Solingen Ganzheitliche Medizin für alte Menschen

Solingen · Auf der Station für Alterstraumatologie in der St. Lukas Klinik arbeiten Spezialisten aus Geriatrie, Chirurgie, Pflege, Therapie und Sozialdienst eng zusammen.

Es ging alles ganz schnell: Einen Moment konnte Elke Broch sich nicht mehr richtig halten und stürzte in ihrer Wohnung. Die Diagnose: Schenkelhalsfraktur. In einer Operation wird der 69-Jährigen in der St. Lukas Klinik ein neues Hüftgelenk eingesetzt. Das war vor drei Wochen. Heute kann sie nach Hause zurückkehren. "Ich hatte mir nicht vorgestellt, dass die Behandlung danach so abläuft und bin sehr positiv angetan", berichtet Elke Broch.

Denn sie ist eine von 120 Patientinnen und Patienten, die bisher auf der Ende vergangenen Jahres eingerichteten interdisziplinären Station für Alterstraumatologie in der St. Lukas Klinik behandelt wurde. Als Ziel gilt die ganzheitliche Behandlung des älteren Patienten.

Dafür arbeiten seit rund einem Jahr Spezialisten aus Geriatrie und Chirurgie, aus Pflege, Therapie und Sozialdienst fachlich und räumlich eng zusammen. "Die Menschen, die wir im wesentlichen mit Knochenbrüchen behandeln sind ältere Menschen, die Zuhause stürzen", berichtet Dr. Markus Meibert, Chefarzt der Chirurgie. Statt wie bisher zunächst chirurgisch und im Anschluss geriatrisch und therapeutisch behandelt zu werden und dafür zwischendurch Zimmer und Station wechseln zu müssen, blieben die Patienten jetzt auf der Chirurgie. "Sie behalten so auch das gleiche Pflegepersonal. Die Visite erfolgt gemeinsam durch Chirurgen und Geriater", so Meibert. Drei bis vier mal am Tag würden die Patienten durch Therapeuten im neu eingerichteten Therapieraum behandelt. All dies gebe den älteren Menschen nicht nur viel Sicherheit, es ermögliche auch, früh zu erkennen, welche weiteren Maßnahmen, unter anderem durch den Sozialdienst, getroffen werden müssten. "Der Patient verliert so keine Zeit und seine Potenziale werden besser ausgeschöpft", macht Meibert deutlich. Zudem werde der Gesamtablauf für Betroffene und Angehörige transparenter.

Es gebe klare medizinische Gründe, die diese interdisziplinäre Zusammenarbeit bei älteren Patienten einforderten, sagt Dr. Volker Spartmann, Chefarzt der Geriatrie in der St. Lukas Klinik. "Es ist durch Studien bewiesen, dass gerade ältere Menschen mit ihren verschiedenen Erkrankungen im Gleichgewicht sind, bis dieses Gleichgewicht, beispielsweise durch einen Sturz, gestört wird. Und dann ist es nicht damit getan, das Gleichgewicht chirurgisch wieder herzustellen", erläutert der Chefarzt. Denn gerade bei älteren Patienten drohten spezifische Komplikationen.

So enwickelten 50 Prozent der über 80-Jährigen nach Operationen ein sogenanntes Delir, eine Funktionsstörung des Gehirns, beispielsweise als Folge der Narkose. "Es geht sowohl darum, diese bedrohlichen Delire zu vermeiden, als auch darum, durch eine multimodale Therapie den Krankenhausaufenthalt zu verkürzen und den Patienten zu ermöglichen, schneller wieder in ihr gewohntes Umfeld zurückzukehren", so Spartmann.

Um durchschnittlich rund eine Woche könne die in der Regel 14 bis 20 Tage dauernde Krankenhaus-Verweildauer so verkürzt werden. "Vergleichbare Stationen gibt es bisher sehr selten", sagt Dr. Markus Meibert. 2015 soll in der St. Lukas Klinik die nächste interdisziplinäre Station, eine Zusammenarbeit von Innerer Medizin und Neurologie, eröffnet werden.

(mxh)
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