit gehen konnten. Zurzeit leben sechs Jugendliche in vier Gastfamilien. "Der Bedarf ist so groß, dass wir nun dringend weitere Gastfamilien suchen", sagt Anke Löffelhardt. Die Sozialpädagogin der Caritas begleitet das Projekt von Anfang an.

Das Solinger Ehepaar Silke Autzen-Heinrich und Jürgen Autzen hat bereits viermal Jugendliche bei sich zu Hause aufgenommen. Zwei Mädchen forderten mit ihren frühen Schwangerschaften zusätzliche Verantwortung. Alle Jugendlichen konnten aus den verschiedensten Gründen nicht mehr bei den leiblichen Eltern bleiben. Massive Reibereien bis zur Gewalt, psychische Probleme oder Suchterkrankungen der Eltern, Trennung, Scheidung und neue Familienkonstellationen sind Indikatoren, die sich meist mehrfach mischen und junge Menschen mit Situationen konfrontieren, die sie aus eigener Kraft nicht bewältigen können.

Ist die von Anke Löffelhardt begleitete "Anbahnungsphase" zwischen Gasteltern und Jugendlichem gelungen, wächst zusammen, was für ein paar Jahre zusammen gehört. "Unsere Patentöchter sind richtig in die Familie integriert. Und sie halten den Kontakt auch, wenn sie uns als junge Erwachsene wieder verlassen haben", sagt Silke Autzen-Heinrich.

Als Eltern zweier bereits erwachsener eigener Kinder gehen die Autzens geübt mit der Pubertät und sonstigen Problemen um, die das Heranwachsen von Jugendlichen nun einmal so mit sich bringt.

Auch, wenn die Pflegekinder durch ihre schwierigen Lebensgeschichten zusätzliche Problem-Päckchen mitbringen. Dass beide Gasteltern in bodenständigen Berufen tätig sind - Silke Autzen-Heinrich ist Arzthelferin, Jürgen Autzen ist Handwerker - empfindet Caritas-Referatsleiterin Silvia Hamacher dabei als Vorteil: "Sie können Vorbild sein, ohne dass sie unerreichbar sind."

Das Projekt Gasteltern ist Teil der "erzieherischen Hilfen", die über das Jugendamt gewährt und finanziert werden. Gasteltern erhalten einen Pflegesatz, der bei circa 1200 Euro liegt.

(RP)
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