Solingen Gäste wollen auch unterhalten werden

Solingen · Kneipenumsätze sind wegen des Rauchverbots im Keller. Hotel- und Gaststättenverband Nordrhein rät: Vom Image Bierglas und Aschenbecher lösen und neue Zielgruppen mit entsprechenden Angeboten ansprechen.

Deutliche Umsatzeinbußen vor allem bei den klassischen Bierkneipen, Ärger über verlorene Investitionen — der Schrecken über die Einführung des strikten Rauchverbots in der Gastronomie hat auch nach acht Monaten noch kein Ende gefunden. Dies ergab eine Umfrage des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) NRW unter 1100 Gastronomen.

 Christian Jäger, Geschäftsführer des Dehoga Nordrhein.

Christian Jäger, Geschäftsführer des Dehoga Nordrhein.

Foto: Hertgen (Archiv)

Danach beklagen acht Monate seit Einführung des Nichtraucherschutzgesetzes am 1. Mai vergangenen Jahres 81 Prozent der Schankbetriebe Umsatzeinbußen, mehr als die Hälfte (52 Prozent) davon von über 30 Prozent. Einige Kneipen, auch in Solingen, gaben auf. In Solingen beispielsweise zum Jahresende noch das "Walder Dorp", eine kleine Eckkneipe, in der nach eigenen Angaben durch das Nichtraucherschutzgesetz die Gäste wegblieben und damit der Umsatz arg zurückging.

Etwas entspannter zeigt sich laut der Dehoga-Umfrage aber die Lage in Speisebetrieben wie Restaurants und Gaststätten: Dort verzeichneten elf Prozent der Betriebe sogar Umsatzzuwächse, trotzdem stellten auch hier 44 Prozent Umsatzrückgänge fest. "Je höher der Getränkeanteil in den Gastgewerbebetrieben, desto eher ist das Rauchverbot zu spüren", sagt Christian Jäger, Geschäftsführer beim Dehoga Nordrhein und damit auch für Solingen zuständig. Für ihn ist klar: Gehen die Gäste zum Rauchen vor die Tür, verzehren sie pro Kopf weniger. "Und ist das Wetter schlecht, bleiben sie zuhause", so Jäger.

Aber im Nichtraucherschutzgesetz allein sieht Christian Jäger nicht den ausschließlichen Grund, wenn Gastronomiebetriebe schließen müssen. "Ein Kneipensterben hat es auch schon vor dem Gesetz aus wirtschaftlichen Gründen gegeben, der Bierumsatz war schon zuvor rückläufig", sagt der Dehoga-Geschäftsführer. Von daher sei es wichtig, sich "vom Image Bierglas und Aschenbecher zu lösen und sich neue Zielgruppen mit entsprechenden Angeboten zu suchen", meint Christian Jäger.

Zwar soll ein Jahr nach der Einführung des Nichtraucherschutzgesetzes in NRW das Gesetz noch einmal überprüft werden. Und der Dehoga NRW hofft, dass dabei auch die wirtschaftlichen Aspekte der betroffenen Betriebe und die Interessen der rauchenden Gäste eine wichtige Rolle spielen. Doch Christian Jäger geht davon aus, dass es keine Änderungen geben wird. "Rechtlich ist das durch."

Rund 260 Gastgewerbebetriebe betreut der Dehoga in Solingen. Restaurants ebenso wie Kneipen und Hotels. "Mittelprächtig" verlief nach Angaben von Jäger das Geschäft mit Übernachtungen im vergangenen Jahr: "Grund dafür ist der sehr lange Winter, der ja fast bis in den Mai hineinreichte. Das hat vielen Betrieben wehgetan."

Im Sommer verlief dieses Geschäft dagegen gut. Auch das Weihnachtsgeschäft in den Restaurants. Standard sei es zwar seit langem, dass viele Gäste am ersten oder zweiten Weihnachtsfeiertag im Restaurant essen: "Wir verzeichneten jetzt aber auch verstärkt Nachfragen von Gästen, die an Heiligabend zum Essen ausgehen wollten", sagt Christian Jäger.

Für Petra Meis-Wachauf, Vorsitzende des Kreisverbandes Solingen im Dehoga Nordrhein und Inhaberin der Gaststätte Rüdenstein, kommt es darauf an, den Gästen "immer wieder etwas Neues zu bieten". Stillstand sei Rückstand. "Die Gäste kommen ins Restaurant nicht nur allein zum Essen, sie wollen auch unterhalten werden", sagt Meis-Wachauf. Eine Wanderung mit Grünkohlessen hat die Gaststätte Rüdenstein deshalb beispielsweise am heutigen Samstag in ihrem Programmangebot.

Doch die Kreisvorsitzende weiß auch: "Kleine Kneipen sind durch das Rauchverbot stark betroffen. Die haben es wirklich schwer", sagt Petra Meis-Wachauf.

(RP)
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