Freundeskreis Pina Bausch Auf der Suche nach Lebenspuren

Solingen · Der Freundeskreis Pina Bausch zeigt eine filmisch aufbereitete Dokumentation, in der Zeitzeugen zu Wort kommen.

 Präsentieren morgen ihren neuen Dokumentarfilm im Solinger Theater: (v. l.) Sabine Franzen, Milan Grafweg, Anne Grafweg und Thomas Hilbig.

Präsentieren morgen ihren neuen Dokumentarfilm im Solinger Theater: (v. l.) Sabine Franzen, Milan Grafweg, Anne Grafweg und Thomas Hilbig.

Foto: Güdny Schneider-Mombaur

„Die Idee zum Zeitzeugen-Projekt ist unmittelbar im Anschluss an unser multimediales Event Pinas Reise 2016 im Kunstmuseum Solingen ge­boren“, schwärmt Anne Grafweg, selbst Tänzerin, Tanzpädagogin und Vor­sitzende des Solinger Freun­des­kreises Pina Bausch. Nach drei­jähriger Vorbereitungszeit, in der viele Weggefährtinnen, Jugend­freun­de und Bekannte Pina Bauschs interviewt wurden, präsentiert der Verein das interessante Ergebnis in einem etwa 50-minütigen Film am morgigen Sonntag, zum zehnten Todestag der Künst­­lerin, im Theater und Konzert­haus.

1940 in Solingen als Tochter der Wirts­hausbesitzer Anita und August Bausch am Zentral geboren, verlässt Philipine Bausch 1955 Solingen, um in Essen an der Folkwang Hochschule und danach in New York Bühnentanz zu stu­­dieren. In ihrer Geburtsstadt Solingen war sie lange Zeit verges­sen. Pinas künstlerische Heimat wurde Wupper­tal. Ab der Spielzeit 73/74 wurde sie Ballettchefin und ent­wickelte das für die damalige Zeit innovative und anfangs oft provokativ empfundene Tanztheater, das sie zu interna­tio­nalem An­sehen und Erfolg führte.

Der Freundeskreis um Anne Grafweg hat es sich zum Ziel gesetzt, an Pinas Kinder- und Jugendzeit in Solingen zu erinnern und Lebens­spuren der früh­en Jahre zu sammeln. „Wir haben Aufrufe in der lokalen Presse gestartet“, erzählt Vorstandsmitglied Sabine Franzen, „und waren erstaunt über die große Resonanz und die vielen kleinen Geschichten zu Pina, die auch die Zeit der Vierziger und frühen fünfziger Jahre in Solingen sehr anschaulich mach­en.“

Pina ging schon sehr früh ins Kinderballett, das dem damaligen Theater in der alten Stadthalle ange­schlossen war, und ihre Ballett­freundinnen aus dieser Zeit berichten im Zeitzeugenfilm bewundernd, dass sie bereits damals herausragte, über allen schwebte, kleine Rollen im Ballettensemble übernehmen durfte, wovon die anderen Kinder nur träumten. „Der Wunsch nach einer beruflichen Karriere als Tänzerin war in den Fünfzigern für die meisten Solingerinnen tabu, da der Beruf der Tänzerin immer noch als halbseiden und anrüchig eingeschätzt wurde. Pina hatte Glück, dass ihre Eltern offener waren und ihre Lust am Tanz immer unterstützt haben,“ erzählt das heute 89jährige ehemalige Nachbarskind Renate Braun-Schmitz, deren Eltern das Café Müller am Zentral führten, das Pina später in einem ihrer Tanz­theaterstücke auf­leben ließ.

Die Interviews, die Anne Grafweg direkt oder per Scype mit den Zeitzeugen führte, wurden mit Unterstützung meh­rerer Kameraleute gefil­mt, um alle Informationen zu­nächst unverfälscht zu sam­meln, wie das Projektteam be­tont. Aus dem 15-stündigen Roh­ma­terial schnitt Milan Grafweg im Anschluss einen chrono­logisch struk­turierten 50-minü­tigen Doku­men­tar­film und macht das Zeit­zeugen-Projekt so zu einem informa­tiven und unter­haltsamen künst­lerischen Pro­dukt.

Der Pina-Bausch-Freundeskreis um Anne Grafweg freut sich auf die Film­premiere im Theater und Kon­zert­­haus und hat eine abwechs­lungs­reiche Matinée mit Ge­sprä­chen und einer kleinen Perfor­mance mit Bezug zur großen Choreografin Pina Bausch geplant.

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