Solingen Fromme Jecken bei den Katholiken

Solingen · Zwei katholische Solinger Pfarrer, Heinz-Manfred Jansen und Franz-Josef Pitzen, erklären die enge Verbindung zwischen Katholizismus und Karneval und warum sich jeckes Feiern sehr gut mit dem Glauben verträgt.

Pfarrer Franz-Josef Pitzen von der Pfarreiengemeinschaft Solingen-Süd liegt die Karnevalsbegeisterung quasi um Blut: Als Sohn eines Kölners besuchte er zusammen mit seinem Bruder bereits als Kind den Veedelszoch im Stadtteil Nippes. "Das war immer herrlich", lacht er. Zugleich war Familie Pitzen in ihrer Gemeinde engagiert. "Dort haben wir gerne den Pfarrkarneval besucht.

Er war eine feste Säule des Jahres und bot auch für uns Kinder ein Programm", erinnert sich der 53-Jährige. Später setzte Pitzen seine Karnevalsleidenschaft fort, indem er zu einem aktiven Mitglied des Brühler Karnevalsvereins "Ölligspiefe" wurde. 2011 bekleidete er sogar das närrische Amt des Bauern für seinen Verein.

Pfarrer Franz-Josef Pitzen hat immer wieder festgestellt, wie eng Katholizismus und Karneval miteinander verbunden sind. "Karneval ist der Gegensatz zu der am Aschermittwoch beginnenden 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern und gehört fest zur katholischen Tradition", weiß er.

Mit der gesellschaftlichen Ordnung zu kokettieren und bewusst die ausgelassene Fröhlichkeit zu genießen sei als bewusste "Zeit des Fleisches" in Ordnung. "Wichtig finde ich, nicht zu sehr über die Stränge zu schlagen, und getreu dem Motto "Von Zoten frei die Narretei" respektvoll Gott und den Menschen gegenüber zu bleiben."

Dem kann sein Kollege, Prälat Heinz-Manfred Jansen von der Pfarreiengemeinschaft Solingen-West, nur zustimmen. "Karneval und Fastenzeit stehen in einem Kontrast, der die Wirkung beider verstärkt", so Jansen. Die diesseitige Freude an Karneval stehe der Fastenzeit gegenüber, die von den Menschen gleich zweifache Solidarität und damit verbunden Verzicht fordere: "Wir besinnen uns beim Fasten auf unsere Solidarität mit dem leidenden und sterbenden Christus und auch auf jene mit den Armen und Hungernden."

Als Kölner hat der Wahl-Ohligser als Kind und Jugendlicher ebenso gerne Karneval gefeiert wie als Kaplan und Priester. Sogar in der Bütt stand Jansen mit Begeisterung. Heute freut er sich mit den Feiernden, lässt es privat jedoch lieber ruhiger angehen. Traditionell trifft sich Heinz-Manfred Jansen am Rosenmontag stets mit einem befreundeten Priester. So auch in diesem Jahr. Für Pfarrer Franz-Josef Pitzen ist die Session 2013/2014 nicht so stark durch Feiern und Vereinsarbeit geprägt wie sonst. Er wird diesmal an den tollen Tagen für den Priesternotruf Bereitschaftsdienst haben. Ansonsten wäre er morgen beim Karnevalszug in Brühl gewesen und hätte Rosenmontag und Veilchendienstag weitere Vereinsveranstaltungen besucht. Bei der bevorstehenden Fastenzeit muss Pitzen wieder an seine Kindheit zurückdenken, in der die Karnevalssüßigkeiten ab Aschermittwoch bis Ostern nur an Sonntag spärlich ausgegeben wurden. "Vielleicht versuche ich diesmal erneut, während der Fastenzeit auf Schokolade zu verzichten", hat er sich überlegt.

(RP)
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