Frühjahrskirmes in Solingen Lage bei Schaustellern hat sich entspannt

Solingen · Unbeschwertes Karussellfahren oder Popcorn-Essen versprechen die Betreiber der Frühjahrskirmes in Solingen – und hoffen bis zum 10. April auf einen gut gefüllten Rummelplatz am Weyersberg mit zahlreichen Besuchern.

 Schausteller Jürgen Klinge hat in den vergangenen Tagen mit seinem Team das Fahrgeschäft „Break Dance“ aufgebaut.

Schausteller Jürgen Klinge hat in den vergangenen Tagen mit seinem Team das Fahrgeschäft „Break Dance“ aufgebaut.

Foto: Peter Meuter

Schon beim Vorbeigehen am großen Parkplatz vor der Klingenhalle spürt der geneigte Kirmesfreund das gewisse Kribbeln im Bauch. Die bunt bemalten Rückwände der Fahrgeschäfte mit ihren exotischen Motiven, die Lichterketten und die gerade von den Planen befreiten Gondeln zeigen: Es geht wieder rund. Am Freitag eröffnet der Schaustellerverband Rhein-Ruhr-Wupper am Weyersberg seine traditionelle Frühjahrskirmes – eine der ersten Veranstaltungen des Jahres.

„Eine ganz normale Kirmes wie vor Corona-Zeiten“, soll es laut Vorstandsmitglied Frank Decker werden. Mitstreiter Thorsten Dierichs, 2. Vorsitzender des Verbandes, gibt derweil einen Einblick in die Gefühlslage der Schausteller: „Sie haben ein Stück ihres Lebens zurück.“ Denn die vergangenen beiden Jahre – das ist kein Geheimnis – waren schließlich reich an Entbehrungen. Manch einer habe seine Lebensversicherung aufgelöst oder die Altersvorsorge aufgebraucht, um Kosten decken zu können, sagt Dierichs: „Alle haben versucht, sich über Wasser zu halten.“ Zum Glück seien die meisten Kollegen, auch dank temporärer Freizeitparks, Weihnachtsmärkten und Überbrückungshilfen „mit einem blauen Auge davongekommen“, ergänzt Decker.

Auf eine „psychisch schwierige Zeit“ blickt auch Mike Klinge zurück. Der Koblenzer aus einer viele Generationen umfassenden Schaustellerfamilie gehört zur Stammbelegung auf der Frühjahrskirmes. Nicht auf die Jahrmärkte fahren zu können sei eine große Belastung gewesen. „Denn man will ja etwas tun“, sagt er. Inzwischen hat sich die Lage deutlich entspannt. „Voriges Jahr war zum Beispiel in Österreich ab Pfingsten alles wieder möglich“, erzählt Klinge am Rande der Aufbauarbeiten zu seinem rasanten Drehscheiben-Karussell „Breakdance“. Die ersten beiden Veranstaltungen des Jahres hat Klinge bereits hinter sich: Mit seinem eingespielten Tross – manch ein Mitarbeiter begleitet ihn schon seit vielen Jahren – sorgte er auf dem Pferdemarkt in Heilbronn und dem Frühjahrsfest im hessischen Idstein für das adrenalinhaltige Vergnügen.

 Frank Decker (r.) und Thorsten Dierichs vom Schaustellerverband sind für die Organisation der Frühjahrskirmes verantwortlich.

Frank Decker (r.) und Thorsten Dierichs vom Schaustellerverband sind für die Organisation der Frühjahrskirmes verantwortlich.

Foto: Peter Meuter

Neben dem bekannten „Breakdance“ hat der Schausteller gemeinsam mit seinem Sohn eine Neuheit mit an den Weyersberg gebracht: das Fahrgeschäft „X-Force“, das es in Deutschland bislang nur einmal gibt. „Es ist ein Wolf im Schafspelz, weil es eigentlich gar nicht so wild ausschaut“, verrät Klinge verschmitzt mit Blick auf die raffinierte Konstruktion: Auf eine kreisende Querverbindung angebrachte Gondeln drehen sich wiederum um die eigene Achse.

„Es ist uns wichtig, neben bewährten Attraktionen immer wieder auch etwas Neues auf dem Platz anbieten zu können“, sagt Frank Decker. Angelegt ist die Kirmes einmal mehr als Rundlauf. So gelangen die Gäste zu den Imbiss- und Spielständen und zu den Erlebnisgeschäften. Da wartet zum Beispiel die „Villa Wahnsinn“ mit ihrem effektreichen Lauf-Parcours. Der „Hollywood Star“ nimmt die Fahrgäste in luftige Höhe mit, und auf dem klassischen „Drive-In Autoscooter“ im Zentrum des Kirmes-Platzes sagen die kollisionsfreudigen Fahrer den Verkehrsregeln den Kampf an.

Dass der Festplatz selbst inzwischen in den Mittelpunkt politischer Debatten gerückt ist, lässt naturgemäß auch die Betreiber der Frühjahrskirmes nicht kalt: Denn der mögliche Bau einer Mehrzweckhalle, in denen Handball-Bundesligist Bergischer HC seine Heimspiele austragen könnte, stünde einer Kirmes zumindest während der Arbeiten im Wege. Eine Parketage über dem Platz würde sie dauerhaft vertreiben.

Das Ende der Kirmes wäre das aber nach der Hoffnung der Beteiligten nicht. Man stehe im guten Austausch mit der Stadt, heißt es vom Schaustellerverband. In der Innenstadt gebe es auch an anderer Stelle gute Möglichkeiten für eine attraktive Kirmes. Die empfängt nun bis zum 10. April aber erst einmal Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf der Suche nach dem Kribbeln im Bauch und dem Geschmack herzhafter und süßer Leckereien.

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