Solingen Fußball-Hooligans verwüsten Hausfassade

Solingen · Solingens Fußball wird erneut von schweren Vorfällen erschüttert. Nach den Krawallen beim Spiel Union gegen OFC attackierten Täter das Geschäft des OFC-Chefs. Und in Leverkusen wurde ein Spieler von Wald 03 brutal angegriffen.

Nach den schweren Tumulten beim Fußballspiel der Kreisliga A zwischen dem BSC Union Solingen und dem OFC Solingen am Sonntagnachmittag ist die Situation in der Nacht zu gestern weiter eskaliert. Unbekannte warfen Farbbeutel gegen das Ladenlokal des OFC-Vorsitzenden Peter Deutzmann an der Merscheider Straße. Fassade und Fensterscheiben des Hauses wurden mit blauer sowie gelber Farbe beschmiert.

Deutzmann erstattete am Montagmorgen Anzeige. "Danach mussten wir zunächst einmal die gröbsten Verunreinigungen beseitigen", sagte der OFC-Chef später, der den Angriff auf die Geschäftsstelle seiner Versicherungsagentur als weitere Provokation aus dem Union-Lager wertete. "Es ist schon häufiger vorgekommen, dass ich angegangen wurde. Doch die Ausschreitungen beim Spiel selbst und die anschließende Farbbeutel-Attacke sind ein neuer Tiefpunkt", sagte Peter Deutzmann.

Tatsächlich ist das Verhältnis zwischen den zwei Vereinen, die gemeinsame Wurzeln in der alten Union haben, schon länger angespannt. Was mit dazu führte, dass auch das Spiel Union gegen OFC auf dem Sportplatz Brabant in Ohligs bereits im Vorfeld mit Emotionen befrachtet gewesen war.

Diese kochten dann am Sonntagnachmittag schnell über. Noch während der Partie wurde vonseiten einiger Union-Anhänger unter den 280 Zuschauern Pyrotechnik gezündet, so dass der Schiedsrichter die Begegnung unterbrechen musste. Und direkt nach Schlusspfiff kam es dann zu handgreiflichen Auseinandersetzungen, die schließlich die Polizei mit insgesamt fünf Streifenwagen sowie einem Krad auf den Plan riefen.

"Es wurden Platzverweise ausgesprochen", sagte eine Polizeisprecherin am Montag, die zudem berichtete, es sei später am alten Union-Stadion, der heutigen Heimat des OFC, zu einem weiteren Vorfall gekommen. Offenbar hatten sich dort nach dem Spiel Zuschauer eingefunden, die zuvor schon am Brabant aufgefallen waren, um eine "Party" zu feiern - was zur Folge hatte, dass auch diese Ansammlung aufgelöst wurde.

Verletzt wurde am Sonntag laut der Polizei niemand. Trotzdem sorgten die Krawalle 24 Stunden danach weiter für Gesprächsstoff. Während es aus dem OFC-Lager hieß, Union-Chaoten hätten einen 78-jährigen Betreuer des OFC angegriffen, verwies die Union darauf, die Aggressionen seien von der Gegenseite ausgegangen.

Gleichzeitig räumte Union-Vorsitzender Jürgen Lademann ein, dass eigene Anhänger sehr wohl provoziert hätten. So habe es beleidigende Plakate gegeben, sagte Lademann, der sich von den Randalierern distanzierte. Gewalt sei nicht zu akzeptieren. Zudem verurteile die Union den Farbbeutel-Angriff auf OFC-Chef Deutzmann scharf, unterstrich Lademann. Allerdings seien die Tumulte am Brabant selbst von Zuschauern ausgegangen, die nicht zur eigentlichen Union-Anhängerschaft gehörten. "Manche Leute habe ich noch nie gesehen", beteuerte der Vereinsvorsitzende, der die Krawallmacher eher in Fan-Kreisen außerhalb Solingens vermutet.

Indes erscheint das Tischtuch zwischen beiden Clubs nach Sonntag irreparabel zerschnitten. Gespräche über eine Fusion - die immer mal wieder ins Spiel gebracht worden waren - seien nunmehr endgültig erledigt, stellte Peter Deutzmann klar. Seitens der Union kam ebenfalls eine Absage. Dies mache keinen Sinn, unterstrich Union-Chef Lademann, der nach eigenem Bekunden Vorsitzender bleibt und nach dessen Angaben am 20. November der Union-Vorstand im Zuge einer außerordentlichen Mitgliederversammlung bei Wahlen erweitert werden soll.

Beim Fußballverband wiederum will man der Gewalt nicht tatenlos zusehen. In dieser Saison sei eine Zunahme der Fälle feststellbar, betonte der Staffelleiter für die Kreisligen im Kreis Solingen, Udo Reisgies, gestern. Für Ende November plant der Fußballverband Niederrhein eine Arbeitstagung zu dem Thema in der Klingenstadt.

Dabei werden wohl auch die Geschehnisse im Kreisliga-B-Spiel zwischen DITIB Leverkusen und Wald 03 II zur Sprache kommen. Dort war am Sonntag ein Walder Spieler durch Tritte mit Stollenschuhen ernsthaft verletzt worden. Die Kripo hat Ermittlungen wegen schwerer Körperverletzung aufgenommen und die Fußballschule konfisziert. Gegen zwei Leverkusener wurde Anzeige gestellt.

Bei Wald 03 sitzt der Schock tief. "Schlimm, dass so etwas passiert", sagte Vereinschef Andi Springob am Montag. Es sei Zeit, über Maßnahmen gegen DITIB Leverkusen nachzudenken. Dieser Club war 2015 schon einmal aufgefallen. In einem Match gegen den VfB Solingen hatten DITIB-Spieler versucht, dem Referee eine Kopfnuss zu verpassen.

(or)
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