Solingen Freundeskreis ruft zu "Kippa-Tag" auf

Solingen · Am 14. Mai sollen die Solinger gegen den zunehmenden Antisemitismus protestieren. Für die Jüdische Gemeinde kann dies aber nur ein Anfang sein. Für sie wurde vor allem über muslimischen Hass auf Juden viel zu lange geschwiegen.

Nachdem in den zurückliegenden Wochen vermehrt tätliche Angriffe auf Menschen jüdischen Glaubens bekanntgeworden sind, will der Freundeskreis Solingen-Ness Ziona jetzt ein Zeichen gegen Antisemitismus setzen. So soll der 14. Mai, der 70. Gründungstag des Staates Israel, zu einem sogenannten "Kippa-Tag" genutzt werden, an dem Männer auch in der Klingenstadt aus Solidarität mit jüdischen Bürgern die traditionelle jüdische Kopfbedeckung tragen.

"Es ist eine Schande, dass in unserem Land Menschen jüdischen Glaubens zunehmend auf offener Straße angegriffen werden, weil sie Kippa tragen", sagte der Vorsitzende des Freundeskreises, Bernd Krebs, gestern mit Blick auf die jüngsten, von Muslimen ausgeführten Attacken. Schon seit einigen Wochen hatte sich Krebs, der erst vor kurzem zusammen mit anderen Teilnehmern einer Solinger Delegation von einer Reise in die Partnerstadt Ness Ziona zurückgekehrt war, für einen solchen "Kippa-Tag" stark gemacht.

Dabei ist es für die Initiatoren der Solidaritätsaktion dringend erforderlich, dass sich am 14. Mai so viele Menschen wie möglich beteiligen. Denn nur so könne dem "aufkeimenden Antisemitismus" in Deutschland engegengetreten werden, hieß es jetzt aus dem Freundeskreis Solingen-Ness Ziona, der den "Kippa-Tag" gemeinsam mit dem Wuppertaler Freundschaftsverein mit Beer Sheva koordinieren wird. So sind für 14. Mai alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, um 16 Uhr auf den Platz vor dem Rathaus in Mitte zu kommen. Dort werden sich unter anderem OB Tim Kurzbach, Vertreter des öffentlichen und kirchlichen Lebens sowie weiterer Glaubensrichtungen versammeln.

Leonid Goldberg, Vorsitzender der unter anderem für Solingen zuständigen Jüdischen Kultusgemeinde Wuppertal, begrüßte die Initiative des Freundeskreises gestern prinzipiell. Gleichzeitig mahnte Goldberg aber an, der Kampf gegen den Antisemitismus dürfe keine einmalige Symbolpolitik bleiben. Vielmehr sei es dringend geboten, die zunehmenden Übergriffe sowie die Verantwortlichen dafür klar zu benennen.

"Der Antisemitismus unter den Muslimen ist doch ein Problem, das es nicht seit gestern gibt", sagte Leonid Goldberg im Gespräch mit unserer Redaktion. So sei diese Form des Antisemitismus nicht erst im Zuge der Flüchtlingskrise 2015 nach Deutschland gekommen, sondern grassiere auch unter den bereits länger in der Bundesrepublik ansässigen Muslimen schon einige Zeit - ohne dass die notwendigen politischen Schlüsse daraus gezogen worden seien. Goldberg: "Der Zuzug der Flüchtlinge wirkt jetzt nur verschärfend".

In diesem Zusammenhang erinnerte Goldberg noch einmal an den Brandanschlag auf die Wuppertaler Synagoge im Jahr 2014, der auf das Konto von drei Palästinensern ging. Im späteren Gerichtsverfahren wurden von den Richtern antisemtische Motive der Täter verneint. Was für den Vorsitzenden der Jüdischen Kultusgemeinde im Bergischen zum einen absolut nicht nachvollziehbar, zum anderen aber typisch ist. Bislang sei über die Judenfeindlichkeit bei Muslimen eher geschwiegen worden, betonte Leonid Goldberg. Dies sei oft aus der Angst heraus geschehen, für islamophob oder ausländerfeindlich gehalten zu werden - habe aber auch verhindert, das Problem zu bekämpfen.

(or)
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